Kurz nach Mitternacht machte Bayer sein neues Übernahmeangebot öffentlich. Die Leverkusener bieten nun 127,50 US-Dollar je Monsanto-Aktie an, sofern sich beide Unternehmen „einvernehmlich“ einigen. Der gesamte Kaufpreis für Monsanto dürfte sich damit auf etwa 66 Milliarden Dollar summieren. Bayer nennt dazu keine konkrete Zahl.
Es ist bereits das zweite Mal, dass Bayer-Chef Werner Baumann sein Angebot erhöht – und das, ohne dafür eine konkrete Gegenleistung zu erhalten. Im Mai bot er 122 Dollar je Monsanto-Aktie, im Juli 125 Dollar und nun also 127,50 Dollar. Monsanto-Chef Hugh Grant schafft es ganz ausgezeichnet, Bayer hinzuhalten, ohne selbst allzu viel preiszugeben.
Ein tiefer Blick in die Bücher – um die Chancen und Risiken einer Übernahme besser abschätzen zu können - ist Bayer bislang verwehrt. Das ist schon außergewöhnlich, dass die Leverkusener nach monatelangen Verhandlungen noch keine Due Dilligence machen konnten. Bislang: Ein klarer Punktsieg für Monsanto-Chef Hugh Grant.
Der Saatgutkonzern Monsanto
Der US-amerikanische Konzern Monsanto ist einer der weltgrößten Hersteller von – oft auch gentechnisch verändertem – Saatgut sowie Unkrautbekämpfungsmitteln.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gehört zu den 500 größten börsennotierten in den USA und setzte zuletzt rund 15 Milliarden US-Dollar (gut 13 Mrd. Euro) um. Dabei erzielte Monsanto einen Überschuss von 2,3 Milliarden Dollar.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA. Der Saatgutkonzern ist in 66 Ländern vertreten – auch in Deutschland.
Monsanto bezeichnet eine nachhaltige Landwirtschaft als „Kernanliegen“, wird jedoch weltweit von Umweltschutzorganisationen unter anderem für die Herstellung von gentechnisch veränderten Saatgut heftig kritisiert.
Quelle: dpa
Und dennoch: Am Ende könnte Bayer-Chef Baumann, der die Übernahme unbedingt will, sein Ziel erreichen. Bayer spricht von „fortgeschrittenen Verhandlungen“, Monsanto in einer Stellungnahme zum erhöhten Bayer-Angebot von „konstruktiven Verhandlungen“. Das hört sich alles nicht so an, als wären sich beide Unternehmen spinnefeind und eine Einigung außer Reichweite. In den vergangenen Wochen, als es um die geplante Übernahme relativ ruhig war, haben die Delegationen der beiden Konzerne viel miteinander verhandelt. Baumann und sein Aufsichtsratschef Werner Wenning waren auch vor Ort in St. Louis, dem Sitz des US-Konzerns Monsanto.
Grant wird weiter versuchen, sein Unternehmen so teuer wie möglich zu verkaufen. Er prüfe ja auch andere Strategien und rede auch mit anderen Unternehmen, ließ der Monsanto-Chef immer wieder durchblicken. Doch langsam gehen ihm auch die Alternativen aus. Lange hatte Monsanto etwa darauf gesetzt, sich den Schweizer Konkurrenten Syngenta einverleiben zu können. Doch der geht nun wohl endgültig an den chinesischen Mischkonzern Chemchina. Und auch eine Verbindung zur BASF erscheint nicht gerade realistisch. Mit jedem weiteren Bayer-Angebot steigt zudem der Druck der Monsanto-Aktionäre an Grant, sich auf den Deal einzulassen. Für den Fall, dass sich Monsanto weiter unwillig zeigt, bringen Bayer-Kreise auch noch eine feindliche Übernahme ins Spiel.
„Es ist nicht gewährleistet, dass die Parteien einen Vertragsabschluss erzielen“, schreibt Bayer in seiner Erklärung. Wohl wahr. Derzeit sieht es allerdings eher nach einer Einigung aus. Doch wie immer der Poker ausgeht: Monsanto-Chef Hugh Grant hat sein Unternehmen – im wahrsten Sinne des Wortes - so teuer wie möglich verkauft.