Carsharing und Ridesharing in Deutschland Sie werden so schnell groß

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Was Uber plant

Und auch in der Ridesharing-Branche vollzieht sich gerade ein Wandel. Die Plattformen, die jahrelang vor allem genutzt wurden, um günstige Mitfahrten für Studenten zu vermitteln, stellen sich neu auf. Blablacar, Deutschlands führende Mitfahrplattform, sorgte zum Jahreswechsel für Aufregung, als man im Interview mit dem Handelsblatt ankündigte, zunächst ein Online-Bezahlsystem und schließlich auch Gebühren einzuführen.

Mehr Verlässlichkeit und Vertrauen sollen auch ältere Kunden anlocken, die bisher noch davor zurückschrecken, in ein fremdes Auto zu steigen. „Wir nähern uns damit anderen, etablierten Verkehrsmodellen wie der Deutschen Bahn an“, sagt der deutsche Blablacar-Chef Olivier Bremer.

Nur in einem Segment hängt Deutschland international noch hinterher. Das regionale Ridesharing, also die Vermittlung von innerstädtischen Fahrten, entwickelt sich hierzulande deutlich langsamer als in anderen Ländern.

Das hoffnungsvolle Hamburger Start-up Wundercar hat sich mittlerweile in Wunder umbenannt – und Deutschland den Rücken gekehrt. Die Hamburger konzentrieren sich wegen der angespannten rechtlichen Situation auf den osteuropäischen Markt. Selbst internationale Riesen wie Uber kommen durch den Gegenwind der Taxibranche hierzulande kaum voran.

Mit den internationalen Erfolgen und viel Finanzkapital im Rücken hatte der amerikanische Ridesharing-Riese den deutschen Markt im Jahr 2014 ins Visier genommen. Vor einem Jahr wurde UberPop von den Gerichten gestoppt. Der Plan, Fahrten von Privatpersonen zu vermitteln, scheiterte. „Euphorisiert durch das Feedback unserer Nutzer sind wir bei unserem Start in Deutschland an der ein oder anderen Stelle zu forsch aufgetreten“, gibt Uber-Deutschland-Chef Christian Freese heute zu.

Mittlerweile konzentriert sich Uber darauf, nur noch Fahrten von zugelassenen Mietwagenunternehmern zu vermitteln. Doch selbst hier machte die Regulierung den Amerikanern einen Strich durch die Rechnung. Weil die Fahrer fehlten, musste sich Uber aus Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf zurückziehen. Heute sind die Amerikaner nur noch in München und Berlin vertreten. In Bayern vermitteln sie Limousinen und Mietwagen mit UberBlack und UberX, in der Bundeshauptstadt kann man über Uber ein Taxi bestellen. Dieses Jahr könnte das Angebot um UberPool erweitert werden. Ein Service, der Fahrgäste mit gleichem Fahrziel in Echtzeit zusammenbringt.

Ein Rückzug aus Deutschland ist für Uber keine Option. „Wir bleiben dran und müssen uns doppelt anstrengen, um die hohen regulativen Anforderungen zu erfüllen”, sagt Freese. 50 bis 60 Städte in Deutschland seien für Uber interessant genug, um dort ein Angebot zu etablieren. Man sei in konstruktiven Gesprächen, um die Kommunen von den Vorteilen des Ridesharings zu überzeugen „Wir sind keine direkte Konkurrenz zum Taxi“, sagt Freese, stattdessen verstehe man sich als Ergänzung zu anderen Verkehrsmitteln, wie beispielsweise Carsharing, Bikesharing und dem ÖPNV. „Wir aktivieren also eine völlig neue Nachfrage, indem wir eine neue und viel größere Zielgruppe bedienen“, sagt Freese.

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