"Geld zurück"-Lotterie Die Versicherer des Glücks

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Absicherung der Risiken

2,5 Prozent der Kunden lagen mit ihrem Tipp Deutschland gegen Argentinien richtig. Eine Gesamtsumme, wieviel insgesamt rückerstattet wurde, will Media Markt nicht nennen. „Bricht man es auf die einzelnen Kunden herunter, so waren es teilweise geringe Beträge, sehr oft aber auch höhere Summen im vierstelligen Euro-Bereich“, erklärt eine Sprecherin.  Detailliert dazu äußern, welche Aktionen Media Markt versichert, will sich das Unternehmen nicht. „Ob wir eine Marketingaktion versichern oder nicht, entscheiden wir von Fall zu Fall“, heißt es von Seiten des Unternehmens. „Wir versichern solche Aktionen nicht generell, sondern wägen die Risiken vorher ab.“

Das Geschäft mit dem Wetter

Der Clou für die Unternehmen ist die Hebelwirkung: ohne die Versicherung können die Händler nur ein begrenztes Werbebudget einplanen. Riskante Aktionen wie die Wetter-Wette könnten sogar die Existenz gefährden. Setzen sie aber dieses Budget als Prämie für eine Police ein, können sie ein Vielfaches dieses Betrages ausloben, weil schließlich bei Eintreten eines Ereignisses die Versicherung einspringt.

Einer, der sich mit der Absicherung dieser Risiken beschäftigt, ist Alexander Strehl. Wenn für viele Schüler Stochastik ein im Lehrbuch stehender Alptraum ist, war Mathe für ihn das liebste Fach. Heute beschäftigt sich der 37-Jährige auch beruflich mit Wahrscheinlichkeitsberechnungen, Statistiken – und mit dem Wetterbericht. Dass es sich bei den Wetter-Wetten genau genommen gar nicht um eine Wette handelt, ist ihm wichtig zu betonen. Er nennt das „Promotions“.

Für den Versicherungsdienstleister SRC Special Risk Consortium erstellt der Wirtschaftsingenieur Versicherungspolicen für Unternehmen, die sich gegen die Risiken bei Werbeaktionen absichern wollen. SRC ist eines der wenigen Dienstleister in Deutschland, die sich auf diese Versicherung spezialisiert haben. Sie schließen im Namen der großen Versicherer wie beispielsweise der Munich Re Versicherungen ab. Strehl schätzt, dass jährlich in Deutschland rund tausend Promotions versichert werden – ein Nischenprodukt in der Versicherungsszene also. Doch genaue Zahlen, wie groß der Markt tatsächlich ist, gibt es nicht.

Strehl´s Job ist es, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, ob es am Nikolaustag schneit oder Deutschland Weltmeister wird. Danach berechnet sich dann die Prämie für Kunden: Je höher die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis auch eintritt, desto höher auch das Risiko für die Versicherung, desto höher die Prämie. Zwischen fünf und zwölf Prozent der Versicherungssumme muss der Versicherungsnehmer zahlen. 

Auch mal gewinnen dürfen

Die Prämie hat Hans Mehringer gerne bezahlt. Sicher, die Schnee-Wette des Küchenstudios hätte mehr Aufmerksamkeit bekommen, hätte es tatsächlich geschneit. Für ihn war die Promotion aber auch ohne Schnee ein großer Erfolg, sagt er. 46 Kunden haben auf Grund dieser Aktion bei ihm Küchen gekauft. Deshalb hat der Küchenstudio-Chef vor einigen Wochen auch zur Regen-Wette ausgerufen und hofft dieses Mal auf kräftigen Regen am 1. April.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden auch gewinnen können, muss immer noch im Bereich des Möglichen bleiben. „Wenn es nie zu einem Gewinn kommen würde, wären die Promotions für die Veranstalter doch unattraktiv“, erklärt Alexander Strehl. „Denn kommt es zum Gewinn, berichten auch die Medien darüber.“ Und deshalb würden Unternehmen das ja machen.

Ein lachendes und ein weinendes Auge hatte Alexander Strehl übrigens im vergangenen Jahr bei den WM-Promotions, die er versichert hatte: Ein Lachendes, weil Deutschland Weltmeister wurde. Ein Weinendes, weil Deutschland Weltmeister wurde – und die Versicherung für viele Promotion-Aktionen einspringen musste.

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