Airbus' Problemflieger Ministerium: Einsatzfähigkeit des A400M gefährdet

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50 Stunden Vorbereitungszeit für einen Hin- und Rückflug

Der Chef der Airbus-Rüstungssparte, Dirk Hoke, wollte sich zum Inhalt des vertraulichen Berichts nicht äußern. "Wir sind weiter in sehr, sehr konstruktiven Verhandlungen seit der Ministerialkonferenz Ende März", sagte er Reuters. "Diese Gespräche werden mit allen Nationen sehr konstruktiv geführt."

Auch das Verteidigungsministerium wollte den Bericht nicht kommentieren. "Der A400M zeigt heute im täglichen Einsatz, dass er ein leistungsfähiges Flugzeug ist", sagte eine Sprecherin. Dass er dabei noch nicht alles könne, was er nach Vertrag können solle, sei bekannt.

"Wir beobachten die Projektentwicklung sehr genau. Wenn wir Einschränkungen und Risiken erkennen, analysieren wir detailliert, was diese für uns bedeuten könnten." Der Hersteller sei ganz klar in der Pflicht, Lösungen zu finden. Dazu stünden die Nutzernationen in engen Gesprächen mit der Industrie.

Der Rüstungsbericht beschreibt jedoch weitere Mankos. Dazu zähle der erhebliche Zeitaufwand, um Flüge vorzubereiten.

Vor jedem Flug des A400M müssten Daten wie der Kraftstoffverbrauch berechnet und zwischen einer Vielzahl nicht miteinander vernetzter Systeme ausgetauscht werden. "Dies kann für einen Hin- und Rückflug über 50 Mann-Stunden Vorbereitungszeit in Anspruch nehmen, was aus operationeller Sicht nicht akzeptabel ist und deutlich verkürzt werden muss", heißt es in dem Dokument.

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Die lange Vorbereitungszeit habe zur Folge, dass unabhängig davon, wie viele A400M die Bundeswehr besitze, mit dem derzeit für die Planung vorgesehenen Personal nur zwei Missionen pro Woche vorbereitet werden könnten. Kurzfristige Einsätze wie die Evakuierung Verletzter oder Katastrophenhilfe seien "ohne entsprechende Nachbesserungsmaßnahmen mit diesem enormen Vorlauf" nicht durchführbar. Möglich seien solche Einsätze nur über ein Ausweichverfahren, mit dem die Flugvorbereitungen dann sechs bis zehn Stunden dauerten. Dafür müssten aber Abstriche bei der Nutzlast in Kauf genommen werden.

"Die Bundeswehr fliegt sehenden Auges auf eine Fähigkeitslücke zu, da der A400M die alte Transall ab 2021 nicht voll ersetzen können wird", kritisierte der Grünen-Verteidigungsexperte Tobias Lindner. Dies werde erhebliche Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr haben. Ministerin Ursula von der Leyen habe es nicht geschafft, das Programm auf eine verlässliche Grundlage zu stellen.

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