Trotz Sparprogramm Gerry Weber enttäuscht mit schwacher Rendite – weitere Filialen schließen

Das Modeunternehmen Gerry Weber bekommt die Kosten nicht in den Griff. Nun sollen es neue Marken die Marge geben – und ein Super-Model.

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Das Traditionsunternehmen will mit neuen Marken neue Kunden gewinnen. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Lage kann nicht der Grund für den Niedergang sein: Die Düsseldorfer Filiale des Modehauses Gerry Weber liegt unweit der Königsallee, in der Nachbarschaft von renommierten Adressen wie Peek & Cloppenburg oder Zara. Trotzdem muss der Laden schließen.

Insgesamt 143 Filialen hat das westfälische Modeunternehmen in den vergangenen zwei Jahren geschlossen. Doch die Zahlen, die Gerry Weber am Dienstag vorlegte, zeigen: Auch die drastische Verkleinerung des Filialnetzes und ein hartes Sanierungsprogramm bringt nicht den erhofften Erfolg: Das Unternehmen erzielte im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 (31. Oktober) nur einen Gewinn vor Zinsen und Steuern Ebit von 10,3 Millionen Euro. Das entspricht bei einem Umsatz von 881 Millionen Euro einer Umsatzrendite von 1,2 Prozent.

Der Aufsichtsrat, in dem auch Firmengründer Gerhard Weber sitzt, hat den Vorstand „mit der Erarbeitung eines Performanceprogrammes zur nachhaltigen Verbesserung der Profitabilität“ beauftragt. Der Aufsichtsrat hofft, dass es dann im zweiten Anlauf dem Vorstand endlich gelingt, den Konzern wieder auf Erfolgskurs zu bringen.

Vorstandschef Ralf Weber betonte, dass „er alle dafür erforderlichen Maßnahmen konsequent umsetzen“ werde. Er kündigte an, dass in den Bereiche Beschaffung, Produktentwicklung und Sortimentsgestaltung sowie die Modernisierung der Marken ansetzten zu wollen. Details nannte er jedoch nicht.

Vor allem bei den Kernmarken Gerry Weber, Taifun, Samoon und der neuen Marke Talkabout lief es schlechter als im Vorjahr. Deren Umsatz sank um 4,4 Prozent auf 687 Millionen Euro. Nur die Tochtergesellschaft Hallhuber, die sich auf jüngere Mode konzentriert, konnte beim Umsatz auf rund 194 (Vorjahr: rund 183) Millionen Euro zulegen.

Und im laufenden Geschäftsjahr sind die Erwartungen von Vorstandschef Weber auch gedämpft. Nicht zuletzt das neue Effizienzprogramm wird das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern auf 10 bis 20 Millionen Euro drücken. Und der prognostizierte Umsatz dürfte sich mit 870 bis 890 Millionen Euro ebenfalls nur auf Vorjahresniveau bewegen.
Das Traditionsunternehmen plagen mehrere Sorgen: Zum einen hat der Konzern in den vergangenen Jahren zu viele Filialen eröffnet, die sich gegenseitig kannibalisiert haben. Außerdem ist die Konkurrenz durch Ketten wie Massimo Dutti und Zara, sowie die Online-Plattformen Zalando und Outlet-Formate wie Saks Off 5th und TK Maxx gewachsen. Gleichzeitig kommen immer weniger Kunden in die Läden. Und Gerry Weber hat es wie andere Modefirmen verpasst, seine Kollektion rechtzeitig zu verjüngen.

Ralf Weber versucht es mit neuen Marken wie Talkabout für eine jüngere Zielgruppe. Außerdem will er mit dem neuen, noch nicht offiziell gestarteten Label „Gr(8)ful“ als Premium-Marke neue Kundinnen gewinnen. Die Kollektion will er nur online verkaufen.

Ralf Weber muss das Unternehmen mit einem neuen Team an der Firmenspitze wieder auf Kurs bringen. Erst trennte er sich Retail-Vorstand Norbert Steinke „mit sofortiger Wirkung“ im Juni vergangenen Jahres. Dann musste auch der langjährige Finanzvorstand David Frink gehen.

Inzwischen hat er seinen langjährigen Finanzchef Jörg Stüber auf den Posten des Finanzvorstands befördert. Und zum 1. April wechselt Johannes Ehling von der Textilkette Ernsting’s Family in den Vorstand als Chief Sales und Chief Digital Officer.

Zudem sichert sich das Modeunternehmen prominente Unterstützung: das tschechische Supermodell Eva Herzigova. Gerade erst wurde der Vertrag mit ihr als Gesicht von Gerry Weber verlängert.

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