Leben beim Discounter Warum Aldi jetzt Wohnungen baut

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Handelsflächen im Gegenzug zu neuen Wohnungen

Offenbar geht es vor allem um die Beschränkungen des Baurechts, die die Ansiedlung neuer Läden schwierig machen. So ist in der Berliner Koalitionsvereinbarung eine sogenannte Nachverdichtung und hybride Nutzung von Gebäuden festgeschrieben.

Im Klartext: Damit neue Handelsflächen genehmigt werden, sollen die Unternehmen dazu beitragen, Wohnraum zu schaffen. Mit der Idee liebäugeln auch andere Städte. In Hamburg gab es ebenfalls Wohnungsbau-Projekte von Aldi, die auf eine Forderung der Stadt zurückgingen.

Auch Wettbewerber Lidl betätigt sich in Berlin gezwungenermaßen als Bauherr von Wohnimmobilien: In Prenzlauer Berg entstanden etwa 30 Wohnungen über und neben einer Lidl-Filiale. Am bayerischen Tegernsee baute Lidl 17 Wohnungen, die nach Vorgabe der Kommune besonders erschwinglich sein mussten.

Die umsatzstärksten Discounter Deutschlands

Aldis Pläne in Berlin gehen mit insgesamt 2000 Wohnungen jedoch weit darüber hinaus. „Natürlich ist und bleibt der Lebensmitteleinzelhandel unser Hauptgeschäft“, heißt es bei Aldi Nord dazu. Aber dafür „müssen wir in der Region ein zukunftssicheres Filialnetz entwickeln.“ Größere Verkaufsflächen seien jetzt schon und erst recht in der Zukunft unverzichtbar.

Bislang sahen Händler den privaten Wohnungsmarkt allenfalls als Nebenerwerb, wie bei der Tengelmann-Immobilientochter Trei Real Estate, die über rund 1000 Wohnungen verfügt. Gefloppt ist dagegen schon vor Jahren eine Idee von Ikea.

Mit dem Slogan „Das Zuhause Deines Lebens“ warb der Möbelriese damals um eigenheiminteressierte Kunden. Mit Boklok - übersetzt „Wohne (bo) klug (klok)“ – sollten sich die Deutschen den Traum vom eigenen Haus erfüllen.

Ein Fertighaus mit drei Zimmern auf 100 Quadratmetern sollte weniger als 200.000 Euro kosten. In skandinavischen Ländern war der Ansturm auf die Ikea-Häuser so groß, dass sie an die Käufer verlost wurden. In Deutschland dagegen wurde das Konzept im Jahr 2012 auf Eis gelegt, nachdem innerhalb von zwei Jahren nur acht Häuser verkauft wurden.

„Wir mussten lernen, dass das Thema Hausbau in Deutschland anders funktioniert als etwa in Skandinavien“, sagte Ikea-Geschäftsführer Peter Betzel damals.

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