Der Markt für Kaffeekapseln in Deutschland boomt. Und kein anderer agiert darauf so erfolgreich wie der Lebensmittelkonzern Nestlé, der dank Hollywood-Star George Clooney als Imageträger mit seinen Edel-Kaffeekapseln der Marke Nespresso Milliardenumsätze macht. Das ist Konkurrent Tchibo schon lange ein Dorn im Auge. Tchibo will jetzt angreifen. Aber auch ein Start-up aus Norddeutschland will Clooney und Co. Konkurrenz machen.
Der Siegeszug der Kaffee-Pads- und Kaffee-Kapseln begann in den 90er Jahren. Seit 1991 bietet Nestlé mit Partner Krups das Kapsel-System an, das Filmstar Clooney so gekonnt ins Szene setzt. 2006 verkaufte Nestlé weltweit etwa drei Milliarden Kaffeekapseln, 2010 waren es schon fast fünf Milliarden.
Obwohl der Kaffee aus der Kapsel im Vergleich zum herkömmlichen Filterkaffee um ein Vielfaches teurer ist, wird er immer beliebter. Allein im vergangenen Jahr wuchs der Markt nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes um rund 30 Prozent. Seit dem Jahr 2005 hat sich der Konsum von Pads und Kapseln sogar verfünffacht. 2011 wurden 37.650 Tonnen Kapselkaffee aufgebrüht.
Kein anderer Zweig im Kaffeegeschäft wächst so rasant. "Ein Ende des Booms ist nicht erkennbar", sagte Holger Preibisch Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbands, kürzlich der Zeitung Die Welt. "Der Konsument liebt zum einen den Lifestylefaktor, den die Kapselmaschinen vermitteln. Zum anderen schätzt der Kaffeetrinker hierbei die unkomplizierte und zugleich hochwertige Art der Zubereitung für exakt eine Tasse Kaffee." Auch für 2012 rechnen Experten mit einem Zuwachs von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nespresso ist bestens vorbereitet, in Schwerin bauen die Schweizer ein neues Werk.
Doch Konkurrent Tchibo ist dicht auf den Fersen. Die Hamburger sind im Kaffeeverkauf hierzulande die Nummer eins - nur im Kapselmarkt besetzen die Schweizer den Thron. Klar, dass das an die Ehre der Kaffeeröster geht. Man brauche für den eigenen Erfolg jedoch keinen Superstar wie Clooney, sagt der für das Kapsel-Geschäft verantwortliche Manager Hamid Dastmalchian. Stattdessen will Tchibo mit seinem grünen Image bei den Verbrauchen punkten. Eines der großen Probleme der Kapsel-Hersteller bleiben bisher die Müllberge, die die bunten Aromakapseln verursachen.
Wie "Die Welt" berichtet, arbeitet man bei Tchibo an einer Lösung. Im nächsten Jahr will das Traditionsunternehmen eine Kapsel vorstellen, die ausschließlich aus Kunststoff besteht und auf Aluminium verzichtet. So kann sie als gewöhnlicher Plastikmüll im gelben Sack entsorgt werden. Wie gut Kunststoff das bisher verwendete Aluminium als Aromaschutz ersetzen kann, bleibt abzuwarten. Nespresso-Geschäftsführer Holger Feldmann hält Aluminium von allen getesteten Materialen "für das einzige, mit dem gleichbleibend hochwertiger Kaffee hergestellt werden kann".
Newcomer greift Nespresso an
Mit derart komplexen Problemen ist man in Lilienthal bei Bremen noch nicht beschäftigt. Für Kaffee-Experte Till Robert, Kaufmann Michael Brink und Marketing-Professor Jan Wieseke heißt es erst einmal Fuß fassen im hart umkämpften Markt. Unter dem Namen Zuiano vertreiben die Drei eigene Kaffeekapseln für die Nespresso-Maschinen. "Die Idee kam beim Grillen", berichtet Robert, der seit 15 Jahren als Kaffee-Einkäufer für große deutsche Röster Erfahrungen sammelte.
So trinkt die Welt ihren Kaffee
...trinken ihren Kaffee am liebsten mit Milch
...trinken ihn mit Milch und Zucker
...trinkt den Kaffee schwarz
...genießen ihren Kaffee mit Zucker
Die Newcomer wollen nach seinen Worten nicht nur durch bis zu 30 Prozent niedrigere Preise als Nespresso überzeugen, sondern auch durch Qualität. Er setze auf teuere Kaffeesorten und ein aufwendiges Röstverfahren, sagt Robert. Er und Brink gaben für das Start-up sogar ihren festen Job auf. "Das ist natürlich ein Risiko", sagt der Kaffee-Experte. Doch der boomende Markt lockte.
Aller Anfang ist allerdings schwer. Im Internet schwankt die Einschätzung des Zuiano-Kaffees zwischen "auf Augenhöhe" mit Nespresso nur billiger und "tendenziell wässrig". Anfangs habe es noch Probleme beim Kapseldesign gegeben, räumen die Macher ein. Doch die seien inzwischen ausgeräumt.
Wichtig ist für sie aber nicht nur das Geschäft, sondern auch das soziale Engagement, das sie mit ihrer Arbeit verbinden. Vom Verkaufspreis von 28 Cent je Kapsel geht jeweils ein Cent an ein Kinderheim im brasilianischen Ort Sao Luis, dem Heimatort von Roberts Frau Tricia. Zurzeit sei das noch nicht viel Geld, räumt der kaufmännische Leiter Michael Brink ein. Doch habe man für das Kinderheim Casa da Familia immerhin schon einen neuen Vorratsraum bauen können. Ein anderer schöner Nebeneffekt des Projekts: Uni-Professor Wieseke nutzt die eigene Firma als Lehrmaterial für seine Studenten.
Doch die Konkurrenz ist hart. Eine Vielzahl verschiedener Systeme und Anbieter buhlt um die Gunst der Kunden. Auch Nespresso-kompatible Kapseln gibt es längst nicht mehr nur von Nestlé, sondern auch von Anbietern wie der Ethical Coffee Company (EEC) oder Douwe Egberts. Bei Rewe finden sich Nespresso-Klone inzwischen zuweilen im Sonderangebot sogar schon für 22 Cent das Stück. Das liegt fast 50 Prozent unter den Nespresso-Preisen.
Und wer will, kann sich im Internet inzwischen sogar leere Kapseln für 10 Cent das Stück kaufen, um sie mit seinem Lieblingskaffee zu füllen. Nestlé ist unterdessen längst einen Schritt weiter. Das Unternehmen will nun mit einem Kapselsystem auch den Tee-Markt erobern.