Staatskonzern Bahn erwägt wieder Börsengang von Arriva oder Schenker

Die Verschuldung des Staatskonzerns nimmt weiter zu. Bahnchef Lutz bringt da wieder einen Börsengang von Tochterfirmen ins Gespräch.

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Die Logistiksparte der Deutschen Bahn sollte bereits vor zwei Jahren an die Börse gehen, ist aber nach dem Brexit am Widerstand der Politik gescheitert. Quelle: dpa

Frankfurt Die Deutsche Bahn erwägt angesichts steigender Schulden einen Börsengang der Auslandstochter Arriva oder der Logistiksparte Schenker. „Es kann durchaus sein, dass diese alten Pläne - jedenfalls von unserer Seite aus - wieder auf den Tisch gelegt werden“, sagte Bahnchef Richard Lutz am Montagabend in Frankfurt im Wirtschaftspresseclub ICFW.

„Beide Unternehmen sind sicherlich interessant und attraktiv, was die aktuelle Performance und die künftigen Wachstumsaussichten angeht.“ Die Börsenpläne der britischen Tochter Arriva, in der die Auslandsaktivitäten im Nahverkehr gebündelt sind, und Schenker waren vor zwei Jahren nach dem Brexit-Votum auch am Widerstand der Politik gescheitert. Stattdessen erhielt der Konzern eine milliardenschwere Finanzspritze aus der Staatskasse.

Doch die Verschuldung der Bahn wächst weiter und nähert sich der Marke von 20 Milliarden Euro, gleichzeitig steigt der Investitionsbedarf. „Es ist erkennbar, dass wir weit mehr Geld in die Hand nehmen müssen für Qualität, für Pünktlichkeit, für die Zuverlässigkeit des Systems, für zusätzliche Fahrzeuge und auch für zusätzliches Personal“, sagte Lutz.

Wie man mit der Verschuldung umgehe, werde in den kommenden Wochen in den Diskussionen um die Mittelfristplanung sicherlich eine Rolle spielen. Die Situation habe sich aber nicht dramatisch zugespitzt, die Liquidität liege bei vier Milliarden Euro.

Die Logistiksparte Schenker macht mit zuletzt gut 16 Milliarden Euro mehr als ein Drittel des Bahn-Umsatzes. Zudem macht Schenker ebenso wie Arriva zuverlässig Gewinne. Arriva erzielt Erlöse von gut fünf Milliarden Euro. Dagegen hat die Bahn seit Jahren Probleme beim Geschäft in Deutschland, besonders im Schienen-Güterverkehr.

Nach zwei Gewinnwarnungen sieht der Bahnchef nun das Unternehmen auf Kurs, zumindest das gesenkte Gewinnziel für 2018 zu erreichen. Dafür war auch eine Ausgabensperre verhängt worden. Im Moment laufe es einigermaßen stabil auf das nun angepeilte Ergebnis von 2,1 Milliarden Euro zu, sagte Lutz. „Auf der Verschuldungsseite werden wir die 20 Milliarden nicht überschreiten.“

Eine erneute außerordentliche Abschreibung auf den kriselnden Güterverkehr, der weiter rote Zahlen schreibt, fürchtet Lutz derzeit nicht. „Eine Abschreibung im Güterverkehr ist im Moment nicht erkennbar.“ 2015 hatte die Bahn wegen der schlechten Geschäfte 1,3 Milliarden Euro auf die Sparte abschreiben müssen.

Lutz rechnet trotz der zahlreichen Verspätungen und den Klagen über die mangelnde Qualität der Bahn mit weiteren Passagierrekorden – nicht zuletzt wegen der Inbetriebnahme der Neubaustrecke zwischen Berlin und München. „Wir haben einen Fahrgastrekord nach dem anderen. Das wird auch so weitergehen.“

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