Großaktionär will Millionen nachschießen Varta kündigt Sparkurs und Stellenabbau an

Die gute Nachricht: Der Batteriehersteller hat laut Wirtschaftsprüfern durchaus Wachstumschancen. Die schlechte Nachricht: Die Gläubiger setzen dafür eine harte Restrukturierung durch.

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Der schwäbische Batteriehersteller Varta muss auf Druck der Banken drastisch sparen und will dabei auch Stellen abbauen. Der österreichische Großaktionär Michael Tojner ist bereit, das Unternehmen aus Ellwangen mit 50 Millionen Euro zu stützen, wie Varta am Montag mitteilte.

An der Börse sackten die Varta-Aktien um elf Prozent ab und steuerten auf den schlechtesten Tag seit sechs Monaten zu. Das Unternehmen musste in den vergangenen Monaten seine Prognose mehrfach senken, nachdem der Hauptkunde Apple die Produktion der kabellosen „AirPod“-Kopfhörer heruntergeschraubt hatte.

Warburg-Analyst Robert-Jan van der Horst sagte, Varta kämpfe mit Überkapazitäten. Der Absatz der Knopfzellen habe 2021 einen Höhepunkt erreicht und sei seitdem rückläufig – nicht zuletzt deswegen, weil Apple einen zweiten Lieferanten mit der Produktion der Akkus beauftragt hatte. Er rechne damit, dass es noch bis 2027 dauern dürfte, bis wieder das Niveau von 2021 erreicht werde. Zudem sei Varta nicht besonders sorgsam mit seinen Bargeldbeständen umgegangen. „Die Dividende hätte man sich 2022 sparen können.“

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von Melanie Bergermann, Tobias Gürtler

Die Gläubigerbanken hatten nun ein Sanierungsgutachten gefordert, um die Überlebensfähigkeit des Batterieherstellers zu prüfen. Darin kämen die Wirtschaftsprüfer von KPMG zu dem Schluss, dass Varta saniert werden könne und „klare Wachstumsperspektiven“ habe. Voraussetzung dafür seien aber Kostensenkungen bei Beschaffung, internen Prozessen und Personal sowie eine Verbreiterung der Kundenbasis – und eine schnelle Kapitalspritze. Varta beschäftigt 4700 Mitarbeiter.

Eine Einigung mit den Banken gibt es nicht, die Gespräche seien aber weit fortgeschritten, erklärte das Unternehmen. Ein Schuldenschnitt sei nicht geplant, sagte eine Sprecherin. Die Beteiligung der Banken ist die Voraussetzung dafür, dass Mehrheitsaktionär Tojner (55 Prozent) mit seiner Montana Tech Components 50 Millionen Euro frisches Kapital zuschießt.

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Wie viele Aktien er kaufe, werde sich im Laufe des Tages herausstellen, sagte eine Sprecherin. Der maximale Rahmen liege bei gut vier Millionen Papieren, dieser werde aber nicht ausgeschöpft. Mit dem Erlös wolle Varta „gezielt in wichtige Innovationsfelder“ investieren, vor allem in das Geschäft mit Energiespeichern.

Varta hatte im vergangenen Jahr mehrfach seine Prognosen senken müssen. Wegen der sinkenden Nachfrage nach Knopfzellen für Kopfhörer sind in Nördlingen rund 500 Beschäftigte seit Dezember in Kurzarbeit. Pläne für den Neubau einer Fabrik für Batteriezellen für Elektroautos wurden mangels Abnahmezusagen gestoppt. „Ziel weiterer Restrukturierungsmaßnahmen ist die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumskurs“, hieß es in der Mitteilung vom Montag. Vor allem das Geschäft mit Mikrobatterien, Knopfzellen und Haushaltsbatterien müsse profitabler werden. Dabei seien auch Personalmaßnahmen geplant, über die nun mit dem Betriebsrat gesprochen werde. Wie viele Stellen wegfielen, könne man derzeit noch nicht sagen, die Gespräche liefen, sagte die Sprecherin.

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„Mit dem vorgestellten Restrukturierungskonzept halten wir die Balance zwischen notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen und der Entwicklung unserer Wachstumspotenziale“, sagte der neue Vorstandssprecher Markus Hackstein. Aufsichtsratschef Tojner erklärte, der Umbau sei „kein einfacher, aber ein notwendiger Weg, um wieder auf den Erfolgskurs zurückkehren zu können“.

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