AB InBev Wie das größte Bierimperium an der WM verdient

AB InBev ist der größte Braukonzern der Welt. Die Bierherstellung ist allerdings Nebensache, denn die Manager betrachten den Konzern als Profitmaschine - da kommt die Fußball-WM gerade recht.

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Die größten deutschen Brauer
Der Markt für alkoholhaltige Biere in Deutschland schrumpft seit Jahren. Trotzdem produzieren deutsche Brauer beachtliche Mengen. Das Branchenmedium Brauwelt hat die absatzstärksten von ihnen aufgelistet. Die folgende Übersicht zeigt die größten Brauereigruppen und Privatbrauereien mit einem Gesamtausstoß über 2,5 Millionen Hektoliter. Zum Vergleich: Ein Hektoliter entspricht 200 0,5-Liter-Bierflaschen. Quelle: Brauwelt (Werte teils geschätzt / Gezählt wurde der Gesamtbierabsatz ohne alkoholfreies Bier und Malztrunk) Quelle: dpa
Platz 10: VeltinsGesamtabsatz: 2,7 Millionen Hektoliter (2012: 2,78 Millionen Hektoliter) Eine Brauerei im Familienhand: die aus dem Sauerland stammende C. & A. VELTINS Brauerei. Der seit 1929 nach Pilsener Brauart produzierende Betrieb hat im letzten Jahr einen leichten Absatz Rückgang feststellen müssen. Grund dafür ist die gesunkenen Nachfrage im Inland, wo mit 2,529 Millionen knapp 100.000 Hektoliter weniger als im Vorjahr verkauft wurden. Quelle: AP
Platz 9: CarlsbergGesamtabsatz: 3,02 Millionen Hektoliter (2012: 2,9 Millionen Hektoliter) Die zur dänischen Carlsberg Gruppe gehörende Marke wird vom Produktionsstandort Kopenhagen mittlerweile in bis zu 140 Länder geliefert. Nach Pilsener Art wird das Bier seit 1904 hergestellt. 2013 setzte die Brauerei 2,88 Millionen Hektoliter in Deutschland ab und 140.000 im Ausland. Quelle: REUTERS
Platz 8: TCB-GruppeGesamtabsatz: 3,1 Millionen Hektoliter (2012: 2,9 Millionen Hektoliter) Die in Frankfurt ansässigen Gesellschaft besteht, mit den Brauereien Feldschlößchen, Brasserie Champigneulles und dem Frankfurter Brauhaus, sowohl aus deutschen als auch französischen Unternehmen. Die Geschichte der Brauereigruppe startete mit dem Aufkauf von Brau & Brunnen im Jahr 2003, die anschließend in die Frankfurter Brauhaus AG umgewandelt wurde. In der heutigen Zusammensetzung besteht die Gruppe erst seit der Akquisition der Marke Feldschlößchen im Jahr 2011. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Inlandsabsatz in 2013 um 200.000 Hektoliter auf 2,9 Millionen gesteigert. Weitere 200.000 Hektoliter wurden exportiert. Quelle: Screenshot
Platz 7: WarsteinerGesamtabsatz: 4,56 Millionen Hektoliter (2012: 4,56 Millionen Hektoliter) Das im Sauerland angesiedelte Unternehmen befindet sich mittlerweile in neunter Generation in Familienbesitz. Die 1753 vom Bauern Antonius Cramer errichtete Brauerei wird mittlerweile von Urenkelin Catharina Cramer geführt. Im vergangenen Jahr setzte Warsteiner schätzungsweise 3.945.000 Hektoliter im Inland ab. Quelle: obs
Platz 6: Brau HoldingGesamtabsatz: 5,5 Millionen Hektoliter (2012: 5,4 Millionen Hektoliter) Die vor allem im Süden Deutschlands bekannten Marken Eku, Kulmbacher und Fürstenberg, setzen mit dem bekannten Zugpferd der Brauereigruppe Paulaner im vergangenen Jahr vorläufig 588 Millionen Euro um. Das ist ein Umsatzrückgang von 13 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Der Absatz in Deutschland stieg jedoch leicht, während das Exportvolumen konstant bei einer Million Hektoliter blieb. Quelle: dpa
Platz 5: KrombacherGesamtabsatz: 5,752 Millionen Hektoliter (2012: 5,678 Millionen Hektoliter) Seit 1803 wird im Siegerland unter dem Namen Crombach Bier gebraut. Erst seit 1890 gibt es jedoch das heute bekannte Krombacher Pilsener. Der Unternehmensgruppe gehören mit Schweppes und Orangina aber auch bekannte nicht-alkoholische Erfrischungsgetränke an. Seine Biere verkauft Krombacher vor allem in Deutschland. Mit 187.000 Hektolitern ist das Exportvolumen vergleichsweise klein. Quelle: dpa

