Hepatitis-Mittel Sovaldi Die teuerste Pille der Welt

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Konkurrenz durch Johnson & Johnson

Für Krankenkassen und Ärzte – und damit auch für die Patienten – wird der Mega-Preis zunehmend zum Problem. Die AOK befürchtet nach Angaben von Mezis-Geschäftsführerin Fischer bereits Ausgaben von bis zu fünf Milliarden Euro in diesem Jahr. Einige Kassen sollen die Ärzte bereits eindringlich aufgefordert haben, Sovaldi nur noch eingeschränkt zu verschreiben.

"Die Ärzte haben nun massiv Angst vor Regressforderungen der Krankenkassen", sagt Ingo van Thiel von der Deutschen Leberhilfe, die von engagierten Hepatitis-Patienten gegründet wurde. Die Folge: Viele Patienten, die auf das Mittel gehofft haben, bekommen dafür kein Rezept vom Arzt. "Bei uns mehren sich die Anrufe von Patienten, die völlig irritiert und aufgelöst von ihrem Arztbesuch zurückkommen", sagt van Thiel. Viele haben schließlich in den vergangenen Wochen über die Medien gehört, dass es nun ein sehr gutes Mittel  gibt – und müssen dann erfahren, dass sie es leider nicht erhalten. "Wir würden uns wünschen, dass Kassen und Hersteller aufeinander zugehen", so van Thiel.

Dabei können die deutschen Patienten noch von Glück reden, dass Sovaldi in Deutschland überhaupt verfügbar ist. In osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Kroatien ist das Mittel aus Kostengründen gar nicht erst auf den Markt gekommen, berichtet van Thiel. Auch für die meisten  Patienten in den armen Ländern – wo 90 Prozent der Hepatitis-Fälle auftreten – ist das Mittel unbezahlbar.

An dem hohen Preis dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Noch darf Hersteller Gilead seinen Preis in Deutschland selbst festlegen – erst nach einem Jahr muss das Unternehmen mit den Kassen in Verhandlungen treten. Ob sich dann am Preis viel ändert, ist auch fraglich – schließlich kann Gilead auf den großen Nutzen verweisen.

Für Preissenkungen könnte indes die zunehmende Zahl von Konkurrenzpräpaten sorgen. Neben Gilead hat auch der US-Konzern Johnson & Johnson ein Mittel auf den Markt gebracht – zum Preis von etwa 48.000 Euro. Das Präparat sei jedoch nicht ganz so effektiv wie Sovaldi, heißt es.

Als nächstes dürfte der US-Konzern Bristol Myers Squibb mit einem neuen Hepatits-C-Mittel aufwarten. Auch von weiteren US-Firmen wie Merck & Co. und Abbvie sind entsprechende Arzneien in Vorbereitung. Das deutsche Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim dagegen hat seine Entwicklung wegen der starken Konkurrenz  zurückgezogen.

Bis sich die neuen Präparate etabliert haben, dürfte es noch dauern. "Die Preise werden voraussichtlich erst Anfang  nächsten Jahres etwas sinken", sagt van Thiel von der Deutschen Leberhilfe. Dann können hoffentlich auch mehr Patienten von dem Mittel profitieren – und nicht nur Gilead.      

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