2000 Stellen betroffen Dieser Umbau wird schmerzhaft für Henkel

Henkel will seine Konsumgütergeschäfte zusammenlegen. Quelle: imago images

Henkel legt sein Waschmittelgeschäft mit der Körper- und Haarpflege zusammen. 2000 Stellen sollen dabei wegfallen, langfristig könnten es noch mehr werden. Der Umbau soll Henkel helfen, wieder stärker zu wachsen.

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Wolfgang König ist Manager durch und durch. Leidenschaft? Andere Menschen verbinden das Wort mit ihren Hobbies, mit Musik oder Fußball. Nicht so König. „Meine Leidenschaft sind Marken, das Unternehmenswachstum voranzutreiben und Rentabilität“, sagt der Henkel-Vorstand vor Investoren. Genau das wolle er für Henkel leisten. Auch wenn das heißt, dass ein Teil seiner Mitarbeiter das Unternehmen wohl verlassen wird.

Henkel kann einen Menschen mit solchen Leidenschaften gebrauchen. Der Konzern schwächelt bei Umsatzwachstum und Gewinn. Coronakrise, Logistikchaos und nun der Rückzug aus Russland setzen dem Konzern zu. Gegenüber der Konkurrenz fällt Henkel langsam zurück.

Vorstandsvorsitzender Carsten Knobel hat deshalb nun Details vorgestellt, wie er den Konzern umbauen und so fit für die Zukunft machen will. Wolfgang König spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der Manager ist erst seit rund einem Jahr bei Henkel, seine Karriere hat er bei Colgate-Palmolive oder Kellog gemacht. Er ist ein Markenexperte. Und als solcher soll er auch bei Henkel den neuen Unternehmensbereich „Consumer Brands“ leiten, in dem die bisher getrennt geführten Geschäfte mit Spül- und Waschmittel (Laundry & Home Care) und Haar- und Körperpflege (Beauty Care) vereinigt werden sollen.

Henkel-Manager Wolfgang König soll beim Konzern den neuen Bereich „Consumer Brands“ leiten. Quelle: Henkel

Der Umbau wird schmerzhaft für Henkel. Viele Marken stehen auf dem Prüfstand – und auch Jobs. 2000 Stellen werden wegfallen, verkündete Henkel heute. Das sind rund zehn Prozent der Jobs in den beiden Sparten. Wie viele der rund 3000 Jobs in Deutschland und der 17.000 Stellen bei Henkel-Standorten im Ausland gefährdet sind, stehe noch nicht fest, erklärte Carsten Knobel. Erst im Herbst sollen die Beschäftigten Klarheit haben. Der Umbau soll in zwei Phasen stattfinden. In einer ersten Phase will Henkel die beiden Sparten zusammenfügen, und die Prozesse in der Verwaltung, bei der Werbung oder der Ansprache von Kunden vereinheitlichen und zusammenführen. Dadurch entstehen Kosten für Einmalaufwendungen in Höhe von 350 Millionen Euro, erklärte König.

In der zweiten Phase will Henkel auch seine Standorte und seine Logistik überprüfen. Aktuell arbeitet Henkel mit 470 Partnern zusammen, die für Henkel zum Beispiel Rohstoffe und Produkte produzieren und verpacken. Die Haarprodukte oder das Waschmittel lagern an 140 Logistikstandorten über die ganze Welt verteilt. Dieses Netzwerk solle bis 2025 angepasst werden, die Lieferwege sollen vereinfacht werden, sodass künftig sowohl Persil als auch Schauma in einem Lastwagen bei den Händlern ankommen, so König. Auch das könnte bedeuten, dass Stellen bei Henkel oder bei Partnern wegfallen.

Natürlich werde es darüber in der Belegschaft und im Unternehmen Diskussionen geben, sagte König vor Investoren. „Veränderungen erzeugen Angst, dagegen können wir nichts unternehmen.“ Der Schritt sei jedoch überfällig, so König. Insbesondere Henkels Geschäft mit Körperpflege kriselt schon lange und galt bereits als Verkaufskandidat.

Schon in den vergangenen Monaten hatte Henkel deshalb unprofitable oder schwach wachsende Marken eingestellt oder sich von Geschäften getrennt. Im Zuge des Umbaus will Henkel nun erneut Marken mit einem Umsatzvolumen von einer Milliarde Euro überprüfen. Die Marken könnten eingestellt werden, oder aber stärker auf Gewinn getrimmt werden, so Knobel.

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Langfristig will der Konzern durch den Umbau Kosten von rund 500 Millionen Euro einsparen und ein Umsatzwachstum von drei bis vier Prozent erzielen. „Es ist kein Sanierungskurs, sondern wir führen zwei Unternehmensbereiche zusammen“, verteidigt Knobel seinen Umbaukurs. Die neue Struktur solle „substanzielle Synergien“ bringen und so Henkel dabei helfen, seine Marken gewinnträchtiger zu machen. Ein Teil der Einsparungen werde in Innovation und Digitalisierung investiert. Außerdem wolle Henkel in den kommenden Jahren auch weiterhin bekannte Marken zukaufen und den Bereich so vergrößern. „Wir müssen erreichen, dass der Verbraucher und die Verbraucherinnen unsere Marken im Handel einfach erwarten und sie auch verlangen“, sagte Knobel.

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