Wenn Ronaldo Luís Nazário de Lima, kurz: Ronaldo, ein Tor schoss, dann feierte er das immer, indem er den Zeigefinger in die Luft streckte. „Mais um“ sollte das heißen, zu Deutsch: „Noch eins“.

Der Fingerzeig des Fußballstars, nicht zu verwechseln mit Cristiano Ronaldo von Real Madrid, war für die Marketingstrategen der brasilianischen Brauerei Brahma die Vorlage – und für die Bierwelt der Beginn einer neuen Zeitrechnung. In Brasiliens Kneipen reicht es heute, den Zeigefinger zu heben, und schon bringt der Kellner das nächste Bier. Und die Werbekampagne mit Ronaldo wurde zur Initialzündung für eine einzigartige Erfolgsgeschichte.

Im Rausch der WM

Denn die Brauerei mit dem Zeigefinger heißt heute nicht mehr Brahma, sondern AB InBev. Und aus dem heruntergewirtschafteten Familienunternehmen von vor 25 Jahren wurde nach Übernahmen und Fusionen ein beinhart geführtes brasilianisch-belgisch-nordamerikanisches Konzerngebilde: weltgrößter Bierproduzent, weltgrößter Getränkekonzern, fünftgrößter Lebensmittelhersteller – mit berühmten Marken wie Beck’s (Deutschland), Bass (England) und Budweiser (USA).

Und als wolle er überschäumen, versucht der Branchenprimus jetzt auch noch, sich an der Fußball-WM zu berauschen, die in zwei Wochen startet.

Bannmeile für anderes Bier

Mit Budweiser als offiziellem Fifa-Sponsor will AB InBev während der Spiele so viel Bier in die Kehlen der Zuschauer spülen wie noch keine Brauerei bei einem Weltkickturnier zuvor. Für den Giganten vom Amazonas setzte der Weltfußballverband Fifa eigens das Verbot des Bierausschanks in den Stadien außer Kraft.

Auch im Umkreis von zwei Kilometern um die Spielstätten herum darf nur Budweiser von AB InBev verkauft werden. Und wer außerhalb der Bannmeile ein Kühles zischt, kommt an AB InBev sowieso kaum vorbei. Ob Brahma, Skol oder Antarctica – fast alle gängigen Biermarken in Brasilien gehören längst zu AB InBev.

Die größten Brauereien der Welt
Eine Reihe frisch gezapfter Gläser Radeberger Bier Quelle: dpa/dpaweb
Zwei Frauen trinken Kirin Bier Quelle: REUTERS
Eine Person hält eine Flasche Yanjing Bier in der Hand Quelle: Creative Commons - daniel-julià-lundgre
Eine Molson-Brauerei in Toronto Quelle: AP
Ein Mann trinkt Corona Bier Quelle: REUTERS
Eine Frau zapft Tsingtao Bier Quelle: AP
Screenshot der Homepage China Resources Quelle: Screenshot

Ist die kommende Fußballpartie nur der Vorgeschmack auf noch mehr Malz, Macht und Moneten? Macht der Gigant bald ein noch größeres Fass auf ? Oder droht nach dem Finale am 13. Juli im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro eher der Kater?

