Mit der Cebit-Schließung zieht der Veranstalter den Schlussstrich unter einen Niedergang, den die einstmals weltgrößte Computermesse in den vergangenen Jahren durchschreiten musste. So kämpfte die Cebit seit Langem mit schwindenden Besucherzahlen: Während sich zur Jahrtausendwende noch 800.000 Besucher auf das Messegelände in der niedersächsischen Hauptstadt zwängten, waren es 2017 nur noch 200.000 Menschen.
In diesem Jahr versuchte die Deutsche Messe gegenzuhalten, indem sie die Cebit vom März in den Sommer verlegte und die Veranstaltung mit einem neuartigen Konzept als „Europas führendes Digital-Event“ positionierte. Doch auch dieser Schritt war vergeblich: Letztlich kamen im Juli nur noch 120.000 Besucher auf die umgestaltete Cebit.
Völlig überraschend kommt der Schlussstrich – trotz gegenteiliger Beteuerungen aus dem die Messe inhaltlich begleitenden ITK-Branchenverband Bitkom – freilich nicht: Schon in den vergangenen Jahren haben immer wieder IT-Giganten der Cebit den Rücken gekehrt, so wie beispielsweise Microsoft, die bereits 2017 auf einen eigenen Messestand verzichteten. Anfang 2018 sagte dann sogar die Deutsche Telekom ihren Cebit-Besuch ab, weil sich der Bonner Konzern stattdessen auf die Industrie-Veranstaltung Hannover Messe konzentrieren wollte. Dies werteten Brancheninsider seinerzeit bereits als Todesstoß.
Die damalige Begründung der Telekom macht sich jetzt auch die Deutsche Messe zu eigen: Da die Innovationsschritte durch die Digitalisierung sich vor allem in den Anwendungsbranchen niederschlagen, ist die Digitalisierung bei nahezu allen Branchenfachmessen das beherrschende Thema. Aus diesem Grund will die Deutsche Messe die industrienahen Digitalthemen der Cebit in der Hannover Messe weiterführen. Tatsächlich wurde auch das Thema Rückintegration der Cebit in die Hannover Messe bereits 2015 in IT-Kreisen immer wieder diskutiert.
Für die übrigen Themenfelder will der Veranstalter kleinere Fachveranstaltungen entwickeln, die sich gezielt an Entscheider ausgewählter Branchen richten. „Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren immer wieder über die thematische Überschneidung von Hannover Messe und Cebit diskutiert“, so Deutsche-Messe-Vorstandschef Jochen Klöckner. „Wir werden daher die Themen überführen, die inhaltlich zur klaren Ausrichtung der Hannover Messe passen.“
Reaktionen zum Cebit-Aus
Der Branchenverband Bitkom bedauert die Einstellung der Cebit als eigenständige Messe 32 Jahre nach ihrer Erstauflage. Die Organisatoren der Deutschen Messe AG wollen die industrienahen Digitalthemen der Cebit künftig in die Hannover Messe integrieren. In diesem Jahr hatten sie noch vergeblich versucht, die Cebit als „Europas führendes Digital-Event“ neu zu positionieren.
„Unabhängig von der positiven Resonanz, die das neue Konzept fand, muss es sich natürlich auch für den Veranstalter rechnen“, betonte Bitkom-Präsident Achim Berg. Markt und Messelandschaft hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt.
„Das ist ein Schlag ins Kontor für den Messestandort Hannover und damit für den gesamten Wirtschaftsstandort Niedersachsen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, Volker Schmidt und betonte: „Die Cebit war für drei Jahrzehnte ein echtes Aushängeschild und hat maßgeblich zum Renommee der gesamten deutschen Informations- und Kommunikations-Wirtschaft beigetragen.“ Niedersachsenmetall ist der Verband der niedersächsischen Metallarbeitgeber.
Bernd Althusmann, Aufsichtsratschef und Niedersachsens Wirtschaftsminister, sprach von „Bedauern und Respekt“ für Messechef Oliver Frese, der den Aufsichtsrat um Entbindung von seinen Aufgaben zum 31. Dezember bat – das Gremium stimmte zu.
Mit dem jetzigen Schritt räumt die Deutsche Messe auch ein, dass das neue Konzept der Cebit mit dem Dreiklang aus Messe, Konferenz und Festival den Abwärtstrend nicht stoppen konnte. Weil auch der Negativtrend bei den Flächenbuchungen „über alle Themensegmente hinweg“ nicht aufgehalten werden konnte, werde die Cebit künftig nicht mehr ausgerichtet – inklusive der bereits geplanten 2019er Messe.
Auf der Kurznachrichtenplattform Twitter nehmen Cebit-Fans teils traurig, teils augenzwinkernd Abschied:
Unvergessen, #CEBIT '86. "Der leichte Büro-Computer PC 7000, 8,5 Kilogramm schwer. Und damit kann ich überall arbeiten, nicht nur im Büro." pic.twitter.com/dPN2O1F5TS
— Max Boenke (@mx_boenke) 28. November 2018
#CeBIT wird eingestellt. Ein Wegpunkt meiner beruflichen Laufbahn ist nicht mehr. War absehbar, ist aber dennoch traurig. Und bei aller Kritik: Die CeBIT hinterlässt eine Lücke, die bisher nicht durch eine andere Veranstaltung geschlossen wird. https://t.co/WfhE94s9fV
— Hansjörg Schmidt (@hschmidt) 28. November 2018