Bertelsmann Der mächtigste Bücher-Boss der Welt

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Vier Stoßrichtungen

Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Bertelsmann Quelle: dpa

Denn auch der eloquente Tennisspieler, den der damalige Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski entdeckt und 2008 an ambitionierten Konkurrenten vorbei überraschend zum Random-House-Chef befördert hatte, steht unter Beobachtung: Ostrowski-Nachfolger Thomas Rabe, der den schon seit bald zehn Jahren immer wieder anvisierten Deal mit Pearson-Chefin Marjorie Scardino maßgeblich einfädelte, verspricht sich viel von der Verbindung. Rabe, der mit der Fusion seine erste echte Duftmarke an der Konzernspitze setzt, macht keinen Hehl daraus, den Bertelsmann-Anteil von 53 Prozent spätestens nach der vereinbarten Haltefrist von drei Jahren aufstocken zu wollen. Bislang strebten die Gütersloher bei ihren Beteiligungen stets möglichst 100 Prozent an.

Vier wesentliche Stoßrichtungen hat Dohle, den ein früherer Chef wohlwollend einen „intelligenten Menschenfänger“ nennt, ausgegeben, um mit Penguin Random House eine Wachstumsstory für das Mutterhaus zu schreiben:

  • Da der Trend in der digitalen Wirtschaft zur Größe geht, wollen Random House und Penguin ein Gegengewicht schaffen zu Amazon und Co. Statt auf Konfrontation setzt Dohle jedoch auf Kooperation: „Die Westküstengiganten sind für Random House heute schon wichtige Kunden und gute Partner. Sie werden nach dem Zusammenschluss noch wichtiger für uns, weil wir mit ihnen noch mehr Umsatz machen werden.“ Immerhin verfügt Dohle künftig über noch mehr prominente Autoren, von Stephen King und Zadie Smith bis Walter Moers und Elke Heidenreich und Klassiker wie George Orwell, auf die kaum ein Vertriebspartner verzichten kann. Ein eigenes Lesegerät, wie kolportiert, plant Dohle aber nicht: „Den Kampf um die besten Lesegeräte machen wir nicht mit.“

Mehr Dialog mit den Lesern

  • Stärker als je zuvor will er zusätzlich den direkten Draht zum Leser spannen. Früher hätten sich Verlagen allein darauf konzentriert, den Handel anzusprechen, der die Bücher verkauft: „In der Branche findet beim Thema Marketing ein gewaltiger Umschwung statt. Penguin Random House kann diesen Paradigmenwechsel massiv vorantreiben.“ Autoren können etwa über ihre eigenen Web-Sites direkt mit den Lesern in Kontakt treten und ihren Fans bei Bedarf Hintergrundinformationen zu ihren Büchern liefern. Dies werde das Buchmarketing spürbar verändern.
  • Außen vor lassen kann und will Dohle den Buchhandel aber nicht: „Wir glauben an die Zukunft des physischen und stationären Buchhandels. Bei allen Herausforderungen gehören der stationäre Handel und das gedruckte Buch auch in Zukunft zum Kern unserer Strategie.“ Random House investiere daher verstärkt „in die Effizienz der Buchlogistik“. Dem nordamerikanischen Buchhandel könne der Konzern helfen, die Bücher noch schneller ins Buchregal zu bringen und Vorräte zu reduzieren, sagt Dohle, der sich vor seinem Sprung an die Verlagsspitze bei der Bertelsmann-Tochter Arvato um Buchlogistik und Druck kümmerte. Statt Bücher auf Lager zu legen und so dringend gebrauchtes Kapital zu binden, wolle er helfen „im stationären Buchhandel Cash frei zu setzen, damit er profitabler arbeiten kann“.
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