Aufstand der Trinker

Fest steht: Noch braut kein großer Hersteller auf der Welt Bier mit solch einer Rendite. Von jedem Dollar, der in die Konzernkassen von AB InBev fließt, blieben im ersten Quartal 2014 sagenhafte 36 Cent Gewinn vor Abschreibungen und Steuern. Seine Marktmacht erlaubt AB InBev, auch bei schrumpfenden Umsätzen wie 2013 den Profit zu steigern, weil der Marktführer Preiserhöhungen durchsetzen kann.

Der britische Konkurrent SAB Miller, Nummer zwei weltweit, produziert nur rund halb so viel Bier und verzeichnete in den zwölf Monaten bis März 2014 eine Gewinnmarge von 23 Prozent vor Steuern und Abschreibungen, gegenüber 39 Prozent bei InBev im ganzen Jahr 2013.

Unübersehbar ist aber auch: Die rigorose Profitmaximierung erregt Unmut bei vielen Kunden. Wer in Internet-Suchmaschinen „AB InBev“ in Kombination mit Schimpfworten in verschiedenen Sprachen eingibt, kann sich vor Einträgen kaum retten. Besonders empört sind Biertrinker aus Regionen mit jahrhundertelanger Brautradition wie Deutschland, England, Belgien oder den USA.

Feldzug gegen die Konkurrenz

Diese Biere haben die meisten Kalorien
Carlsberg Elephant ist ein Starkbier mit einem Alkoholgehalt von 7,5 Prozent. Es wird nach Pilsener Brauart hergestellt und bringt gut 216 Kalorien pro 330ml mit sich. Quelle: Presse
Das "India Pale Ale " von der britischen Brauerei Greene King's hat ebenfalls 7.5 Umdrehungen und schlägt mit 225 Kalorien pro Flasche zu Buche. Quelle: Presse
Deutlich gehaltvoller - im Sinne von bierbauchfreundlicher - ist Sharp's Honey Spice. Das ebenfalls aus britischen Fässern stammende Bier hat 10 Prozent Alkohol und gut 300 Kalorien pro Flasche. Quelle: Presse
Die Flaschen von Flying Dogs Bier "Horn Dog " sind mit Zeichnungen von Ralph Steadman illustriert und zeigen das Universum des Schriftstellers Hunter S. Thompson. Ein gehörnter Hund warnt Trinker mit schwachen Geschmacksnerven vor dem Bier, das 10.2 Prozent Alkohol und 314 Kalorien pro Flasche hat. Quelle: Presse
Das "Black Chocolate Stout " der Brauerei Brooklyn kommt mit zehn Prozent Alkohol und 320 Kalorien pro Flasche daher. Quelle: Presse
Das "Imperial White " der Boston Beer Company enthält unter anderem Orangen- und Zitronenschale, Pflaume, Paradiesapfel, Koriander, Hibiskus, Vanille und Anis. Ein leichter Obstdrink ist "Imperial White" mit seinen 10.3 Prozent Alkohol und den 328 Kalorien pro Flasche dennoch nicht. Quelle: Presse
Das "Bigfoot Ale " der amerikanischen Sierra Nevada Brewing Company hat mit 9.6 Prozent zwar weniger Kalorien, dafür übertrifft es die anderen Biere mit 330 Kalorien pro Flasche. Quelle: Presse

So verkauft AB InBev in den USA Beck’s Bier, das nicht nach dem Deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebraut wird. Auch geschmacklich soll sich die Abfüllung in den grünen Flaschen mit dem silbergrauen Etikett vom Original aus Bremen unterscheiden, monieren Kenner. In England reduzierte der Konzern unter dem Protest der Boulevardpresse über Nacht den Alkoholgehalt seiner Biere, um Steuern zu sparen.

Biermarkt bricht ein

Zudem stößt der interkontinentale Konzern in den Industrieländern an Grenzen des Wachstums. In den reifen Märkten stagniert der Bierkonsum bestenfalls. Immer mehr junge Menschen trinken lieber Mineralwasser, gesündere Säfte, härtere Schnäpse oder aufputschende Koffein-Drinks.

Auch bevorzugen Bierfans zunehmend regional gebraute Sorten („Craft Beer“). Zwar kaufte AB InBev lokale Hersteller wie Goose Island in Chicago auf, um deren Marken über das konzerneigene Vertriebsnetz als Premiumgetränk zu verkaufen. Doch reicht das, um anspruchsvolle wie misstrauische Kunden in den Industrieländern bei der Stange zu halten?

