




Weil immer mehr Pokémon-Go-Spieler auf einer Brücke an der Düsseldorfer Flaniermeile Kö auf virtuelle Monsterjagd gehen, mussten die Behörden diese jetzt für den Autoverkehr sperren. Das ist bei weitem kein Einzelfall. Bundesweit haben sich bereits 16 Millionen Menschen dem Hype ergeben und spielen mit.
Das Anfang Juli gestartete Handy-Game bricht international alle Rekorde. Branchenanalysten rechnen inzwischen damit, dass es den dahinter stehenden Unternehmen binnen zwölf Monaten Milliarden-Umsätze bescheren wird. Schon jetzt erwirtschaftet Pokémon Go pro Tag rund 15 Millionen Dollar Umsatz, schätzt das Londoner Unternehmen AppInstitute. Und das, obwohl das Spiel in weiten Teilen der Welt noch nicht verfügbar ist.
Die App selbst ist zwar kostenlos, der Spieler kann aber zum Beispiel virtuelle Lockmittel kaufen, um mehr Pokémon zu fangen und den eigenen Spielstand zu verbessern.
Apple verdient kräftig mit
Der Umsatz von Pokémon Go wird zunächst einmal an fünf Unternehmen verteilt. 30 Prozent bekommt Niantic, das kalifornische Spiele-Start-up, das Pokémon Go programmiert hat. 30 Prozent erhält die Pokémon Company, welche die Rechte an der Marke Pokémon hält. Und 10 Prozent gehen an den japanischen Spielekonsolenhersteller Nintendo, der einst für den Erfolg des Ur-Pokémon-Spiels auf dem Gameboy verantwortlich war.
„Pokémon Go“: Kleine Kampf-Monster erobern die Welt
Es ist das erste Mal, dass man „Pokémon“ auf dem Smartphone spielen kann. Der japanische Spiele-Anbieter Nintendo brachte die beliebten Figuren bisher nur in Games für die hauseigenen Konsolen heraus. Inzwischen jedoch wechseln immer mehr Spieler auf Smartphones und Nintendo konnte diesen Trend nicht mehr ignorieren.
„Pokémon“ ist eine Wortbildung aus „Pocket Monster“ - Taschenmonster. Zum ersten Mal tauchten sie 1996 in einem Spiel in Japan auf. Die „Pokémon“ sind darauf versessen, gegeneinander zu kämpfen. Der Spieler fängt sie als „Pokémon-Trainer“ mit Hilfe weiß-roter Bälle ein und bildet sie aus. Im „Pokémon“-Universum gibt es mehr als 700 Figuren. Die beliebteste dürfte „Pikachu“ sein - ein kleines gelbes Monster mit einem Schwanz in der Form eines Blitzes. Neben den Videospielen blüht ein gewaltiges Geschäft mit Sammelkarten und allen möglichen anderen Fanartikeln von Plüschfiguren bis Brotdosen.
Im Grunde geht es auch hier darum, „Pokémon“ zu fangen und dann gegeneinander antreten zu lassen. Der Clou ist jedoch die Standort-Erkennung (GPS) auf dem Smartphone. Die „Pokémon“ verstecken sich an verschiedenen Orten - und ein Spieler sieht sie nur, wenn er in der Nähe ist. Dann werden die Figuren auf dem Display des Telefons in die echte Umgebung eingeblendet („Augmented Reality“). In den USA, Neuseeland und Australien sammelten sich schon große Menschenmengen an Orten mit populären „Pokémon“ an. Die kleinen Monster reagieren auf die virtuelle Umgebung: So tauchen Wasser-Pokémon besonders häufig in der Nähe von Flüssen oder Seen auf.
Es wurde gemeinsam entwickelt von der Nintendo-Beteiligung Pokémon Company und der ehemaligen Google-Tochter Niantic Labs. Letztere hatte unter dem Dach des Internet-Konzerns das ebenfalls auf Ortungsdaten basierte Spiel „Ingress“ programmiert. In ihm kämpfen zwei Lager um virtuelle Portale, die an verschiedenen Orten platziert wurden.
Die restlichen 30 Prozent werden als Provision von den App-Store-Betreibern Apple und Google einbehalten, über die das Handyspiel vertrieben wird. Von diesem Geld gehen geschätzte 80 Prozent an Apple und 20 Prozent an Google, da iPhone-Nutzer mehr Geld ausgeben und häufiger Lockmittel kaufen als Googles-Android-Nutzer.
Nintendo und Google verdienen vor allem über Umwege
Google und Nintendo mögen auf den ersten Blick nicht die größten Gewinner sein. Doch der Eindruck täuscht. Denn der Pokémon-Go-Entwickler Niantic wurde 2010 von Google-Earth-Erfinder John Hanke als internes Start-up bei Google gegründet. Als Google sich 2015 in Alphabet umfirmiert hat, wurde Niantic abgespalten. Doch Alphabet blieb beteiligt und investierte sogar weiteres Geld. Zudem stiegen Nintendo, die Pokémon Company und einige Wagniskapitalgeber ein. Wie die Anteile genau verteilt sind, ist jedoch nicht bekannt.
Nintendo wiederum ist nicht nur direkt am Pokémon-Go-Umsatz und an Niantic beteiligt. Dem Konzern gehören auch rund 33 Prozent der Pokémon Company, jenem Unternehmen, dem die Pokémon-Marke gehört, das 30 Prozent vom Pokémon-Go-Umsatz kassiert und das ebenfalls in Niantic investiert ist. Hier verdient Nintendo kräftig, schließlich ist die Pokémon Company das Unternehmen, das am meisten am Verkauf von Fan-Artikeln profitiert. Dieses Geschäft dürfte in den nächsten Monaten zweifellos in Fahrt kommen.
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Neben Nintendo stecken hinter der Pokémon Company zudem der japanische Spieleentwickler GameFreak, aus dessen Werkstatt das ursprüngliche Pokémon-Spiel von 1996 stammt, sowie der japanische Spieleentwickler Creatures. Creatures wurde einst von Nintendo gegründet und war ebenfalls an der Entwicklung des Ur-Pokémon-Spiels beteiligt. Auch an Creatures hält Nintendo eine Beteiligung, deren Höhe allerdings nicht bekannt ist.