Computerausfall Ein Reise-Chaos bei British Airways – und viele Fragen

British Airways musste zuletzt Hunderte Flüge streichen. Schuld soll der Zusammenbruch der IT-Systeme sein. Nur einen Teil der Flüge hat die Airline wieder aufgenommen. Was Sie über die Störungen wissen müssen.

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Flugzeuge am Boden: Probleme bei der Stromversorgung sollen bei der Airline zu einem Reise-Chaos geführt haben, teilt der Konzern mit. Quelle: AP

Frankfurt Ein Ausfall der IT-Systeme hat dafür gesorgt, dass am Samstag und Sonntag der Flugverkehr der zu britisch-spanischen IAG-Gruppe gehörenden British Airways nahezu zum Erliegen gekommen ist. Tausende Passagiere saßen fest und warten teilweise bis jetzt auf ihren Flug. Auch am Montag mussten bis zum späten Vormittag 13 Kurzstrecken-Verbindung ab dem Londoner Airport Heathrow abgesagt werden.

Was ist die Ursache für den Ausfall gewesen?
British Airways spricht von einem Problem in der Stromversorgung. Details gibt die Airline nicht preis, was irritierend ist. Erstens sollte mehr als zwei Tage nach Beginn der Störung feststehen, was diese verursacht hat. Zweitens sind IT-Systeme in Unternehmen – vor allem jene, die für das Geschäft unabdingbar sind – besonders gesichert. Sie besitzen zum einen eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), etwa ein Dieselaggregat, das im Falle eines Stromausfalls einspringt. Zum anderen sind solche Systeme redundant ausgelegt. Sprich: Es gibt ein komplett unabhängiges zweites System, häufig sogar an einem anderen Ort. Warum beide Sicherungen offensichtlich nicht funktionierten, ist bislang ein Rätsel, ebenso die Tatsache, dass es so lange dauerte, die Systeme wieder hochzufahren.

Können auch Hacker für den Ausfall verantwortlich sein?
British Airways gibt offiziell bekannt, dass es bislang keine Indizien dafür gibt. Aber Hacker müssen nicht zwangsläufig direkt die IT-Systeme attackieren. Sie können auch die Stromversorgung angreifen. Deshalb sollte die Erklärung von British Airways zumindest mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden.

Hat British Airways zu viel gespart, wie es die Gewerkschaften behaupten?
Ob die Auslagerung großer Teile der IT nach Indien im vergangenen Jahr mitverantwortlich für den Ausfall ist, ist schwer zu sagen. Die meisten Airlines lassen ihre IT durch externe Partner betreuen. Das ist mittlerweile Standard in der Luftfahrt. Darauf verweist auch British Airways. Die IT-Versorgung sei global und durch eine ganze Reihe von Zulieferern gewährleistet. Das sei übliche Praxis in allen Industrien, heißt es in der Konzernzentrale. Dennoch muss British Airways bei der Aufarbeitung der Krise zwei zentrale Fragen beantworten: Hat die Auslagerung die Systeme angreifbarer gemacht? Und: Was muss an den Notfallplänen geändert werden, damit sich ein solches Desaster nicht wiederholt?

Kann das auch anderen Fluggesellschaften passieren?
Grundsätzlich ja. Erst im August vergangenen Jahres stoppte ebenfalls ein Stromausfall die IT-Systeme der US-Airline Delta. Auch hier waren massive Flugausfälle die Folge. Wie stark etwa eine Lufthansa gefährdet ist, ist schwer zu sagen. Die IT-Systeme von Lufthansa werden hauptsächlich von IBM gesteuert, in einem großen unterirdischen Rechenzentrum in der Nähe des Flughafens Frankfurt. Die Systeme sind redundant ausgelegt – und es gibt eine Notstromversorgung. Damit sollte Lufthansa eigentlich ausreichend Vorsorge vor einem ähnlichen Debakel getroffen haben. Aber eine absolute Sicherheit gibt es nicht.

Was tut British Airways nun für die Passagiere?
Passagiere, deren Flug gestrichen wurde, können eine komplette Rückerstattung des Ticketpreises oder eine kostenlose Umbuchung verlangen. British Airways hat dazu angekündigt, die Umbuchung deutlich zu vereinfachen, sprich die Bedingungen für einen Wechsel auf einen anderen Flug sollen gelockert werden, um den gestrandeten Fluggästen mehr Flexibilität zu geben. So soll es zum Beispiel möglich sein, auf Ersatzflüge bis Ende November diesen Jahres zu wechseln. Der Europäische Gerichtshof hat übrigens im September 2015 festgelegt, dass unerwartete technische Probleme keine außergewöhnlichen Umstände sind, die die Airlines von Kompensationszahlungen befreien. Das gilt nur für Wetterstörungen oder Streiks. Sprich: Nach EU-Recht ist British Airways in diesem Fall verpflichtet, die Passagiere zu entschädigen. Und noch ist der Brexit nicht vollzogen, noch gilt in Großbritannien dieses EU-Recht.

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