Selbst das Management des Bierkonzerns räumt ein, dass es vermutlich länger dauern werde, bis die Stammmarken in den etablierten Märkten wieder wachsen werden.

Größter Bierproduzent

Den Aufstieg zur weltgrößten Biermacht mit 40 Milliarden Dollar Umsatz 2013 und einem Ausstoß von 352 Millionen Hektoliter Bier, fast 30-mal so viel wie die größte deutsche Biergruppe Radeberger, verdankt AB InBev gewiss keinem Reinheitsgebot und keiner besonderen Brauexpertise.

Der Erfolg beruht vielmehr auf einem Feldzug gegen die Konkurrenz, wie ihn nur Investmentbanker aushecken – gepaart mit eiskalter Kostenrechnung bar aller Sentimentalitäten des jahrhundertealten Gewerbes.

Vom Banker zum Brauer

Der Vater der Gigantomanie ist Jorge Paulo Lemann, ein brasilianischer Investmentbanker mit Schweizer Pass. Als der heute 74-Jährige 1989 die Brahma-Brauerei in Rio de Janeiro für 60 Millionen Dollar kaufte, wunderten sich seine Kollegen. „Vom Banker zum Brauer?“, fragten sie Lemann verblüfft.

Der ehemalige brasilianische Davis-Cup-Tennisspieler hatte an der US-Elite-Universität Harvard studiert und nach dem Vorbild von Goldman Sachs in den USA in seinem Heimatland eine Investmentbank namens Banco Garantia aufgebaut. Mindestens so erstaunt wie die Finanz- war die Bierzunft, dass mit dem Investmentbanker gleichzeitig ein Asket, der keinen Tropfen Alkohol trinkt, zum Brauer avancierte.

Doch der enthaltsame Neubrauer hatte beobachtet, dass die reichsten Unternehmerclans in Nachbarländern wie Kolumbien, Venezuela, Argentinien und Mexiko durch Bier zu ihrem Vermögen gekommen waren. „Das können nicht alle Genies sein“, überzeugte Lemann seine Partner bei Garantia. „Bier in den Tropen scheint ein lukratives Geschäft zu sein.“

Brauchtum und Privilegien werden abgeschafft

Craft-Bier und andere unübliche Geschmacksrichtungen
Brau Kunst Keller: Honey Ale Quelle: Getty Images
Pink Panther Quelle: Getty Images
Bitburger: Holy Cowl Quelle: Presse
Gievitzer Braumanufaktur: Kirsch-Bier Quelle: Presse
Dju Dju: Banana Beer Quelle: Presse
Wedding Pale Ale Quelle: Julian Schmidt
Brauhaus Goslar: Gose Quelle: Presse

Mit dieser Intention gingen Lemann und seine Firmenjäger ans Werk. Zuerst übernahmen sie mithilfe der Brahma-Brauerei den brasilianischen Konkurrenten Antarctica und fusionierten die beiden Unternehmen zu Ambev. Dadurch entstand der größte Brau- und Getränkekonzern Lateinamerikas.

Ambev wiederum brachten die Lemann-Leute fünf Jahre später mit dem belgischen Brauereikonzern Interbrew zusammen, der damaligen Nummer zwei der Bierwelt, die sich zuvor Beck’s, Diebels und Spaten einverleibt hatte. Sie tauften die neue Großbrauerei InBev und schnappten sich vier Jahre später Anheuser-Busch, den führenden Bierbrauer der USA. Zusammen mit den Initialen des US-Riesen nannten sie den Konzern fortan AB InBev.

Bierbrauende Milliardäre

Die Großübernahmen sorgten dafür, dass heute knapp die Hälfte des Biers weltweit aus einem Kessel von AB InBev stammt. In Lateinamerika kontrolliert der Konzern die Märkte monopolartig. In den USA ist er Marktführer, in Russland die Nummer zwei, in China auf Platz drei und in Deutschland hinter der Oetker-Tochter Radeberger die zweitgrößte Braugruppe mit Marken wie Beck’s, Hasseröder oder Löwenbräu.

