Was Van Bylen damit meinte, zeigte sich in dieser Woche: Um den Sun-Kauf zu finanzieren, begab Henkel eine Anleihe im Volumen von 2,2 Milliarden Euro und einer Laufzeit bis 2018. Das Besondere daran: Die Rendite liegt bei minus 0,05 Prozent. Damit müssen Anleger Henkel dafür bezahlen, ihnen Geld leihen zu dürfen. Ein bisher undenkbarer Vorgang.
Aber in so unsicheren Zeiten wie diesen geht offenbar Sicherheit vor Rendite. Und Henkel gilt als sehr stabiler Konzern. Zudem können die Investoren die Anleihen jederzeit an der Börse wieder losschlagen und dabei im Fall steigender Renditen sogar auf einen kleinen Gewinn spekulieren. Probleme, die Papiere am Markt unterzubringen, hatte Henkel jedenfalls nicht. Die Anleihen seien deutlich überzeichnet gewesen und bei internationalen Investoren auf großes Interesse gestoßen, hieß es aus dem Unternehmen. Damit kassierte Henkel als eines der zwei ersten privaten Unternehmen Europas Geld dafür, sich Geld zu leihen.
„Die erfolgreiche Platzierung der Anleihen bestätigt Henkels hohe Kreditwürdigkeit und unseren hervorragenden Zugang zu den Kapitalmärkten", kommentierte Henkel-Finanzvorstand Carsten Knobel. „Bei der Platzierung konnten wir von dem aktuell günstigen Marktumfeld für Unternehmensanleihen profitieren. So stellen wir die erforderliche Finanzierung zu attraktiven Konditionen sicher.“
Reibungsloser Übergang
Natürlich ist die Weste bei Henkel nicht makellos rein. Ein kleines Fleckchen hier, ein kleines Fleckchen da, lässt sich immer finden. Das sich abschwächende Wirtschaftswachstum in China trifft Henkel durch seine starke Industrieklebstoffsparte stärker als andere Konsumgüterhersteller.
Auch der Umsatzanteil der Schwellenländer konnte nicht wie angekündigt ausgeweitet werden. Das allerdings geht ausschließlich auf das Konto negativer Währungseffekte. Zudem stellte jüngst eine Analystin in einer Verkaufsempfehlung in Aussicht, Henkel sei zwar durch die Sun-Übernahme zur Nummer 2 im US-Waschmittelmarkt aufgestiegen, werde aber den Gewinn der Waschmittelsparte verdoppeln müssen, um die Eigenkapitalkosten zu verdienen.
All das ist Jammern auf hohem, sehr hohem Niveau. Auch ist es müßig zu diskutieren, ob Henkel-Chef Van Bylen Protagonist des imposanten Zwischenspurts ist oder ob Henkel vom jahrelangen, teils knüppelharten Training des Dänen profitiert. Eines ist klar: Den Transfer vom talentierten Rorsted zum tatkräftigen Van Bylen haben die Henkel-Erben unter Clan-Chefin Simone Bagel-Trah schnell und reibungslos hinbekommen.