
Auch dreieinhalb Jahre nach seinem Tod ist Steve Jobs immer noch ein Garant für Aufmerksamkeit. Walter Isaacsons Biografie über den Apple-Gründer erschien kurz nach dessen Ableben – und hat sich mittlerweile mehr als eine Million Mal verkauft. Auch derzeit ist sie immer noch unter den 1000 meist verkauften Amazon-Titeln.
„Steve Jobs“ war zwar die von Jobs offiziell bestellte Biografie. Doch seine engsten Weggefährten hadern heftig mit ihr. Aus ihrer Sicht hat Isaacson die negativen Seiten von Jobs wie dessen Jähzorn, der Angst und Schrecken unter seinen Mitarbeitern verbreitete, sein konsequentes Ignorieren der Gefühle von selbst ihm nahestehenden Personen oder das jahrelange Verleugnen seiner erstgeborenen Tochter Lisa überbetont.
Steve Jobs in den Medien
Schon vor dem Tod von Steve Jobs widmeten sich verschiedene Buch-Autoren und Journalisten in ihren Werken Apple und dessen Mastermind Steve Jobs und seiner Entwicklung (u.a. Steve Jobs & The NeXT Big Thing (1993) von Randall Stross und The Second Coming of Steve Jobs (2000) von Alan Deutschman). Seit dem Ableben des Apple-Gründers kam eine Vielzahl an Betrachtungen unterschiedlichster Art und Qualität hinzu. So schildert die Mutter von Jobs erstgeborener Tochter, Chrisann Brennan, ihre Erinnerungen in The Bite in the Apple. A Memoir of My Life with Steve Jobs (2013). In The Zen of Steve Jobs (2012) zeigt Caleb Melby das Leben und die Mediations-Praktiken von Steve Jobs in Comic-Grafiken.
Die einzige von Jobs selbst autorisierte Biografie stammt von Walter Isaacson. Weil das Werk mit dem schlichten Titel „Steve Jobs“ angeblich übertrieben negativ über den Apple-Gründer berichtet, äußerten sich führende Konzern-Mitglieder negativ.
Anlässlich des Todes von Steve Jobs veröffentlichen verschiedene TV-Sender wie der Discovery Channel (iGenius: How Steve Jobs Changed the World (2011)) und die BBC (Steve Jobs: Billion Dollar Hippie (2011)) Dokumentationen. Die 2015 erschienene Dokumentation Man in the Machine des Oscar-Preisträger Alex Gibney geht detailliert auf Fehler und Charakterschwächen des einstigen Apple-Chefs ein. In der Konzernzentrale in Cupertino stieß der Film wegen der negativen Darstellung auf wenig Gegenliebe. Eddy Cue, einer der führenden Apple-Manager, bezeichnete die Doku als ungenau und böswillig.
2013 erschien der Independfilm Jobs mit Ashton Kutcher als Steve Jobs. Weder an den Kinokassen noch bei den Kritikern kam der Film besonders gut weg. Noch weniger wurde der im gleichen Jahr erschiene Satire iSteve beachtet. Im Oktober 2015 soll der Hollywood-Film Steve Jobs mit Michael Fassender in den USA erscheinen.
Kritik an offizieller Jobs-Biografie
Apple-Designchef Jony Ive, zuletzt der engste Freund von Jobs, hat die offizielle Biografie nach eigenem Bekenntnis aus lauter Frust nie zu Ende gelesen. „Ein gewaltiger Bärendienst“, schimpft Tim Cook, von Jobs höchstselbst bestellter Nachfolger auf dem Apple-Chefposten. Isaacson habe die Person Jobs und dessen Leidenschaft nicht richtig begriffen und deshalb falsch dargestellt, ärgert sich Apple-Digitalchef Eddy Cue, dem Jobs den Aufbau des Apple Online-Shops und des iTunes Store anvertraute.
Die Deutungshoheit soll nun die neueste Biografie „Becoming Steve Jobs: The Evolution of a Reckless Upstart into a Visionary Leader“ herstellen.
Das Buch und seine Autoren
Becoming Steve Jobs: The Evolution of a Reckless Upstart into a Visionary Leader (Englisch), Crown Business, S. 464, 17,95 Euro
Als Journalist für das Wall Street Journal und das Fortune Magazin begleitete Schlender Steve Jobs über knapp 25 Jahre. Er gilt als intimer Kenner der Silicon-Valley-Szene und Experte für Apple und den Firmen-Gründer.
Tetzeli ist Mitglied der Chefredaktion des Technologie- und Business-Magazins Fast Company.
Die Autoren Brent Schlender - der Steve Jobs fast 25 Jahre lang journalistisch begleitete - und Rick Tetzeli wollen aufräumen mit den Vorurteilen. Damit, dass der Apple-Gründer bloß ein beratungsresistenter Egomane und „halb Genie, halb Arschloch“ gewesen sei. Der Steve Jobs, den er erlebt habe, schreibt Schlender in einer persönlichen Rückschau, habe immer „komplexer, menschlicher, empfindsamer und sogar noch intelligenter gewirkt, als jener Mann über den ich woanders lesen konnte.“
„Becoming Steve Jobs“ zeigt den Wandel von einem jungen Mann, der wütend wichtigen Geschäftspartnern ins Wort fällt und aus Ärger über sich selbst in seinem Auto weint, zu einem erfahrenen Geschäftsmann und Visionär, der noch immer für seine schroffe Art und seine Ausbrüche gefürchtet wurde. Der es aber auch verstand, seine Mitarbeiter mit Menschlichkeit und Herzenswärme an sich zu binden.
Die Evolution des Steve Jobs zeichnen Schlender und Tetzeli anhand von Erinnerungen und Anekdoten seiner engsten Mitarbeiter und Weggefährten nach. Viele intime Details kommen durch das Buch erstmals an die Öffentlichkeit.
Tim Cook: Jobs, der Anti-Egoist
Dass die neue Biografie auch die freundlichen Seiten von Jobs zeigt, dafür hat Tim Cook höchstpersönlich gesorgt. Der Apple-Chef stellte sich – ganz gegen die übliche Politik des verschwiegenen Konzerns – nicht nur als Gesprächspartner zur Verfügung. Er verriet auch solch intime Details wie sein Angebot, dem krebskranken Jobs einen Teil seiner Leber zu spenden. Was dieser laut Cook sofort vehement ausschlug, obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch keine Alternative gab.
„Ein Egoist“, wird Cook in dem neuen Buch zitiert, „würde so nicht reagieren.“ Nicht einmal kurz habe der Apple-Chef über das Angebot nachgedacht, sondern seinen Freund und Mitarbeiter brüsk und laut abgewiesen. „Steve hat mich in den 13 Jahren, in denen ich ihn kannte, nur vier- oder fünfmal angeschrien und das war eine der Situationen“, erinnert sich Cook.