Mobilität Das Geschäft mit Ihren Autodaten rollt an

Mobilität: Autodaten als Geschäftsmodell Quelle: imago images

Moderne Autos stecken voller Sensoren. Die Tech-Konzerne HPE und Continental wollen eine Handelsplattform für die erfassten Daten starten. Die Datenhoheit soll beim Fahrer bleiben. Aber viele Geschäfte sind denkbar.

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Es ist ein noch immer verbreiteter Irrtum, dass es sich beim Mobile World Congress (MWC) zuerst um jene Mobilfunkmesse handele, als die sie vor inzwischen 33 Jahren mal im französischen Cannes an den Start gegangen war.

Keine Frage, Netzausrüster, Handyhersteller, App-Entwickler dominieren bis heute die Wahrnehmung der Messe. Doch längst ist das Event auch zum Pflichttermin für Unternehmen geworden, die – zumindest im ersten Moment – niemand mit der Handywelt assoziierte. Warum, das belegt eine Ankündigung des amerikanischen IT-Konzerns HPE (die frühere Software-Sparte von Hewlett-Packard) und des deutschen Automobilzulieferer Continental am ersten Messetag.

In Halle 3, traditionell die Domäne der Handyhersteller, verkünden beide Unternehmen, dass sie noch in diesem Jahr eine Handelsplattform an den Start bringen wollen für die immensen Datenmengen, die moderne Autos während der Fahrt erfassen. Rund 25 Gigabyte an Informationen, fünfmal soviel, wie auf eine normale DVD passen, zeichnen die Fahrzeuge pro Stunde auf mit Ihrer Masse an Sensoren. Rund 120 bis 140 stecken in modernen Autos.

Dagegen sehen selbst High-Tech-Smartphones mit ihren bis zu 20 Sensoren mager aus. Ob Stoßdämpfer, Abstandswarner, Umfeldkamera oder Luftqualitätssensor, was die Elektronik erfasst, ließe sich – intelligent vernetzt und über Mobilfunk mit Dienstleistern oder anderen Autofahrern geteilt – auch als Mehrwertdienste verkaufen, glauben die Initiatoren.

Datensilos aufbrechen

Basierend darauf würden auch die Autohersteller selbst gerne neue Geschäftsmodelle aufbauen. Erst recht in einer Zeit, in der das Kaufinteresse an Autos schrumpft und immer mehr Menschen keine Mobile sondern Mobilität erwerben wollen. Das Problem: Bisher fehlt es an einer branchenweiten Plattform, über die sich die Messwerte sicher austauschen und gegenseitig abrechnen lassen. Noch sitzen die Autohersteller – wenn überhaupt – auf ihren eigenen Datensilos, beziehungsweise haben gar keinen (ökonomisch verwertbaren) Zugriff auf die Informationen.

Denn auch das ist bisher noch heftig umstritten: Wem gehören eigentlich die Informationen, die ein Fahrzeug während der Fahrt erfasst? Wer könnte das Wissen um einen freien Parkplatz am Straßenrand, den die Umfeldkamera beim Vorbeirollen erkannt hat, eigentlich verwerten? Der Fahrer, dem das Auto gehört? Oder der Hersteller, der vielleicht das Copyright an der Analysesoftware hält, die das Umfeld scannt? Noch ist das juristisches Neuland und der Ausgang der Diskussion völlig offen.

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