Unter den 200 Biersorten des Konzerns sind weltweite Massenmarken wie Budweiser aus den USA (nicht zu verwechseln mit der tschechischen Marke), Stella Artois aus Belgien und Corona aus Mexiko, aber auch kleinere Traditionsmarken wie Franziskaner aus Deutschland oder Boddingtons aus England. Die Investoren an der Wall Street sind begeistert. Der Kurs der AB-InBev-Aktie hat sich seit gut fünf Jahren fast versiebenfacht, an der Börse ist der Konzern so viel wert wie Coca-Cola.

Biertrinker-Nationen der Welt

Die Anleger jubeln über die Aktie aber vor allem, weil die neuen Herren die einstige Brahma-Brauerei zu etwas gemacht haben, was heute ganz AB InBev verkörpert: einen Brauereikonzern, der geführt wird wie eine Investmentbank. Kosten sind Gift, so heißt es in jedem Unternehmen. Bei AB InBev bedeutet dies zum Beispiel: Braumeister, die nach Gefühl den Gärprozess in den Kesseln steuern, sind überflüssig, ebenso Spezialisten, die stundenlang über Hopfensorten fachsimpeln.

Wandel im Unternehmen

Brauchtum und Privilegien sind bei AB InBev abgeschafft. Reservierte Parkplätze für Direktoren gehören der Brahma-Zeit, also der Vergangenheit, an. Bei Anheuser-Busch fielen nur wenige Wochen nach der Übernahme am damaligen Stammsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri die zwei Kästen Freibier für jeden Mitarbeiter weg. Die Flugzeugflotte für die Direktoren gibt es nicht mehr, die Manager sitzen heute in einem großen Raum und nicht mehr in mahagonigetäfelten Büros.

Dabei predigt weder Investmentbanker Lemann noch ein anderer der AB-InBev-Top-Manager Wasser und trinkt Bier. Anheuser-Busch-Chef Carlos Brito etwa fährt am neuen Sitz der Konzerntochter in New York mit der U-Bahn ins Büro, sein Vorgänger wählte noch den Hubschrauber. „Ich brauche kein Freibier oder einen Dienstwagen von meinem Arbeitgeber“, sagt er. „Wenn ich ein Auto will oder einen Kasten Bier, dann kaufe ich mir das.“

So sehr sich das Unternehmen gewandelt hat, so konstant blieb es im Innern. Ob die Investoren des Konzerns oder seine Top-Manager – bis heute haben die gleichen Brasilianer die Hand am Zapfhahn wie bei der Brahma-Brauerei nach der Übernahme.

