Linde-Praxair-Fusion Anlegerschützer raten von Aktien-Umtausch ab

75 Prozent der Aktionäre müssen das Aktien-Umtauschprogramm von Linde annehmen – sonst scheitert die Fusion mit Praxair. Doch nun kritisieren die Anlegerschützer der DSW das Angebot als „schlicht zu niedrig.“

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75 Prozent der Aktionäre müssen das Aktien-Umtauschprogramm von Linde annehmen – sonst scheitert die Praxair Fusion. Quelle: dpa

München Das Schicksal der geplanten Fusion von Linde und Praxair zum weltgrößten Gasekonzern liegt derzeit in den Händen der Linde-Aktionäre. Sie haben noch gut zwei Wochen Zeit, zu entscheiden, ob sie ihre Anteile in Aktien der neuen Holding Linde plc tauschen. Nur wenn 75 Prozent mitmachen kommt die Fusion laut bisherigen Planungen zustande.

In der vergangenen Woche hatte Linde eine Umtauschquote von 27,74 Prozent vermeldet. Das ist noch ein weiter Weg bis zur Dreiviertel-Mehrheit, doch gab es von namhaften Investoren bislang keine Kritik an dem Deal. Laut Industriekreisen sind die Investor-Relation-Experten bei Linde denn auch guter Dinge, dass wie üblich in der Schlussphase erst der Großteil der Aktien getauscht wird.

Nun aber wurde doch noch Kritik am Bewertungsverhältnis von 50:50 laut. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) nannte das Umtauschangebot am Montag überraschend für Linde-Aktionäre nicht attraktiv. „Es fällt schlicht zu niedrig aus“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.

Bislang hatte die DSW vor allem das Procedere kritisiert. So bemängelte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt, dass die Praxair-Aktionäre auf einer Hauptversammlung über die Fusion abstimmen durften – die von Linde aber nicht. Grundsätzlich signalisierte sie aber Zustimmung zur Fusion.

Man habe das Business Combination Agreement und die Angebotsunterlage inzwischen intensiv geprüft, so Bergdolt.  Die Bewertung von Linde sei nicht angemessen. „Das ist für uns absolut nicht nachvollziehbar. Warum sollte ein Linde-Anteilseigner seine Papiere tauschen, wenn ihm dafür faktisch nur der aktuelle Börsenwert geboten wird?“ Linde bringe viel mehr an Werten in die Fusion ein.

Praxair ist bezogen auf die Umsatzrendite profitabler als Linde. Vor Bekanntwerden der Fusionspläne war Praxair an der Börse denn auch etwas mehr wert als Linde. Aus dieser Perspektive gab es also eher eine Prämie für die Linde-Anteilseigner. Doch bringt Linde zum Beispiel deutlich mehr Eigenkapital und Umsatz in den neuen Konzern ein als die Amerikaner.

Linde-Chef Aldo Belloni hatte vergangene Woche noch einmal eindringlich für den Zusammenschluss geworben. „Mit diesem Zusammenschluss schaffen wir ein führendes Unternehmen in unserer Industrie“, schrieb er an die Aktionäre. Die Fusion eröffne dem Unternehmen „exzellente Perspektiven“. Die globale Präsenz der Linde-Gruppe werde gestärkt. „Eine stabile Bilanz und ein starker Cashflow werden finanzielle Flexibilität für Investitionen in künftiges Wachstum ermöglichen, und mit signifikanten Synergien wollen wir auch langfristig erheblichen Wert für alle Beteiligten schaffen.

Das Management von Linde ist überzeugt, dass das Tauschangebot viele Chancen bietet. Das Übernahmeangebot sei „fair und angemessen“, argumentierten Vorstand und Aufsichtsrat in ihrer Stellungnahme unter Berufung auf die Gutachten der beteiligten Investmentbanken Perella Weinberg, Morgan Stanley, Goldman Sachs und Merrill Lynch.

Viele Großanleger konnten sie bislang überzeugen. So haben unter andrem Artisan Partners, Dodge&Cox, der norwegische Staatsfonds Norges und Schroder Investment bereits getauscht oder dies öffentlich angekündigt.

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