Hochtief Verwirrung um Interesse am Mauerbau in den USA

Möchte Hochtief Donald Trumps Grenzmauer zu Mexiko bauen oder nicht? Marcelino Fernandez Verdes, Chef des deutschen Baukonzerns, stiftet Verwirrung – weshalb sein Presseteam intervenieren muss.

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Der Hochtief-Vorstandsvorsitzende Marcelino Fernández Verdes stiftete Verwirrung. Quelle: dpa

Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes hat seine Medienprofis und sich selbst in eine missliche Lage gebracht. "Wir sind offen für alles", antwortete Fernandez bei der Bilanzpressekonferenz am 28. Februar auf die Journalisten-Frage, ob sich Hochtief um Aufträge beim Bau von Trumps Mauer an der amerikanisch-mexikanischen Grenze bewerben wolle.

Dieselbe Frage der WirtschaftsWoche hatten die Hochtief-Kommunikationschefs noch am 1. Februar für totalen Unsinn gehalten und mit Hohn und Spott beantwortet: „Schauen Sie sich bitte einmal die Website unserer US-Hochbautochter Turner an“, mailte der Pressesprecher süffisant: „Wenn Sie da eine Kompetenz für Mauerbau im Sinne von Trumps Mexiko-Plänen entdecken, lassen Sie es mich gerne wissen.“ Und dann nochmal grundsätzlich: „Schlagzeilen zu diesem Thema haben andere Manager ja schon produziert. Wir möchten dazu durch welche Äußerung auch immer nicht beitragen.“ Sollte heißen: Unser Chef ist nicht so naiv wie HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele. Der hatte sich im November ganz begeistert über die Mauerbau-Optionen geäußert. Das Grenzwerk werde ja sicher "nicht aus Holz gebaut, sondern aus Zement", meinte Scheifele damals - und musste sich im medialen Shitstorm Hinweise über die Kompetenz der Deutschen beim Thema Mauerbau gefallen lassen.

Jetzt sprang Fernandez aus einer Laune heraus in denselben Fettnapf. Und prompt müssen ihn die Presseleute, die es vorher schon besser wussten, da raus holen. Am 2. März verschickten sie deshalb eine Pressemitteilung über „Spekulationen“ der Medien, „Hochtief könne sich um den Bau einer Mauer zwischen den USA und Mexiko bewerben“ Fake-verdächtig stellten sie fest: „Hochtief hat sich auf der Bilanzpressekonferenz am 28. Februar 2017 nicht über den Bau einer Mauer zwischen den USA und Mexiko geäußert.“

Die Absage an Trump soll endgültig klingen: „Ausdrücklich weisen wir darauf hin, dass Hochtief und seine amerikanischen Tochterunternehmen keine Pläne verfolgen, sich für den Bau der Mauer zu bewerben. Unsere Töchter Turner, Marktführer im amerikanischen Hochbau, und das Tiefbauunternehmen Flatiron, das sich Verkehrsinfrastruktur konzentriert, arbeiten in anderen Marktsegmenten.“

Der Hochtief-Konkurrent Strabag war ohne Rumeiern schon zu der selben Erkenntnis gekommen: "Nein, wir würden uns nicht um einen Auftrag beim Bau von Trumps Mauer bemühen", teilte Thomas Birtel, Vorstandschef des österreichischen Bauriesen, Anfang Februar auf Anfrage der WirtschaftsWoche mit. Es sei, so Birtel mit politischem Gespür, „ja offen, ob derzeit ausländische Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen in den USA überhaupt Chancen hätten“. Und zum Schluss gönnte sich der Deutsche einen Seitenhieb: Ausländische Strabag-Töchter engagierten sich nur, „wenn es sich um technologisch komplexe Projekte handelt“.

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