Neue Märkte in Asien, Lateinamerika und Afrika

Das sind die ungewöhnlichsten Biere der Welt
Hvalur Þorrabjór SteðjaDie isländische Brauerei Stedji hat neben Erdbeerbier und Lakritzbier auch ein ganz spezielles Gebräu im Angebot. "What makes this beer special is that its ingredients is Pure icelandic water, malted barley, hops and sheep shit-smoked whale balls", heißt es auf der Homepage. Das Bier mit geräuchertem Finnwal-Hoden zog - wenig überraschend - den Groll von Tierschützern auf sich. Das Brauhaus Stedji hatte schon 2014 Aufsehen erregt, als es ein Bier aus Walmehl auf den Markt gebracht hatte. Wie damals soll das Getränk mit einem Alkoholgehalt von 5,1 Prozent für das isländische Winter-Fest Thorrablot produziert werden, bei dem die Inselbewohner traditionelle Gerichte wie Schafköpfe oder -hoden verspeisen. Die Walschutzorganisation „Whale and Dolphin Conservation“ in München verurteilte das Vorhaben. 2014 habe die Walfangfirma „Hvalur hf“, mit der die Mini-Brauerei zusammenarbeitet, 137 bedrohte Finnwale getötet, hieß es in einer Mitteilung. „Stedji“ betonte auf seiner Internetseite, alle nötigen Erlaubnisse für Produktion und Verkauf des Bieres eingeholt zu haben. Quelle: Screenshot
Cave Creek Chili BeerAnhand seiner Inhaltsstoffe schon deutlich exotischer ist da Cave Creek Chili Beer. Anders als bei vielen alkoholischen Getränken mit Chiliaroma schwimmt hier die Peperoni in der Flasche. Quelle: Screenshot
McOrkneyMcOrkney schmeckt dagegen bloß nach Whisky. Für den besonderen Geschmack nutzen die Brauer Malz, das in einem Torfofen geräuchert wird. Ganz so wie bei der Whiskyherstellung. Quelle: Screenshot
Samuel Adams Triple BockIm "Triple Bock" der Brauerei Samuel Adams Beer Company kommt Ahornsirup zum Einsatz. Das beschert dem Bier einen Alkoholgehalt von 17,5 Prozent sowie einen süßlichen Geschmack. Quelle: Screenshot
Pink PantherTatsächlich in Deutschland beheimatet ist dagegen "Pink Panther". Das Biermischgetränk mit Hibiskus stammt aus einer kleinen Kölner Brauerei mit dem Namen "Braustelle". Quelle: Screenshot
Flying Fox LagerDas im Himalaja beheimateten "Flying Fox" kommt zwar ohne Blüten aus, dafür wird es aus Gerstenmalz und Reis gebraut. Quelle: Screenshot
Fraoch - Heather AleEine kleine Brauerei nordwestlich von Edinburgh braut das Fraoch/Heather Ale nach historischem Rezept aus dem 16. Jahrhundert. In den Sud des Bieres kommt anstatt Hopfen Gagelstrauch sowie Heidekraut. Quelle: Screenshot

Unter diesem Regime hat AB InBev trotz der Probleme in den Industriestaaten – in Deutschland entwickelt sich der Bierkonsum sogar rückläufig – wie kaum ein anderer Braukonzern weltweit das Zeug, weiter zu wachsen. Denn überall dort, wo die Pro-Kopf-Einkommen steigen, leisten sich die Menschen zunächst einmal mehr und teureres Bier. Das ist in Asien und Lateinamerika so, aber auch Afrika könnte ein wichtiger neuer Absatzmarkt werden.

Das Know-how, diese Märkte zu erobern, hat AB InBev perfektioniert, weil der Konzern als Übernahme- und Profitmaschine konstruiert ist, die eher nebenbei Bier produziert. Die Manager könnten auch Supermarktketten oder Fluggesellschaften aufkaufen, umstrukturieren und auf Gewinnmaximierung trimmen. Sie sind in der Lage, stundenlang über das Geschäft zu reden, ohne ein Wort über Hopfen, Gerste oder Malz zu verlieren.

Seit der Übernahme der Brahma-Brauerei vor 25 Jahren wissen die InBevement-Banker, dass sie nur expandieren können, wenn sie höhere Renditen erzielen als ihre Konkurrenten. Nur so konnten sie zunächst die größere Antarctica in Brasilien und danach den noch größeren Braukonzern Interbrew in Belgien schlucken. Seither zeigen sie, dass sie nicht nur Beteiligungsjäger, sondern auch Konzernschmiede sind.

Als Erste bekamen dies die drei belgischen Adelsfamilien Spoelberch, de Mevius und van Damme zu spüren, die Eigentümer von Interbrew waren. Als die Edelleute mit den Brasilianern zusammengingen, sahen sie darin eine „Fusion unter Gleichen“, nicht zuletzt weil sie durch einen Aktientausch die Mehrheit am neuen Bierriesen AB InBev erhielten. Doch das Kalkül ging nicht auf.

Anders als bei den deutschen Brauereien Beck’s, Diebels und Franziskaner, welche die Belgier zuvor gekauft hatten, erwarben sie mit der Aktienmehrheit an dem Konkurrenten im fernen Brasilien nicht einfach eine weitere Beteiligung mit neuen Biermarken.

