Adidas verkauft Reebok Der Vorhang zu und alle Fragen offen

2006 kaufte Adidas Reebok. Jetzt trennen sich beide wieder. Quelle: dpa

Nun ist es vollbracht – der deutsche Sportkonzern verkauft seine US-Tochter für angeblich 2,1 Milliarden Euro. Doch vieles ist unklar und wichtige Details bleiben im Dunkeln.

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Es ist gerade mal vier Wochen her, da verkündete eine US-Zeitung ziemlich unmissverständlich: ein wichtiger Bieter im Verkaufsdrama um Reebok habe sich aus dem Milliarden-Rennen verabschiedet. Die Authentic Brands Group, ein Konglomerat unterschiedlichster Marken von Brooks Brothers bis Forever 21, gehöre nicht mehr zum Kreis der potenziellen Käufer.

Gerade 30 Tage später ist alles komplett anders – Adidas hat Reebok verkauft. An eben jene Authentic Brands Group. 2,1 Milliarden Euro soll ABG-Chef James („Jamie“) Salter für die kleine Marke aus der Adidas-Gruppe bezahlen.

Wobei – so richtig klar ist der Kaufpreis bei genauem Hinsehen nicht. Selbst Adidas teilt nur mit, der Verkaufspreis belaufe sich „auf bis zu 2,1 Milliarden Euro“. Der Großteil der Summe werde bei Vollzug bezahlt, der Rest, sagt Adidas vage, setze sich aus „aufgeschobenen und bedingten Gegenleistungen“ zusammen.

Vieles bleibt im Ungefähren

Was das genau heißt, verrät der Dax-Konzern nicht. Wie überhaupt vieles an dem Deal, der schon lange erwartet worden war, noch im Ungefähren bleibt. Angeblich hatte ABG-Chef Salter im Bieterrennen zunächst nur eine Milliarde Dollar zahlen wollen; wieviel er nun wirklich auf den Tisch legt und wie weit ihm Adidas entgegenkommt, kurz gesagt: wie hoch genau der Kaufpreis am Ende ist, der dann an die Aktionäre ausgeschüttet werden soll, bleibt heute jedenfalls noch offen.

Gleiches gilt für die Zukunft von Reebok. Salter ist in den USA vor allem als ein Lizenz-Händler bekannt. Er und die ABG hatten sich in der ersten Phase des Verkaufsprozesses dem Vernehmen nach daher mit einem Hersteller zusammengetan, Wolverine Worldwide, der Mutter von Marken wie Hush Puppies und Merrell-Schuhen.

Mit ihm an seiner Seite hätte Salter etwa Zugang zu den Schuhproduzenten in Asien gehabt und dank Größenvorteilen in der Beschaffung auch Preisvorteile für Reebok erzielt, wie es die Marke unter dem Adidas-Dach gewöhnt war.

Arbeitsplätze bedroht

Von Wolverine ist jedoch nun in der Mitteilung von Adidas nirgendwo mehr die Rede mehr. Wäre Wolverine als ABG-Partner tatsächlich nicht mehr dabei – was heißt das nun für Reebok? Im für die Marke und die Mitarbeiter schlimmsten Fall kann es bedeuten, dass der Lizenzhändler ABG Reebok nur noch als Markenhülle weiterführt, das Archiv mit Retromodellen ausschlachtet und vor allem beim Personal spart. Das würde den Verlust von hunderten von Stellen bei Reebok bedeuten.

In der gemeinsamen Mitteilung gibt sich Salter zum Thema sehr vage. Schwadroniert von der „Ehre, mit der Fortführung des Erbes von Reebok betraut zu werden“. Er sagt zwar auch, was er bewahren will. Doch viel Materielles fällt ihm dazu offenbar nicht ein. Stattdessen nennt er „die Integrität“, „den Innovationsgeist“ und „die Werte von Reebok“. Klingt ja klasse. Die Mitarbeiter von Reebok hätten jedoch mit Sicherheit viel lieber von ihm gehört, ob sie ihre Stellen behalten.

Aufs Engste verwoben

Wie genau nun die Trennung von der Adidas-Gruppe vollzogen wird, wie lange der Prozess dauert, der den Konzern in den kommenden Jahren noch zig Millionen Euro kosten soll, verraten die beiden Seiten nicht. Reebok war tief eingebunden in die Konzernstruktur der großen deutschen Mutter, von der Produktion bis zum Vertrieb. Wie dieses Geflecht nun auseinander gedröselt werden wird – man darf gespannt sein.

Nun haben Kasper Rorsted und die Adidas-Gruppe also Vollzug verkündet, und, ja, damit endet ein langes Martyrium. Es gehörte schon fast zum Standard-Repertoire, auf Bilanzkonferenzen des Dax-Konzerns nach dem Verkauf der US-Tochter zu fragen. Das erging nicht erst Rorsted so, das war schon unter seinem Vorgänger Herbert Hainer der Fall, der den Herzogenaurachern Reebok einst vor 15 Jahren mit der kühnen und mit 3,8 Milliarden Dollar arg teuren Übernahme eingebrockt hatte.

Dieses Kapitel nun sauber zu beenden ist die Aufgabe von Rorsted. Dabei hat sich der Adidas-Chef weit aus dem Fenster gelehnt, er wolle Reebok und dessen Mannschaft in gute Hände abgeben, möglichst als Ganzes erhalten. Ob ihm das gelungen ist, ist allerdings nicht sicher – die vage Mitteilung allein und das fehlende Bekenntnis von James Salter jedoch geben aus Reebok-Sicht Anlass zu Sorge. Es bleibt an den Verkaufspartnern das Gegenteil zu beweisen.

Mehr zum Thema: Nach einer langen Kette von Fehlern will sich Adidas vom einstigen Hoffnungsträger Reebok trennen. Das Scheitern bei der US-Marke offenbart Schwächen der Konzernspitze um Kasper Rorsted.

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