Die Übernahme des Berliner Online-Möbelhändlers Home24 ist der nächste Schritt für die wachstumshungrigen Österreicher, die unter dem XXXL-Dach europaweit inzwischen hunderte Einrichtungshäuser betreiben – und immer mehr zum wichtigsten Rivalen für den Möbelprimus Ikea werden. Hinter der XXXL-Erfolgsgeschichte steht der öffentlichkeitsscheue österreichische Unternehmer Andreas Seifert. Interviews gibt er praktisch nie. Nicht einmal Pressefotos existieren von ihm.
Sein Aufstieg beginnt Ende der Siebzigerjahre, als Andreas Seifert und sein inzwischen verstorbener Bruder Richard, zwei promovierte Juristen, das Geschäft ihrer Mutter Gertrude übernehmen. Sie hat 1945 in Oberösterreich eine Möbeltischlerei unter ihrem Mädchennamen Lutz gegründet. Nun bauen die Söhne den Handwerksbetrieb für Bauernmöbel Schritt für Schritt zum Handelskonzern um, überziehen erst Österreich mit Filialen, streben dann, ab 1990, ins Ausland – vor allem nach Deutschland, wo der zersplitterte Markt reif ist für eine Konsolidierung.
Die Seiferts beteiligen sich an den Domäne-Märkten, übernehmen die Kette Mann Mobilia, preschen mit ihrer Discountlinie Mömax vor, schlucken regionale Anbieter und den Billigeinrichter Poco. Zuletzt schluckte das Konglomerat mit dem großen roten Stuhl als Markenzeichen über eine Beteiligungsgesellschaft 50 Prozent am Gelsenkirchener Möbeldiscounter Roller. Und nun also der Onlinespezialist Home24.
Der Chef des Onlinehändlers, Marc Appelhoff, sagte der Nachrichtenagentur dpa, gerade angesichts der aktuellen Konsumflaute werde der neue Investor Home24 mehr Robustheit verschaffen. Das Unternehmen werde bei Einkauf und Logistik von der Unterstützung des Möbelriesen profitieren, aber weiterhin als eigenständiges Unternehmen agieren.
Der Unternehmenssprecher der XXXLutz Gruppe, Thomas Saliger, kündigte an: „Als großer Partner wird XXXLutz Home24 dabei unterstützen, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens in einem unsicheren Marktumfeld zu sichern und auf Basis des innovativen Geschäftsmodells auch in Zukunft Wachstumschancen zu ergreifen.“
Wie viele andere Onlinehändler leidet auch Home24 unter sinkenden Umsätzen, weil die Konsumenten angesichts des Ukrainekrieges und der hohen Inflation ihr Geld zusammenhalten. Home24 selbst hatte erst im Frühjahr die Übernahme der Haushaltswaren-Kette Butlers abgeschlossen. XXXLutz wiederum kann Verstärkung im Digitalgeschäft gut gebrauchen.
Die genauen Bedingungen des Übernahmeangebots sind noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass es keine Mindestannahmeschwelle geben soll. Nach Abschluss der Übernahme will XXXLutz Home24 von der Börse nehmen.
Transparenzhinweis: Der Artikel erschien in erster Version im Oktober 2022. Er wurde im Mai 2023 redaktionell aktualisiert. Wir zeigen ihn aufgrund des Leserinteresses erneut.
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