Heckler & Koch Was hinter den dubiosen Deals des Großaktionärs steckt

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Überaus misstrauisch

Nach Informationen der WirtschaftsWoche soll der Finanzinvestor daraufhin Anteile an der H&K-Mutter an eine Gesellschaft des Milliardärs Leonard Blavatnik verpfändet haben. Beide Parteien äußern sich dazu nicht. Blavatnik stammt aus der Sowjetunion, wandert 1978 mit 21 Jahren in die USA aus und wird dort dank Geschäften mit Öl und Aluminium zum vielfachen Milliardär. In London besitzt er ein Haus an den feinen Kensington Palace Gardens – damals nur ein paar Schritte entfernt von Andreas Heeschen.

Zumindest das Ansinnen ist bestens dokumentiert. So bevollmächtigte Heeschen seine Anwälte im Juli 2009 „sämtliche Erklärungen abzugeben“, die notwendig sind „im Zusammenhang mit der Verpfändung von Geschäftsanteilen an der Heckler & Koch Beteiligungs GmbH“ zugunsten einer Gesellschaft mit dem Namen AI International Holdings, die heute Blavatniks Imperium zugerechnet werden kann.

Verpfändungen sind grundsätzlich nicht anrüchig. Für Rüstungsunternehmen gelten jedoch die Investitionskontrollvorschriften des Außenwirtschaftsgesetzes. Der Staat will verhindern können, dass ein Ausländer einfach so Zugriff auf ein Unternehmen hat, das für die deutsche Sicherheit relevant ist. Die Gesellschafter sind deshalb verpflichtet, Meldung zu machen, wenn sich an den Besitzverhältnissen maßgeblich etwas ändern soll. „Das gilt nicht nur für den Fall, dass Anteile an einem solchen Unternehmen mehrheitlich verkauft werden“, sagt Rechtsanwalt Roland Stein von der Kanzlei Blomstein. Genehmigungspflichtig können seiner Einschätzung nach auch Vorgänge sein, die dazu führen, dass ein Ausländer anderweitig Zugriff auf ein deutsches Rüstungsunternehmen erhält. „Wenn Anteile verpfändet werden oder ein Unternehmen durch zivilrechtliche Absprachen abhängig von einem ausländischen Geldgeber wird, könnte das der Fall sein.“ Entscheidend sei „ob der Investor Einfluss- oder Kontrollmöglichkeiten hat“, sagt Stein.

von Rüdiger Kiani-Kreß, Karin Finkenzeller, Silke Wettach

Ob Blavatnik jemals Zugriff auf Anteile an H&K hatte und dies gemeldet wurde, ist unklar. Weder Heeschen noch Blavatnik, noch das Bundeswirtschaftsministerium äußern sich hierzu.

Das Verhältnis zwischen dem Investor und den Behörden gilt ohnehin als belastet. Vor einigen Jahren wurde ein Gutachten öffentlich, das die Treffsicherheit des Sturmgewehrs von H&K bei hohen Temperaturen in Zweifel zog. Das Verteidigungsministerium verklagte Heckler & Koch – letztlich erfolglos. Heeschen habe hinter der Auseinandersetzung eine Kampagne gegen ihn gewittert, heißt es in seinem Umfeld. So soll er auch die Mutmaßung geäußert haben, dass er und das Unternehmen ausspioniert würden.

Dass Heeschen überaus misstrauisch ist und zu „Verschwörungstheorien“ neigt, berichten selbst Personen, die ihm wohlgesinnt sind. So habe er etwa die Idee geäußert, dass womöglich Dritte hinter einem Friedensaktivisten stünden, der seit Jahren öffentlich gegen Heckler & Koch wettert. Ziel könne sein, das Unternehmen zu destabilisieren.

Dabei war Heeschen selbst nicht immer ein Garant für Solidität. Vielmehr liefert sein Vorgehen eine Schablone für eine Ausplünderung in Heuschreckenmanier. Als Heeschen bei H&K übernimmt, ist die Waffenschmiede ein relativ gesundes Unternehmen. Im Jahr 2011 aber nimmt H&K eine Anleihe über knapp 300 Millionen Euro auf, und zahlt dafür stolze 9,5 Zinsen pro Jahr. Mehr als die Hälfte des Betrags verbraucht das Unternehmen nicht für sich. Vielmehr kauft es davon am Markt eine Forderung gegen Heeschens Beteiligungsgesellschaft auf, die sich damals samt aufgelaufener Zinsen mittlerweile auf 170 Millionen Euro beläuft. Seitdem leidet die Waffenschmiede unter den hohen Schulden.

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