Denn bei aller Kleinteiligkeit, die mit der Spreizung der Marke auf Zielgruppen einhergeht, achten Hainer und seine Mannschaft penibel darauf, dass Adidas in erster Linie weiter als Sportmarke wahrgenommen wird: „75 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit Sportschuhen und Trikots“, sagt der Vorstandschef, „aber das Sportsegment profitiert natürlich auch sehr stark von unserem Erfolg im Modesegment. Beide Seiten befruchten sich gegenseitig: Unsere Kunden kaufen nicht den Trainingsanzug oder das T-Shirt von Adidas, sie kaufen sich die Marke.“ Was im Rückblick logisch und folgerichtig klingt, war in der Praxis tatsächlich eine fortgeschrittene Übung in Versuch und Irrtum.
Klassisches Dreiblatt
Jugendliche Snowboardfahrer etwa, die eine sehr eigene Subkultur bilden, mit eigenen Stars, Ritualen und Gewohnheiten und einer eingebauten Skepsis gegenüber Massenmarken, bedient Adidas etwa seit Kurzem mit Schuhen und Klamotten unter dem Original-Label, dem klassischen Dreiblatt, das eigentlich der Mode vorbehalten ist.
Nach zuvor fehlgeschlagenen Versuchen, in dem Segment Fuß zu fassen, setzen die Franken jetzt auf die Credibility, die Glaubwürdigkeit, die das Retrologo bei vielen Leuten in der Snowboardszene genießt. „Wir hatten die Chance, die Markenarchitektur über Jahre immer weiter zu entwickeln und zu verfeinern“, sagt Stamminger heute, „und wir lernen stets dazu, was der Konsument von der Marke Adidas annimmt und was nicht.“
Derzeit läuft denn auch neben dem Neustart beim Thema Snowboarding ein weiterer dieser Versuche. Bislang rüstete Adidas in seiner Kooperation mit Porsche Design nur Männer mit hochwertigen Daunenparkas und aufwendig konstruierten Laufschuhen zu Preisen oberhalb von 300 Euro aus. Doch nun führen die Herzogenauracher in der Sparte Sport Style, die seit Mitte 2010 der renommierte Designer Dirk Schönberger als Kreativchef mitverantwortet, eine eigene Porsche-Design-Linie für Damen ein: „Wir testen, was geht“, sagt Stamminger und grinst. „Ich sagte immer zu unseren Leuten: Zeigt mir den Erfolg bei Porsche Design für Männer. Sobald das klappt, können wir über eine Erweiterung in den Damenbereich sprechen – und genau das machen wir jetzt.“