Eigentlich hat 85-jährige Warren Buffett mit diese neumodischen Schnick-Schnack nichts am Hut. Seine Super-Holding Berkshire Hathaway hat riesige Aktienpositionen in Giganten der alten Welt wie Coca Cola, Wells Fargo oder dem Schokoriegel-Herrscher Mars. Der IT-Oldtimer IBM ist das höchste der Gefühle, wenn es um die moderne Welt der Informationsverarbeitung geht. Das Start-Up und Internet-Business war nie sein Ding, Buffett hielt sich an renditestarke und unterbewertete Unternehmen.
Doch das scheint sich jetzt zu ändern. Wie Reuters unter Berufung auf „eingeweihte Kreise“ berichtet ist Buffett Teil eines Konsortiums, das für Yahoo bieten will. Mit an Bord sollen demnach auch der Gründer der Finanzplattform Quicken Loans, Dan Gilbert, sein. Weder Buffett, noch Quicken- oder Yahoo-Sprecher hätten laut Reuters auf Anfragen zu Kommentaren geantwortet. Immerhin: Auf der jüngsten Aktionärsversammlung räumte Buffett ein, dass er Nachholbedarf bei neuen Technologien als Investments habe.
Yahoo sucht seit Jahresbeginn nach einem Käufer für seine Kerngeschäftsfelder wie Suchmaschine, E-Mail, Sport- oder Nachrichtenseiten. Ziel ist es, alle Aktivitäten außer der milliardenschweren Beteiligung an den chinesischen Online-Riesen Alibaba loszuwerden.
Danach wäre Yahoo nur noch eine reine Finanzanlage-Gesellschaft, und die Aktionäre könnten dann ihre Yahoo-Aktien (sprich eigentlich Alibaba-Aktien) verkaufen, ohne Steuern zahlen zu müssen, die angefallen wären wenn man Alibaba verkauft und die Gewinne nach Amerika zurückgeholt hätte. Der einzige Verlierer wäre also der amerikanische Steuerzahler.
Angeblich sind nach verschiedenen Medieninformationen bereits Gebote zwischen vier und acht Millionen Dollar für die Yahoo-Geschäftsfelder eingegangen. Der Telekom-Konzern Verizon hatte in der Vergangenheit immer wieder sein Interesse verkündet. Er gilt seit langem als Favorit, unter anderem, weil er bereits AOL übernommen hat, was zu Yahoo passen würde, und auch bar bezahlen will.
Die zehn größten IT-Übernahmen weltweit nach Kaufpreis
Im Jahr 2010 schluckte Microsoft die norwegische Suchmaschine Fast. Das 1997 gegründete Unternehmen ist auf Suchmaschinenprogramme für Firmenkunden spezialisiert. Der Kaufpreis soll 1,2 Milliarden US-Dollar betragen haben.
Quelle: Statista
2006 übernahm Google Youtube für 1,65 Milliarden US-Dollar. Youtube, damals noch ein defizitäres Start-Up-Unternehmen, war für Google zu diesem Zeitpunkt der teuerste Kauf in der achtjährigen Firmengeschichte.
2014 überrasche Facebook Branchenkenner mit dem Kauf von von Oculus VR. Zwei Milliarden US-Dollar zahlte Facebook für den Hersteller von VR-Brillen, die speziell für PC-Spiele ausgelegt sind. Mit dem Unternehmen hat Mark Zuckerberg großes vor. „Oculus hat die Chance, die sozialste Plattform überhaupt zu werden“, sagte er anlässlich der Übernahme.
Nur ein Jahr nach der Youtube-Übernahme kaufte Google für sage und schreibe 3,1 Milliarden US—Dollar den Anzeigenriesen Doubleclick. Auch Microsoft, AOL und Yahoo waren interessiert, hatten allerdings das Nachsehen. Schon vor dem Zukauf hatte Google die führende Stellung im Geschäft mit der Internet-Werbung inne. Mit der Übernahme konnte Google diese Position noch weiter ausbauen.
Ähnlich viel wie für Doubleclick zahlte Google für den Kauf Nest Labs: 3,2 Milliarden US-Dollar. Die Firma, die smarte Thermostate und Rauchmelder herstellt hat für Google ein ganz besonderes Potenzial: Sie ermöglicht Google das Sammeln von Daten in der analogen Welt.
Nur einen Monat, nachdem Google Microsoft Doubleclick vor der Nase weg kaufte, legte Microsoft 2007 nach und kaufte für 6,3 Milliarden US-Dollar Aquantive – einen Wettbewerber Doubleclick. Für Microsoft war das bis dato der größte Zukauf der Firmengeschichte. Letztendlich war es ein Flop für Microsoft.
Im Jahr 2013 kaufte Microsoft für 5,4 Milliarden US-Dollar die Handysparte von Nokia. Bereits seit 2011 hatten beide Unternehmen zusammengearbeitet – Nokia war der wichtigste Hersteller für Smartphone mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone.
2011 tätigte Microsoft den bis dato teuersten Kauf seiner Firmengeschichte: Für 8,5 Milliarden US-Dollar übernahm Microsoft den Online-Telefondienst Skype. Rentiert hat sich das bis heute nicht. Skype fehlt es an zahlenden Kunden.
Im August 2011 kündigte Google an, den Mobilfunk-Pionier Motorola Mobility zu übernehmen. Insgesamt 12,5 Milliarden US-Dollar zahlte Google dafür. Interessant seien für Google nach eigenen Angaben vor allem das 17.000 Eintragungen umfassende Patentportfolio Motorolas gewesen. Die Liasion hielt nicht lange. 2014 verkaufte Google das Unternehmen für knapp drei Milliarden US-Dollar an Lenovo.
Im Februar 2014 kündigte Facebook an, den Messanger-Dienst Whatsapp zu übernehmen. Der damalige Kaufpreis: 19 Milliarden US-Dollar. Facebook hat Whatsapp wegen des schnell Nutzerzuwachs übernommen. Mittlerweile hat Whatsapp 700 Millionen Nutzer weltweit.
Das Yahoo-Board will sich nach Möglichkeit keine lästigen Aktienpakete einhandeln, auf denen man dann sitzenbleiben könnte. Auch der Betreiber der „Gelben Seiten“ in den USA, die YP Holding, wird als Bieter gehandelt. Nun hat offenbar auch der 85-jährige Buffett noch einmal seinen Hut in den Ring geworfen.
Gut informiert über Yahoo dürfte er ebenfalls sein. Susan Decker, bis 2009 in verschiedenen Top-Positionen bei Yahoo tätig, ist heute bei Buffett Finanzholding beschäftigt. Sie könnte die angeschlagene Vorstandschefin Marissa Mayer ersetzen, die Aktionärsaktivisten lieber heute als morgen gehen sehen wollen. Unter ihrer Führung war es nicht gelungen die fortschreitenden Marktanteilsverluste an Facebook, Google oder Twitter zu stoppen.