Der Vorstandschef des Leverkusener Dax-Konzerns Covestro, Patrick Thomas, wirft der EU Versäumnisse im Kampf gegen Plastikmüll vor. „Die EU-Kommission ignoriert, dass immer noch sehr viel Plastik über Deponien entsorgt wird“, schreibt Thomas in einem Gastbeitrag für die WirtschaftsWoche. „Das ist in vielen europäischen Ländern wie Frankreich und England völlig legal.“
Thomas fordert daher ein Verbot von Plastikmüll-Deponien: Es gebe „einen klaren Zusammenhang: In Ländern, in denen Plastikdeponien verboten sind, sind die Recyclingquoten deutlich besser.“ Danach komme Deutschland auf eine Recyclingquote von rund 98 Prozent, England auf rund 40 Prozent.
Einem Verbot stünden jedoch finanzielle Interessen der Länder gegenüber, vermutet der Covestro-Chef: „Viele EU-Länder verdienen gut an den Deponiegebühren, einige planen, diese sogar noch zu erhöhen.“ Ansonsten begrüßt Thomas die Initiative der EU, wonach bis 2030 alle EU-Kunststoffverpackungen recyclingfähig sein sollen.
Als Hauptverursacher für den Plastikmüll nennt der Covestro-Chef China, Indonesien, Thailand, die Philippinen und Malaysia. Die Länder müssten daher ihr Engagement für Recycling verstärken: „In Asien ist das Problembewusstsein für Plastikmüll oft noch nicht so ausgeprägt wie in Europa“, schreibt Thomas in der WirtschaftsWoche. Auch von der Industrie erwartet der Konzernchef mehr Einsatz. Insbesondere stünden die Verpackungsmittelhersteller in der Verantwortung: „Sie müssen ihre Produkte so planen und designen, dass Recycling einfacher wird. Am besten schneller, als die EU-Initiative dies verlangt.“
Der gebürtige Brite führt Covestro, das früher als Bayer Material Science firmierte, seit 2007. Der 60-jährige hört zum 31. Mai auf; seine Nachfolger wird Vorstandskollege Markus Steilemann.
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