Für längere Reisen steigt Andreas Heeschen gerne in den Privatjet. Eine Challenger 605 und eine Falcon 900 nannte er nach eigenem Bekunden früher sein Eigen. Für Fahrten zur See nimmt er auch mal eine Yacht. Von einem eigenen Schiff mit großer Besatzung habe er einst ausgiebig erzählt, sagt ein ehemaliger Geschäftspartner. „Seine Reisekosten verrieten einen aufwendigen Lebensstil“, sagt ein Exmitarbeiter des Waffenherstellers Heckler & Koch.
Heeschen hat schon in vieles investiert. Heckler & Koch (H&K) ist aber wohl seine wichtigste Beteiligung. Die Waffenschmiede mit Sitz in Oberndorf am Neckar stattet Polizisten und Soldaten aus. Das bekannte Sturmgewehr G36 stammt von dort. Für die Bundeswehr ist der Waffenhersteller als Zulieferer kaum verzichtbar.
Heckler & Koch war ein Glücksgriff für Heeschen. Bis heute gibt er an, Mehrheitseigner der Firma zu sein. Doch es gibt gute Gründe das zu hinterfragen. Nach Informationen der WirtschaftsWoche könnte Heeschen die Gruppe schon vor vielen Jahren versilbert haben, indem er sie zunächst an einen amerikanischen Geschäftsmann mit sowjetischen Wurzeln verpfändete. Heute soll hingegen ein Franzose erheblichen Einfluss auf H&K haben. Das berichten Insider.
Heeschen mag sich zu diesen Themen nicht äußern. Womöglich hat er dafür gute Gründe. Eigentümer von Rüstungsunternehmen dürfen diese nicht ohne Weiteres herumreichen. Verkäufe wesentlicher Anteile an Ausländer sind genehmigungspflichtig genauso wie Vorgänge, die Ausländern Zugriff auf einen deutschen Waffenbauer erlauben. Ob er Veränderungen im Machtgefüge von H&K jemals gemeldet hat, ist ungewiss.
Das Unternehmen ist Heeschen, der stets darauf bedacht ist nicht in der Presse und nicht mit Fotos aufzutauchen, mehr oder weniger zufällig in den Schoß gefallen. Im Jahr 2002 will der bisherige Eigentümer BAE Systems seine deutsche Tochter unbedingt abstoßen. Der britische Technologie- und Rüstungskonzern fürchtet, dass er etwa für die Folgen von Amokläufen in Haftung genommen werden könnte. Dadurch kommt Heeschen gemeinsam mit einem britischen Partner äußerst günstig an den Traditionsbetrieb. Als sich später die Gesetze in den USA im Sinne der Waffenbauer ändern, löst sich das Haftungsrisiko schnell in Luft auf. Heeschen hat gezockt – und gewonnen.
Auf eine riskante Karte zu setzen passt zum 1960 im niedersächsischen Nordhorn geborenen Investor. Kaufen und verkaufen, das maximal Mögliche rausholen sei für ihn eine Art Sport, heißt es in seinem Umfeld. Heeschen ist schon früh viel rumgekommen, sein Vater arbeitete im Ölgeschäft, die Familie lebte zeitweise in Nigeria, Libyen, England und Ägypten. Nach eigenen Erzählungen arbeitete auch Heeschen selbst auf einer Plattform im Golf von Suez und einem Ölfeld in Texas. Dann aber entschied er sich für eine Karriere im Geldgeschäft. Bei der US-Bank Citi in London lernte er das Geschäft mit Ramschanleihen, also waghalsigen Unternehmensfinanzierungen, kennen. Später gründete er eine Beteiligungsgesellschaft.
Dem Klischee des ruppig auftretenden Investors entspricht er jedoch nicht. Geschäftspartner beschreiben ihn als ruhigen Menschen, der sehr nett, teils schon kumpelhaft ist.
Insider wunderten sich phasenweise über seinen großspurigen Lebensstil, lief doch so manches Investment schief. „Mein Eindruck war, dass er ein Millionär ist, der wie ein Milliardär lebt“, sagt ein Weggefährte. Heeschen und sein früherer britischer Kompagnon hatten über eine Beteiligungsgesellschaft einen Kredit über 100 Millionen Euro aufgenommen. Die Konditionen des Kredits sind happig: Auf einen variablen Basiszins wird ein Aufschlag von acht, später sogar zehn Prozentpunkten pro Jahr fällig – zahlbar am Ende der Laufzeit. Die beiden Investoren hätten viele gute Geschäfte machen müssen, damit sich ein derart teures Darlehen rechnet. Doch einiges läuft schief.
Heeschen und Co. investieren unter anderem in Boote, Flugzeuge, Immobilien und den Gartengerätehersteller Wolf. Im Jahr 2008 müssen sie auf Investments knapp 70 Millionen Euro abschreiben. „Ich hatte den Eindruck, dass er Liquiditätsprobleme hatte“, sagen Weggefährten. Ohne H&K hätte es in jener Zeit finster ausgesehen, hatte Heeschen selbst mal gesagt.