Apple stellt Gold-Uhr ein Die Schweizer Luxus-Liga atmet auf

Apple hat in dieser Woche eine neue Smartwatch vorgestellt. Im Gegensatz zum Vorgänger ist diese aber nicht mehr in Gold erhältlich. Das sieht die Schweizer Uhrenbranche als Sieg – der Apple-Angriff ist abgewehrt.

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Apple positioniert die Smartwatch als Fitness-Gadget. Quelle: Reuters

Während Apple-Fans sich in dieser Woche vor allem den Kopf über den fehlenden Kopfhörer-Anschluss beim neuen iPhone zerbrachen, fehlte auch bei der aufgefrischten Smartwatch etwas: die besonders teure Luxusversion.

Die neue „Series 2“ der smarten Apple-Uhr, die am Mittwoch in San Francisco vorgestellt wurde, umfasst unter anderem Modelle mit Lederarmbändern vom Handtaschenhersteller Hermès. Doch Apple verzichtete auf die 18-Karat-Gold-Version, getragen von Stars wie Beyoncé, die für bis zu 17.000 Dollar (umgerechnet 15.078 Euro) über die Ladentische ging. Ersetzt wurde sie durch eine Keramik-Variante, die nun ab 1.249 Dollar zu haben ist. Apple arbeitet zudem mit Nike bei einer Uhr zusammen, die für Läufer gedacht ist.

Nachdem Apple die Uhr zu Anfang als Mode-Accessoire angepriesen hatte, wurde sie zuletzt zunehmend als Fitness-Gerät unter die Leute gebracht. Der Fall unterstreicht die Gefahr, die mit der Vermarktung eines Gadgets als Luxus-Produkt einhergeht. Branchen-Blogger hatten Apples Gold-Version als Spielerei verhöhnt. In der Öffentlichkeit wurde das Gerät – jenseits von Beyoncé und Mode-Designer Karl Lagerfeld – kaum gesichtet.

Der Rückzug lässt die Schweizer Uhrenbranche aufatmen. Sie hatte argumentiert, dass sich Jahrhunderte an handwerklichem Können nicht einfach in Luft auflösen würden, nur weil ein Technologie-Unternehmen auf den Markt dränge. „Apple gibt zu, dass es im Bereich der Uhren kein Luxus-Produkt ist", sagt James Dowling, Co-Autor des Buchs „The Best of Time: Rolex Wristwatches“. „Tatsächlich kündigt es an, dass es nicht länger im Uhren-Geschäft ist, sondern dass es im Gesundheits-Tracking-Geschäft ist.“

Zwar hatte die Ankunft der Apple Watch keine Auswirkungen auf das obere Ende des Uhren-Marktes. Doch das Gerät belastete den Absatz von nicht ganz so teuren Produkten und veranlasste Firmen wie Montblanc und TAG Heuer dazu, selbst eigene elektronische Funktionen anzubieten.


Apple spielt nicht im Luxussegment mit

Apple war vergangenes Jahr nach Umsatz die am zweithäufigsten Uhren-Marke der Welt nach Rolex, wie Apple-Chef Tim Cook am Mittwoch erklärte. In seinem Geschäftsbericht stellt der US-Konzern die Verkaufszahlen seiner Uhren nicht gesondert dar.

Apple behielt zwar ein Element an Luxus, indem das Unternehmen die Zusammenarbeit mit Hermes ausweitete. Doch die neue Uhrenserie richtet sich vor allem an Fitness-Fans. So gibt es etwa einen GPS-Chip, der eine bessere Abbildung beim Laufen und Rennen ermöglicht. Die Apple/Nike-Zusammenarbeit beinhaltet zudem ein Armband mit Löchern für eine bessere Durchlüftung.

Das Einstellen der Gold-Uhr ist ein Anzeichen dafür, dass Apple nicht in derselben Liga wie Schweizer Luxus-Hersteller mitspielen kann, sagt Jean-Claude Biver, der die Uhren-Sparte von LVMH mit Marken wie TAG Heuer leitet. Die Tochter bietet eine 1500 Dollar teure Smartwatch an, die zusammen mit Intel und Google entwickelt wurde. Kunden haben die Optionen, eine Gebühr zu zahlen und sie später gegen eine mechanische Version einzutauschen.

„Apples Schritt sagt den Schweizer Luxus-Marken, dass sie mit ihrer Entscheidung richtig lagen, die vernetzten Uhren nicht anzufassen“, sagt Biver. „Auf der anderen Seite ist es ein Zeichen für Lower-End-Marken, dass sie versuchen sollten, diese mit anderen Diensten verbundenen Uhren herzustellen. Denn wenn Apple bereits der zweitgrößte Uhren-Hersteller geworden ist, ohne jemals eine Uhr in der Vergangenheit angefasst zu haben, dann bedeutet das, dass die sogenannte ‚connected watch‘ eine Zukunft hat.“

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