




Joe Kaeser malte schwarz. „Ich habe keinen einzigen Auftrag aus Deutschland. Nicht heute, nicht nächstes Jahr und nicht übernächstes Jahr“, sagte der Siemens-Chef Mitte März. Das war gedacht als Spitze gegen hiesige Politiker, die mit der Energiewende fossile Kraftwerke unwirtschaftlich und damit Gas- und Dampfturbinen von Siemens unverkäuflich machten.





In Wahrheit lenkt Kaeser damit von hausgemachten Problemen ab. Denn der US-Konzern General Electric (GE) meldet durchaus Verkaufserfolge in Germany. GE verkaufte vor Kurzem eine Gasturbine für ein Kraftwerk in Berlin-Lichterfelde, ein Auftrag für eine weitere Anlage in Leverkusen ist so gut wie unter Dach und Fach. Beide Male hatte Siemens mitgeboten, war aber unterlegen.
Grund ist die geringere Leistungsfähigkeit. Die Gasturbine der neuen H-Klasse, die Siemens vor acht Jahren auf den Markt brachte, erreicht einen Wirkungsgrad von 60,75 Prozent. Die neue 500-Megawatt-Anlage von GE schafft dagegen mehr als 61 Prozent. Der kleine Unterschied bringt über die Jahre enorme Einsparungen. Für die im französischen Belfort gebaute Turbine findet GE reichlich Absatz. 16 sind verkauft, Aufträge für 53 fest gebucht, bis 2030 sollen 500 verkauft werden.
Bei Siemens dagegen brennt es. Nachdem Kaeser die Streichung Tausender Arbeitsplätze in der Energiesparte angekündigt hatte, ruft die IG Metall für Dienstag zu Protesten in Berlin, Mülheim/Ruhr, Görlitz und Erlangen auf. Kaeser wirft der Gewerkschaft vor zu „versuchen, mit ideologischen Mitteln einen Keil zwischen Management und unsere Mitarbeiter zu treiben“.