Im Gegenteil: Schon bald mussten die Blaublütigen feststellten, dass nicht mehr sie, sondern Lemanns Leute aus São Paulo und Rio de Janeiro am Interbrew-Sitz im belgischen Leuven das Sagen hatten: Bei Finanzen, Einkauf, IT, Marktforschung, Controlling sowie den Märkten Lateinamerika, Nordamerika bis hin zu Belgien saßen bald rund 30 brasilianische Manager an den Schalthebeln und tun dies bis heute.

Manager-Elite Lateinamerikas

Die meisten sind zwischen Ende 20 und Anfang 40 und entstammen einer Managementschule, die Lemann und seine Mitstreiter gegründet hatten; sie ist die beste Brasiliens. Den Südamerikanern gelang es, die Macht in Leuven zu erobern, weil die Hälfte des Profits auf ihrem Kontinent erwirtschaftet wird.

Wer heute bei AB InBev die Entscheidungen trifft, zählt zur absoluten Manager-Elite Lateinamerikas. Unter Bewerbern des ganzen Kontinents siebt der Brauereikonzern jährlich zwei bis drei Dutzend künftige Führungskräfte aus. 2012 wurden von 74.000 Kandidaten am Ende nur 24 genommen. Das Traineeprogramm ist wegen des hohen Wettbewerbs- und Leistungsdrucks bei den Auszubildenden gefürchtet. Schonungslos werden die Schwachen vorgeführt. Wer die wöchentlichen Vorgaben zweimal nicht erreicht, muss gehen.

Rekord-Boni für den Chef

Was Sie für den perfekten Biergenuss brauchen
LagerungAuch wenn es dauert, bis Bier ausflockt, länger als sechs Wochen sollte man es nicht lagern. Starke Temperaturschwankungen tun dem Aroma außerdem nicht gut, also sollte das Bier direkt vom Getränkemarkt in den kühlen, dunklen Keller wandern. Quelle: AP
Die richtige TemperaturEgal, welches Bier Sie mögen - warm schmeckt es ganz sicher nicht. Damit sich alle Aromen entfalten, sollte das Bier deshalb zwischen sieben und neun Grad kühl sein. Und je weniger Alkohol das Getränk hat, desto kälter sollte es sein. Davon, das Bier im Eisfach schnell runterzukühlen, sollte man jedoch absehen, weil sonst die Aromen leiden. Quelle: dpa
EinschenkenDass ein gutes Pils sieben Minuten dauert, ist Quatsch. Richtig ist, dass das Bier nicht in einem Rutsch eingegossen beziehungsweise gezapft werden sollte. Und das Schwenken der Flasche ist nur beim Weizen wirklich sinnvoll, damit sich die Hefe, die sich am Boden abgesetzt hatte, wieder mit dem restlichen Bier mischen kann. Quelle: dpa
Mythos vom billigen DosenbierDosenbier hat kein gutes Image. Dabei ist es - neben dem Fass - das einzige Gefäß, mit dem das lichtscheue Bier luft- und lichtdicht verpackt werden kann. Dosenbier ist also in der Regel nicht schlechter als Bier aus Partyfässchen oder den großen Fässern in der Kneipe. Wegen der Hygiene sollte man das Bier aber trotzdem in ein Glas einschenken. Besucher von Festivals, auf denen Glasverbot herrscht, einmal ausgenommen. Quelle: dpa
Das richtige GlasWer nicht aus der Flasche trinkt, sollte Pils aus der klassischen Biertulpe, Kölsch aus Kölschstangen, Weizen aus Weizengläsern und Schwarzbier aus bauchigen Gläsern trinken. Grundsätzlich gilt: je schwerer das Bier, desto dickwandiger das Gefäß. Quelle: dapd
Reinigung der GläserEs kommt aber nicht nur auf die Lagerung des Bieres und das passende Glas drauf an, sondern auch darauf, wie das Glas gereinigt wurde. Wer seine Biergläser nämlich mit Spülmittel reinigt oder in den Geschirrspüler stellt, muss damit rechnen, dass die Spülmittel mit der Zeit einen Film auf dem Glas bilden. Den schmeckt man zwar nicht, aber es bildet sich auch keine Schaumkrone mehr. Zum perfekten Bier gehört also auch ein Glas, das nur mit heißem, klaren Wasser gespült und nicht mit einem Handtuch getrocknet worden ist. Quelle: AP
Mythos BierbauchDamit vom Bier trinken der Bauch nicht wächst, reicht es, daneben auf Erdnüsse, Chips und den fettigen Mitternachtssnack zu verzichten. Bier selbst hat nämlich weniger Kalorien als Apfelsaft. Ein Glas Bier schlägt mit durchschnittlich sieben Kalorien zu Buche. Je mehr Alkohol das Bier enthält, desto höher ist die Kalorienanzahl. Quelle: KNA

