
WirtschaftsWoche Online: Frau Steinhilber, Kempa ist seit 2013 wieder Ausrüster der deutschen Nationalmannschaft, die ins Viertelfinale eingezogen ist – machen sich die erfreulichen Auftritte des Teams schon bei Ihren Umsatzzahlen bemerkbar?
Melanie Steinhilber: Natürlich erfüllen unsere neun Nationalmannschaften in Katar keinen Selbstzweck. Sie bilden die Grundlage für positive Impulse auf die Marke und letztlich auf den Umsatz. Einen unmittelbaren Effekt erzielt man immer in der Merchandisingware, wenn ein Team besonders erfolgreich ist. Dies stellt sich meist ab dem Erreichen des Viertelfinales ein. Neben dem Merchandising-Business geht es aber vorrangig darum, einen positiven Impuls auf das Teamsportgeschäft und den Individualkauf der Spieler zu geben.
Und – gibt es dort bereits einen WM-Effekt?
Auch wenn sich dieses Geschäft mehr und mehr zu einem Ganzjahres-Geschäft entwickelt, sieht man den Effekt vor allem in den Monaten der Vorbereitung, wenn sich das Gros der Vereine und Spieler mit Textilien, Schuhen und Bällen eindeckt. Was man aber sagen kann, ist, dass wir auf unseren unmittelbaren Kunden, den Sportfachhandel, derzeit einen positiven Effekt erzielen. Momentan findet die Reinverkaufsphase statt, die sehr positiv verläuft.
Welche Chancen haben Neulinge im Handballmarkt, Marken wie die schwedische Salming beispielsweise?
Der Handballmarkt ist natürlich nicht statisch. Marken kommen und gehen. Man kann schlecht Prognosen erstellen, aber letztlich kamen mehr Marken als sich gehalten haben. Andererseits waren auch wir mit Kempa 2002 Newcomer im Handballmarkt und haben uns gehalten und weiterentwickelt.





Inwiefern?
Wir haben im letzten Jahr insbesondere im Textilbereich einen enormen Zuwachs erreicht. Das zeigt, dass man als mittlerweile etablierte Marke mit einem Bekanntheitsgrad von 99 Prozent in der Zielgruppe durchaus Erfolg haben kann, wenn man sich auf sich selbst konzentriert.
Leider läuft die WM nicht bei ARD und ZDF sondern nach einigem Theater bei der Vergabe der TV-Rechte – der Rechteinhaber wollte nicht hinnehmen, dass das TV-Signal über die deutschen Landesgrenzen hinaus sichtbar wird – ausschließlich beim Bezahlsender Sky. Schmerzt Sie das?
Natürlich, denn dass dieses Turnier nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wird, ist für den Handballsport in Deutschland sehr schlecht. Für aktive Handballspieler oder Interessierte ist es zwar nicht ganz so schlimm, denn diese finden meistens Mittel und Wege, Ergebnisse und auch Spiele zu verfolgen. Unsere Zielgruppe verfolgt also das Geschehen, trotz der schlechten Zugänglichkeit.





Wo ist dann das Problem?
Das Problem ist, dass dieser tolle Sport an der breiten Masse vorbei geht, wenn er nur im Bezahlfernsehen läuft. Gerade jetzt, wo die deutsche Handball-Männernationalmannschaft so mitreißend spielt, ist das jammerschade.
Können Ihre Stars das herausreißen?
In Teilen sicher - um das Turnier einzuläuten haben wir, wie auch bei früheren Turnieren, zum Weihnachtsgeschäft ein sogenanntes Pre-Christmas-Programm auf den Markt gebracht. Kernartikel ist immer das Schuh-Sondermodell, das unsere Athleten bei dem Turnier tragen werden, allen voran der Kapitän der Nationalmannschaft, Uwe Gensheimer. Darüber hinaus repräsentiert uns unser langjähriger Partner Stefan Kretzschmar bei all seinen Auftritten.