Hauptversammlung Beiersdorf-Aktionäre scheitern mit Ruf nach höherer Dividende

Seit Jahren kritisieren Kleinaktionäre des Nivea-Herstellers die bei 70 Cent festgenagelte Ausschüttung. Doch Großaktionär Herz bleibt hart.

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Erstmals seit Jahren verzeichnete der Dax-Konzern bei der Anlage seines milliardenschweren Vermögens einen Verlust. Quelle: dpa

Hamburg Im Statement von Hansgeorg Martius schwang etwas Resignation mit: „Ich begleite Beiersdorf ja schon lange und habe mich an ihre guten Zahlen und Ihre schlechten Dividenden gewöhnt“, sagte der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) am Mittwoch in Hamburg.

Tatsächlich kritisieren die Lobbyisten der Kleinaktionäre regelmäßig auf den Hauptversammlungen des Nivea-Herstellers die seit Jahren bei 70 Cent verharrende Dividende. Doch sie können den bestimmenden Großaktionär Michael Herz nicht erweichen.

Dabei hatten die Kleinaktionäre diesmal ein neues Argument auf ihrer Seite: Erstmals seit Jahren verzeichnete der Dax-Konzern bei der Anlage seines milliardenschweren Vermögens einen Verlust. Um 68 Millionen Euro drückt der Finanzbereich den Jahresüberschuss von insgesamt 689 Millionen Euro, die zur Verteilung an die Aktionäre zur Verfügung stehen. Tatsächlich schüttet der Konzern aber wie in den Vorjahren nur 159 Millionen Euro aus. Der Rest bleibt im Konzern.

„Es kann nicht zweckmäßig sein, einen Milliardenberg an Cash vor sich herzuschieben und dann einen Anlageverlust zu erzielen“, kritisierte Steffen Kraus von Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Vorstandschef Stefan Heidenreich solle eine Akquisition angehen – selbst wenn er einen Anfangsverlust einplanen müsse. „Es ist besser, ein Risiko einzugehen, als Geldberge aufzubauen“, sagte Kraus. Er forderte zudem, die Dividende auf über einen Euro anzuheben.

Er setzte dabei Hoffnung in die künftige Finanzchefin Dessi Temperley, die im Sommer Jesper Andersen nachfolgen soll. Die gebürtige Bulgarin und langjährige Nestlé-Managerin stellte sich den Aktionären erstmals persönlich vor. Auf inhaltliche Fragen ging sie jedoch nicht ein. Ihr scheidender Vorgänger Andersen sagte, er freue sich „auf eine neue Herausforderung“. Offenbar wechselt er in den Bereich Private Equity.

Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath verabschiedete Andersen mit einem Dank und lockeren Worten: „Ich hoffe, dass es bei Ihnen im Spaß und im Materiellen glänzend ausgehen wird.“

„Chapeau, dass Sie so eine qualifizierte Person gefunden haben“, lobte DSW-Sprecher Kraus die Berufung der ersten Frau in den Beiersdorf-Vorstand. „Vielleicht leitet sie ja auch die Wende bei der Dividendenpolitik ein.“ Ebenso wie SdK-Mann Martius, der eigentlich eine auf 50 Prozent verdoppelte Ausschüttung forderte, kündigte er jedoch an, dem Dividendenvorschlag diesmal zuzustimmen.

Einen Unterschied macht das nicht: Großaktionär Herz hält über die Hälfte der Stimmrechte und kann im Grunde allein über die Dividende bestimmen. Herz hielt sich wie immer bei der Beiersdorf-Hauptversammlung in der zweiten Reihe auf dem Podium.

Ein weiterer Kleinaktionär forderte ebenso wie SdK-Vertreter Martius eine Gratisaktie neben der „Spardividende“. Dies sichere zudem den Platz von Beiersdorf im Leitindex Dax ab. Trotz der neuen Finanzchefin forderten die Vertreterinnen des Deutschen Juristinnenbunds, die sich seit Jahren auf vielen Hauptversammlungen für mehr Frauen im Vorstand stark machen, weitere weibliche Spitzenmanagerinnen.

„Ihr Unternehmen hat geschätzt 80 Prozent Frauenanteil – warum nicht auch 80 Prozent Frauen im Vorstand?“, fragte Gerda Joswig. Die Juristin lobte aber, Beiersdorf habe sei seinem selbst gesetztes Ziel von mindestens 35 Prozent Frauen im Vorstand bis 2022 deutlich näher gekommen.

Beiersdorf-Chef Stefan Heidenreich sagte erneut, Beiersdorf schaue nach Zukaufgelegenheiten, habe aber bislang keine passenden größeren Unternehmen gefunden. Er deutete zudem an, Beiersdorf könne seine Prognose, die bislang eine stagnierende Marge vorsieht, im Laufe des Jahres wie in den Vorjahren anheben.

Konkretere Hoffnungen verband er mit dem Fußballspiel am Abend: Er hoffe auf eine Niederlage für Bayern München. Das erhöhe die Chance, dass die beiden von Nivea-Werbepartner Real Madrid und FC Liverpool im Finale gegeneinander antreten, scherzte er.

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