„Wir brauchen risikobereite Menschen, die mit uns wachsen wollen“, sagt Magim Rodriguez, einer der Gründer des Traineeprogramms. Seit 1990 haben nur 600 Trainees das Programm geschafft. Zwei Drittel von ihnen sitzen heute in Führungspositionen des AB-InBev-Konzerns. Die Jobs sind begehrt, wer die Ziele erreicht, wird mit Gewinnbeteiligungen belohnt.

Experten schätzen, dass AB InBev bald zu einer neuen großen Übernahme ausholt, vermutlich in den USA. Denn dort absolvierte Anheuser-Busch-Chef Brito sein Meisterstück, das bis heute Thema in der Branche ist. „Lieber August“, begann der damals 45-Jährige im Mai 2008 einen öffentlichen Brief an August A. Busch IV, den Erben des US-amerikanischen Wettbewerbers Anheuser-Busch.

Doch die artige Anrede war nur reine Formsache. Denn Brito wollte Anheuser-Busch übernehmen. Busch IV hatte den Chefposten in vierter Generation angetreten, obwohl sein damals 71-jähriger Vater ihm den Job nie zugetraut hat.

Das wusste Brito und überzeugte schließlich die Aktionäre, darunter die US-Investmentlegende Warren Buffett. Als wichtigster Einzelaktionär wusste der, dass die Brasilianer aus der größten Brauerei der USA mehr machen würden als der unfähige Nachfahr. Als die Brasilianer für 52 Milliarden Dollar die Ikone der US-Wirtschaft schluckten, nannte der britische „Guardian“ Übervater Lemann „Brewing Banking Brazilian Billionaire“ – brasilianischer, bierbrauender Bankenmilliardär.

Brauerei mit Freizeitpark

Wie viel Banker in ihnen steckt, zeigten die Brauereijäger in der Finanzkrise 2008/09. Trotz größten Misstrauens im Geldgewerbe hielten sie die Banken bei der Stange, kein Institut zog sich aus der Finanzierung der Übernahmen zurück. Im Gegenzug senkten die AB-InBev-Manager bei Anheuser-Busch in nur einem Jahr die Produktionskosten um eine Milliarde Dollar.

Zudem nahmen sie durch den Verkauf des brauereieigenen Freizeitparks „Busch Gardens“ sowie der Töchter im kriselnden Osteuropa und China neun Milliarden Dollar ein. In nur drei statt wie vorgesehen fünf Jahren sind die Schulden unter das vorgegebene Ziel des zweieinhalbfachen operativen Gewinns gesunken.

Dafür bricht der neue Anheuser-Busch-Chef Brito alle Rekorde. 2013 erhielt er 144 Millionen Euro Bonus, noch einmal die gleiche Summe folgt 2019. Die 288 Millionen Euro sind der höchste Bonus, den je ein Vorstandschef erhalten hat. Und auch Britos Kollegen schaufeln sich die Taschen voll. Im vergangenen Jahr kassierten insgesamt 39 Top-Manager bei AB InBev zusammen rund eine Milliarde Euro an Boni.

Doch ihr Erfolg macht die Manager bei AB InBev auch zu Getriebenen, die ihre Gewinne kaum noch so steigern können wie in den zurückliegenden Jahren. Um weiter zweistellig zu wachsen, bleibt ihnen nur, immer wieder neue Konkurrenten zu schlucken.

Das weiß auch Investorlegende Buffet. „Es ist wahrscheinlich“, so das Orakel von Oklahoma, „dass wir in Kürze bei einigen ganz großen Deals wieder zusammenarbeiten werden.“

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