




Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck kann einen gestiegenen Umsatz vorweisen, aber erwartet worden war mehr. Grund: hohe Forschungsausgaben drücken den Gewinnzuwachs. Zwar stieg dieser im ersten Quartal - getrieben vom starken Dollar - kräftig um knapp 16 Prozent im Jahresvergleich auf 3,04 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Gewinn im laufenden Geschäft konnte da allerdings nicht mithalten: Das um um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebitda) wuchs lediglich um knapp 6 Prozent auf 853 Millionen Euro.
Trotz eines Ergebnisanstiegs im ersten Quartal haben Anleger Merck-Aktien aus ihren Depots geworfen. Die Titel des Pharma- und Chemiekonzerns rutschten am Dienstag in einem positiven Gesamtmarkt zeitweise um 3,6 Prozent auf 98,62 Euro ab.
Etwas enttäuschend fiel laut Händlern die Bilanz in der Gesundheitssparte aus. Neben höheren Forschungskosten machte dem Unternehmen hier ein rückläufiges Geschäft mit seinem Multiple-Sklerose-Mittel Rebif und dem Krebsmittel Erbitux zu schaffen. Ingesamt erhöhte sich das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im ersten Quartal um 5,7 Prozent auf 853 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 862 Millionen Euro gerechnet.
Merck versus Merck
In Darmstadt erwirbt Friedrich Jacob Merck die Engel-Apotheke, die Keimzelle von Merck.
Merck expandiert und gründet eine Niederlassung in New York, aus der 1891 die Tochtergesellschaft Merck & Co. entsteht.
Infolge des Ersten Weltkrieges enteignen die Amerikaner die deutschen Eigentümer von Merck & Co. Zwischen beiden Unternehmen gibt es heute keine Verflechtungen mehr. Merck aus Darmstadt tritt in den USA unter EMD (Emanuel Merck Darmstadt) auf; Merck & Co. nennt sich außerhalb der USA und Kanada MSD (Merck Sharp & Dohme).
EU-Bedenken zum Milliardenzukauf
Ein wesentlicher Kostentreiber war die Forschung, für die Merck rund ein Sechstel mehr ausgab. Der Konzern steckt derzeit viel Geld in die Entwicklung von Krebsmedikamenten. Unterm Strich schrumpfte das Ergebnis sogar um mehr als 13 Prozent auf 282 Millionen Euro.
Merck steht mit der geplanten Übernahme des Laborausrüsters Sigma Aldrich vor dem größten Zukauf seiner Unternehmensgeschichte. Der Konzern nennt Kosten vor diese Übernahme als Grund für den Gewinnrückgang. Mitte 2015 soll der 17 Milliarden Euro schwere Zukauf über die Bühne gehen.
Bei der geplanten Übernahme stößt Merck zudem auf Bedenken der europäischen Wettbewerbshüter. Die EU-Kommission habe einige Bedenken begrenzter Art angemeldet, sagte Finanzvorstand Marcus Kuhnert am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Dabei gehe es um einzelne Teile des Portfolios. "Wir gehen aber nach wie vor davon aus, die Akquisition Mitte des Jahres abzuschließen, das heißt nicht notwendigerweise bis 30.6.", sagte er. Merck arbeite mit allen Behörden zusammen. "Wir versuchen da schnell zu einer Einigung zu kommen."
Sigma-Aldrich ist der größte Zukauf in der fast 350-jährigen Unternehmensgeschichte von Merck. Die rund 17 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Laborausrüsters wird derzeit noch kartellrechtlich überprüft. Die US-Wettbewerbshüter haben bereits grünes Licht gegeben, in einigen Märkten - darunter in der EU - steht die Zustimmung noch aus.