Naturmedizin Grippewelle und Cannabis-Freigabe sorgt bei Bionorica für Rekorde

Der Naturmedizin-Hersteller Bionorica erzielt neue Bionorica. Die Freigabe von medizinischem Cannabis sorgt für zusätzlichen Schub.

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Bionorica: Grippewelle und Cannabis-Freigabe sorgen für Wachstum Quelle: Reuters

Neumarkt Die Erkältungssaison ist in vollem Gange – und die Naturarzneimittel des Pharmaunternehmens Bionorica sind gefragt. In der vergangenen Woche, in der die aktuelle Grippesaison in Deutschland ihren bisherigen Höhepunkt erreichte, hat auch der Absatz der Erkältungsprodukte Sinupret und Bronchipret einen neuen Rekordwert von mehr als 700.000 verkauften Packungen pro Woche erreicht, schätzt Firmengründer Michael Popp. Das wäre ein sattes Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.

Und dabei war 2017 auch schon ein außerordentliches Erkältungsjahr mit einer starken Grippesaison zum Jahresanfang und einer Schnupfenwelle nach den Sommermonaten. Zwei wesentliche Treiber also, die dafür gesorgt haben, dass der Umsatz des Pharmaunternehmens aus Neumarkt in der Oberpfalz um 17,6 Prozent auf 297,6 Millionen Euro stieg.

Ein weiterer sehr positiver Effekt war für das inhabergeführte Unternehmen die Freigabe von Cannabis für den medizinischen Einsatz bei bestimmten Gruppen schwerkranker Patienten. Beim Medikament Dronabinol, das Bionorica aus Cannabis-Blüten gewinnt, aber auch synthetisch herstellt, konnte der Umsatz von 5,8 auf 13,6 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden.

Vor allem dank der Entwicklung in Deutschland, wo Bionorica die Zahl der Dronabinol-Patienten von 4000 auf 11.000 fast verdreifachen konnte. Von den gesetzlichen Krankenkassen werden derzeit nur rund 60 Prozent der Anträge für die Erstattung von Cannabis als Medizin genehmigt. Daher rechnet man bei Bionorica damit, das sich die Zahl der Patienten, die Dronabinol bekommen, im nächsten Jahr noch einmal verdoppeln könnte. Zurzeit jedenfalls werden die Kapazitäten in Neumarkt zur Produktion des Cannabis-Arzneimittels kräftig ausgebaut.

Beim Ertrag hat Bionorica 2017 nach Angaben von Popp auch zugelegt, konkrete Zahlen wird allerdings erst die Veröffentlichung im Bundesanzeiger in ein paar Monaten zeigen. Den Andeutungen Popps zufolge dürfte Bionorica etwa eine operative Marge von 15 bis 16 Prozent erreicht haben – deutlich mehr als 2016, als sie 12,5 Prozent erreichte, aber nicht ganz so hoch wie 2015 (18 Prozent), weil Bionorica im vergangenen Jahr stark in Marketing und TV-Werbung investiert hat.

Mehr als die Hälfte seines Umsatzes erwirtschaftet Bionorica übrigens im Ausland. Russland ist dabei der nach Produktabsatz größte Markt noch vor Deutschland. Nach schwierigen Jahren in Osteuropa hat unter anderem die Aufwertung des Rubels im vergangenen Jahr dazu geführt, dass Bionorica in Russland wieder kräftig – nämlich um 20 Prozent – zugelegt hat.

Vom Umsatz her betrachtet liegt Russland aber mit 91 Millionen Euro hinter Deutschland (122 Millionen Euro). Hierzulande wuchs Bionorica mit einem Plus von 7,4 Prozent deutlich schneller als der Gesamtmarkt für Naturarzneien, der laut Marktforschungszahlen um etwa ein Prozent zulegte.

Für das laufende Jahr strebt Popp erneut ein zweistelliges Wachstum für das von seinem Großvater vor 85 Jahren gegründete Unternehmen an. An die 17,6 Prozent von 2017 wird das Unternehmen wohl nicht anknüpfen können, erwartet Popp. Unter anderem ist der Rubelkurs sehr volatil und wird aktuell vom schwachen Dollar belastet. Zudem ist schwer abzuschätzen, wie sich die Erkältungssaison zum Jahresende entwickelt.

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