
Anschalten, aussuchen, anschauen: Das Management von Pro Sieben Sat 1 hatte das riesige Potenzial von Videodiensten im Internet schon vor zehn Jahren entdeckt. Als Maxdome 2006 an den Start ging, war es eines der ersten Video-on-Demand-Angebote in Europa.
Tatsächlich ausgezahlt hat sich der Pioniergeist des Münchener Medienkonzerns bislang nicht: Lange waren die Internetverbindungen hierzulande viel zu langsam, als dass sich die Masse für die Onlinevideothek interessiert hätte. Als das Netz dann schließlich schnell genug war, drängten mit Amazon und Netflix zwei mächtige amerikanische Konzerne in das Geschäft.
Zum zehnten Geburtstag nimmt Maxdome den Kampf mit den Amerikanern nun aber mit neuem Elan auf. Das erste Mal werde Maxdome eine eigene Serie an den Start bringen, kündigte Geschäftsführer Marvin Lange am Mittwochabend in München an: „Wir haben ein konkretes Projekt im Auge“, sagte der Manager und bekräftigte, dafür über ein „signifikantes Budget“ zu verfügen. Wann die Serie auf die Bildschirme kommen soll, ließ Lange jedoch offen, er schwieg auch zu den Produktionskosten. Amazon und Netflix profilieren sich schon länger mit eigenen Serien und haben dadurch weltweit Millionen Kunden gewonnen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Netflix-Start
Die Preise des Dienstes sind gestaffelt. Wer die Filme und Serien in HD sehen will oder mehrere Zugänge für die ganze Familie braucht, zahlt mehr.
Einstiegspreis: 7,99 Euro pro Monat (Standard Auflösung / ein Gerät)
HD-Paket: 8,99 pro Monat (Höhere Auflösung / zwei Geräte zeitgleich)
Familien-Paket: 11,99 (Höchste Auflösung (4K-Ultra-HD / vier Geräte zeitgleich)
Das Netflix-Angebot ist auf mehreren Wegen abrufbar:
Im Browser über www.netflix.com/de
Über die Netflix-App für iOS und Android
Über Spielekonsolen die PlayStation 3 und 4, die Xbox 360 und One und die Wii,
Über Set-Top-Boxen wie Apple TV und das Fire TV von Amazon sowie Googles Chromecast
Über verschiedene Blue-Ray-Spieler und Smart-Tvs (vorrangig Geräte von Samsung und Sony)
Nach ersten Berichten fällt das Angebot von Netflix in Deutschland bislang offenbar deutlich geringer aus, als in de USA. Bekannte Filme und Serien wie Breaking Bad, Sherlock, The Walking Dead oder Big Bang Theory sind aber dabei.
Exklusiv gibt es offenbar Serien wie Fargo und From Dusk till Dawn. Der von vielen sehnlichst erwartete Breaking-Bad-Ableger Better Call Saul soll parallel zum US-Serienstart im Februar 2015 starten.
Wichtig für viele Film- und Serienfans: Alle englischsprachigen Produktionen gibt es synchronisiert und mit Originalton zu sehen – auf Wunsch mit deutschen Untertiteln.
In der Vergangenheit hat Netflix die Auslandsrechte an seinen eigenen Serien häufig verkauft. Das führt zu merkwürdigen Situationen: Das hochgelobte House of Cards war bereits vor dem Netflix-Start in Deutschland zu sehen. Und: Der Streamingdienst hat jetzt zwar die ersten beiden Staffeln im Angebot. Die dritte Staffel wird aber wohl bei Sky laufen. Auch Lillyhammer und Arrested Development sind derzeit nicht über Netflix abrufbar.
In Zukunft wird Netflix aber vermutlich keine derartigen Deals mit der Konkurrenz mehr eingehen. Die bereits angekündigten Eigenproduktionen Marco Polo und Sense8 werden wohl erstmal nur für Netflix-Kunden zu sehen sein.
Eigene Inhalte sind aber nicht die einzige Neuerung. Maxdome will seine Abonnenten auch stärker an die Hand nehmen und baut daher eine eigene Redaktion auf. Wie ehedem die TV-Zeitschriften soll eine gute Handvoll Redakteure die Zuschauer künftig mit Tipps durchs Programm führen. Das sei dringend nötig, habe die Marktforschung ergeben, so Lange. Angesichts von 50.000 Filmen und Serienfolgen würden sich derzeit viele Nutzer entnervt abwenden, weil sie nicht die richtigen Streifen finden. „Die User sind erschlagen von unserem Angebot.“ Das soll sich mit den Empfehlungen der neuen Redaktion grundlegend ändern.
Video-on-Demand boomt in Deutschland. Dieses Jahr werden die Umsätze der Anbieter voraussichtlich auf 717 Millionen Euro steigen, hat der IT-Branchenverband Bitkom ermittelt. Das sei ein Plus von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Um mit dem sogenannten Video-Streaming Geld zu verdienen, setzen die Anbieter allerdings auf verschiedene Geschäftsmodelle. Kostenpflichtige Video-Angebote wie die von Maxdome erzielen laut Bitkom 2016 voraussichtlich Umsätze von 401 Millionen Euro. 316 Millionen fließen in die Kassen von Anbietern wie Youtube oder Yahoo, die Inhalte kostenlos zur Verfügung stellen und sich mit Werbung finanzieren.
Amazon, Netflix und auch Maxdome verschweigen ihre Abonnentenzahlen. Daher ist auch unklar, wer nun Marktführer ist. Experten schätzen, dass etwa 4,2 Millionen Haushalte die Bezahlportale nutzen.
Amazon hat dabei ein ganz besonderes Geschäftsmodell: Das Internetkaufhaus verbindet seine Filmbibliothek mit dem Lieferservice. Für 49 Euro im Jahr werden die Kunden noch am Tag der Bestellung beliefert. Daher lässt sich schlecht sagen, wie viele Konsumenten sich wirklich für das Video-on-Demand-Angebot des Konzerns interessieren.
Bei Maxdome hingegen werden 7,99 Euro im Monat rein für die Filme fällig. Wer dafür keinen Vertrag abschließen möchte, der kann ab dem 2. Mai auch Geschenkgutscheine in 2000 Filialen der Drogeriemarktkette Rossmann kaufen. Weitere solche Vertriebsdeals seien in Planung, kündigte Maxdome-Co-Geschäftsführer Filmon Zerai an. Selbst beim Konkurrenten Amazon gibt es nun Maxdome-Abos, auf der TV-Plattform Amazon Fire.
Für den jüngst in den Dax aufgestiegenen Medienkonzern Pro Sieben Sat 1 ist Maxdome ein wichtiger Bestandteil der Digitalstrategie. Die Firma will unabhängiger vom TV-Geschäft werden und investiert daher seit Jahren in neue, zukunftsträchtige Geschäftsfelder. Dazu zählt unter anderem die TV-Produktion, die Münchener haben sich aber auch an vielen Start-ups beteiligt.
Nun soll Maxdome vorankommen: „Wir hoffen auf einen neuen Sprung“, bekräftigte Digitalvorstand Christian Wegner am Mittwochabend. Dazu gehöre auch, dass Maxdome dieses Jahr in die schwarzen Zahlen komme.
Keine schlechte Absicht im elften Lebensjahr.