IBM Der Umbau muss radikaler sein

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Das letzte Umsatzplus gab es Ende 2011

Wie sehr die industriellen Verwerfungen IBM durchgeschüttelt haben, erwies sich einmal mehr Ende Januar, als IBM ein Prozent Umsatzminus meldete. Damit hat „Big Blue“ nunmehr 19 Quartale in Folge sinkende Erlöse verzeichnet. Anders ausgedrückt: Das letzte Umsatzplus gab es Ende 2011; seitdem geht’s abwärts, von fast 107 Milliarden Dollar 2011 bis nur noch gut 80 Milliarden Dollar 2016. Der Konzern befinde sich „auf der Rometty-Rutsche“, frotzeln Arbeitnehmervertreter aus Deutschland, in Anlehnung an den optisch genau daran erinnernden Langfristchart des IBM-Umsatzes (siehe Grafik).

Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Mitarbeiter von gut 430.000 auf zuletzt rund 378.000 – minus zwölf Prozent. Noch heftiger war der Mitarbeiterschwund in Deutschland: Im September ließ Rometty-Statthalterin Martina Koederitz aus der Deutschlandzentrale in Ehningen bei Stuttgart Kündigungen an rund 600 Mitarbeiter verschicken – die ersten betriebsbedingten seit Jahren. Zwischen 2007 und 2015 hatte IBM nach Berechnungen der WirtschaftsWoche die Belegschaft in Deutschland durch Freiwilligenprogramme um gut ein Fünftel auf rund 16.500 reduziert.

Grafik Erfolgloser Umbau von IBM

Ein Lichtblick: 2016 hat Rometty es geschafft, die Erlöse in den Zukunftssparten um 13 Prozent auf 33 Milliarden Dollar zu steigern. Damit steuern Cloud und Co. jetzt 41 Prozent zum Umsatz bei. Ob der Anstieg noch rechtzeitig kommt, darüber streiten Marktbeobachter: „Die IBM-Strategie greift“, sagt Axel Oppermann vom Analysehaus Avispador. „Damit kann der Konzern langfristig auch auf anderen Wegen Geld verdienen.“

Es gibt nicht genug Kunden

Genau das bezweifelt Mark Stephens, unter seinem Pseudonym Robert Cringely Industrieanalyst und langjähriger IBM-Beobachter: „Die neuen Geschäftsfelder müssten mehr als 20 Milliarden Dollar Umsatz ersetzen, der unter Romettys Ägide verschwunden ist – so stark skalieren diese Segmente nicht“, sagt Stephens.

Der vermeintlich große Heilsbringer rund um IBMs Hochleistungsrechner Watson sei zwar eine tolle Marketinggeschichte zur Akquise neuer Kunden. Um 20 Milliarden Umsatz zu ersetzen, gebe es aber schlicht nicht genug Kunden – also Großkonzerne, die diese Technologie für Big Data einsetzen können.

Immerhin schafft IBM mit jener Technologie auch wieder neue Jobs: 1000 Arbeitsplätze sollen im IBM-Innovationszentrum für Watson in München entstehen. 200 Millionen Dollar will IBM hier investieren – eine der größten Investitionen in Europa überhaupt. Mitte Februar will IBM das Watson-Center mit Pomp und Gloria eröffnen.

In Davos gab sich IBM-Chefin Rometty am Ende auffällig gelassen. Cringely glaubt auch zu wissen, warum: „Rometty wird Ende 2017 als IBM-Chefin abtreten“, sagt der IBM-Kenner. „Für sie zählt nur noch die Absicherung ihres Ruhestandspakets.“ IBM wollte einen möglichen Chefwechsel weder bestätigen noch dementieren. Aber: „Ihr Vorgänger Sam Palmisano ging mit 60 in den Ruhestand, und davor Lou Gerstner, John Akers, John Opel sowie Frank Cary ebenfalls“, sagt Cringely. Rometty wird im Juli 60.

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