Produktrückrufe Deutlich mehr gefährliche Produkte als im Vorjahr

Vor allem Spielzeug und Sportartikel sind von den Rückrufen betroffen. Quelle: dpa

Stromschläge von Espressomaschinen, Augenverletzungen durch Konfettikanonen und Luftgewehre, die sich unerwartet entladen – nicht nur Lebensmittel bergen Gesundheitsrisiken für Verbraucher. Die Zahl der Ramsch-Rückrufe steigt.

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Der Skandal um mit Listerien verseuchte Wurst hat Behörden und Händler alarmiert. Doch neben unhygienischen Lebensmitteln bergen auch Spielzeug, Schmuck, Technikartikel und Autoteile teils erhebliche Gesundheitsrisiken für Verbraucher. Das zeigen Daten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Insgesamt 686 Produktrückrufe, Produktwarnungen und Untersagungsverfügungen hat die Dortmunder Behörde von Januar bis Ende November in ihrer Datenbank „gefährliche Produkte in Deutschland“ erfasst. Im gesamten Vorjahr waren es nach BAuA-Angaben lediglich 542.

Im September rief etwa die Firma Diana ihr Luftgewehr namens Stormrider zurück, weil es sich „unerwartet entladen kann“. Bei einer Espressomaschine, die von Lidl verkauft wurde, bestand Stromschlaggefahr, da ein spannungsführender Draht am äußeren Metallgehäuse anlag. Zurückgerufen wurden auch Aktenvernichter mit Verbrennungsgefahr, Lichtmasken mit dem Risiko von Augenverletzungen oder Konfettikanonen, aus denen harte Kunststoffteile „herausschießen können“.

Besonders heikel sind offenbar Produkte für Kinder. Allein 54 Warnungen betrafen im laufenden Jahr Spielwaren, darunter mehrfach zu Kunstschleim, dessen chemische Inhaltsstoffe das Fortpflanzungssystem schädigen können. In einem Duschgel für Kinder war die Konzentration bestimmter antibiotikaresistenter Bakterien zu hoch und in einer Wärmflasche der Gehalt an krebserregenden Kohlenwasserstoffen.

Die mit Abstand meisten Sicherheitswarnungen entfielen auf „Kraftfahrzeuge und Zubehör“. 314 Rückrufe verzeichnete die BAuA-Datenbank zwischen Januar und November im Autosegment, 88 mehr als im Vorjahreszeitraum. Ausnahmslos alle großen deutschen Hersteller waren betroffen.

Für einen Anstieg der Warnungen kann es verschiedene Gründe geben, denkbar ist eine tatsächlich gestiegene Zahl von Sicherheitsproblemen oder auch bessere Kontrollen beziehungsweise eine niedrigere Meldeschwelle.

Auch im Lebensmittelbereich deutet sich in diesem Jahr ein Rekordhoch bei den Produktrückrufen an. Bis Ende November 2019 gab das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf dem Portal „lebensmittelwarnung.de“ bereits 183 Warnungen für Lebensmittel heraus. Im Gesamtjahr 2018 waren es 186 Fälle – das war der Höchststand seit Start des Portals 2011.

Die meisten Warnungen gab es 2019 bislang wegen Fleisch, Wild, Geflügel und Wurst (51), gefolgt von Milch und Milchprodukten (27). Grund für eine Warnung waren besonders oft mikrobiologische Verunreinigungen und Fremdkörper.

 

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