Digitale Spenden-Portale Kaufe ein und tue Gutes dabei

Gutes tun soll einfacher werden - unter anderem online mit Apps Quelle: imago images

Neue Anbieter für wohltätige Zwecke wie Share oder GoFundMe treiben die Digitalisierung im sozialen Bereich voran – und wollen so auch jüngere Deutsche zum Spenden animieren.

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In der Welt digitaler Spenden kennt sich Sebastian Stricker aus wie kaum ein Zweiter: Im Jahr 2014 hat der Österreicher eine Spenden-App namens „ShareTheMeal“ entwickelt. Per Wisch übers Smartphone-Display können App-Nutzer im Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen eine Mahlzeit finanzieren – diese stellt die UN bereits für eine 40-Cent-Spende bereit.

Die Idee hinter ShareTheMeal ist simpel: „Wir haben uns die Frage gestellt: Wie macht man’s den Leuten so einfach wie möglich, Gutes zu tun und zu spenden?“, erläutert Stricker – und gibt selber die Antwort: „Indem man den Prozess des Spendens per App in die digitale und vor allem die mobile Welt hebt.“ 

Inzwischen haben mehr als eine Million Menschen rund um den Globus ShareTheMeal auf ihre Smartphones heruntergeladen – und mit ihren Spenden rund 30 Millionen Mahlzeiten für Hungernde ermöglicht. „Das ist die erfolgreichste Fundraising-App der Welt“, sagt Stricker im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. 

Die App ist so erfolgreich, dass er sein Baby – das nach einer Finanzierungsrunde inzwischen Teil der UN ist – vor zwei Jahren verlassen hat. Seit März dieses Jahres ist nun Strickers zweites soziales Start-up am Start: Share mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen bietet unter dem gleichnamigen Markenlabel drei Produkte an: Einen Nussriegel, in Flaschen abgefülltes Wasser und eine Handseife. 

Das Konzept: „Jedes Mal, wenn ein Konsument ein Produkt von Share kauft, erhält ein Bedürftiger das entsprechende Produkt ebenfalls“, sagt Stricker. So baut Share etwa für rund 50.000 verkaufte Wasserflaschen einen Brunnen, oder ein Mensch erhält im Gegenzug für den Produktkauf eine Mahlzeit oder ein Stück Seife.
Mehr noch: Über einen individualisierten Tracking-Code auf dem Share-Produkt sieht der Konsument, wo genau die entsprechende Waren-Spende hingeht. Die Auswahl der Hilfsprojekte und die Organisation übernimmt Share; derzeit unterstützt Stricker unter anderem Hilfsprojekte in Äthiopien, Liberia, Senegal und Kambodscha. 

Auf Seiten des Einzelhandels hat der Start-up-Gründer die Drogeriekette dm und die Supermarktkette Rewe als Partner gewonnen, welche die Share-Produkte in allen Filialen in Deutschland anbieten. 

Der Erfolg des Sozialunternehmens in den wenigen Monaten seit dem Start im März kann sich sehen lassen: So hat Share rund vier Millionen Wasserflaschen verkauft und dafür 40 Brunnen gebaut; ungefähr ebenso viele werden aktuell noch gebaut. Zudem hat das Unternehmen zwei Millionen Mahlzeiten und 350.000 Seifen an Bedürftige ausgeliefert. „Das Thema ethischer Konsum gewinnt an Bedeutung, weil es immer mehr Menschen wichtig ist, beim täglichen Einkauf zugleich Gutes zu tun“, sagt Stricker. 

Menschen wie der Share-Gründer treiben aktuell die digitale Transformation im Spendenmarkt voran: Insgesamt überwiesen die Deutschen im Jahr 2017 laut Deutschem Spendenrat Geldbeträge in Höhe von 5,2 Milliarden Euro an Hilfsorganisationen wie Greenpeace, Brot für die Welt oder Rotes Kreuz. 

Das Geschäft läuft bisher aber weitgehend analog ab – vor allem wegen der Altersstruktur: Mit einem Anteil von 40 Prozent am gesamten Spendenaufkommen sind die über 70-Jährigen die mit Abstand spendenfreudigste Gruppe.

Um auch jüngere Menschen zu erreichen, müssen neue Wege her, wie sie Sebastian Stricker mit seinen beiden sozialen Start-up beschritten hat, also Spenden per App oder per Produktkauf im Supermarkt. 

Ein anderes Beispiel ist das amerikanische Start-up GoFundMe: Die Spendenplattform ermöglicht das gesellschaftliche Crowdunding. Jeder kann auf der GoFundMe-Webseite eigene Online-Kampagnen für soziale Belange starten. Das 2010 im kalifornischen San Diego gegründete Unternehmen hat vor rund einem Jahr seine eigene Niederlassung in Berlin eröffnet – und seitdem geradezu einen Blitzstart hingelegt. 

In den ersten zwölf Monaten haben die Deutschen knapp 5000 solcher Crowdfunding-Kampagnen gestartet. Daran teilgenommen haben insgesamt mehr als 100.000 Spender, die mehr als fünf Millionen Euro gespendet haben. „Damit ist Deutschland der am schnellsten wachsende Markt für GoFundMe in Europa“, sagt Deutschlandchefin Jeannette Gusko. 

Laut Angaben des Unternehmens wird in Deutschland am häufigsten für Kampagnen gespendet, welche die Gesundheit betreffen. Auf den weiteren Plätzen folgen Spenden für gemeinnützige Organisationen und Spendenaufrufe für den Tierschutz. Der am häufigsten gespendete Betrag ist 10 Euro, knapp gefolgt von 50 und 20 Euro. Gusko: „Das Bedürfnis in Deutschland ist groß, Solidarität mit anderen Menschen zu zeigen und sie in Notsituationen zu unterstützen.“

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