Videostreamingdienst Starke Ergebnisse von Netflix lassen Tech-Branche hoffen

Netflix ist das erste Unternehmen aus der Gruppe der sogenannten FAANG-Aktien, das seine Ergebnisse vorgelegt hat. Quelle: AP

Netflix eröffnet die Berichtssaison der Technologieaktien. Stimmt die Funktion als Gradmesser noch, sind die Chancen für weitere positive Überraschungen hoch.

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Es war ein Auftakt nach Maß. War es bei den Industriewerten früher der Alukonzern Alcoa, der der Quartals-Berichtssaison seinen Stempel aufgedrückte, ist es für die Tech-Industrie heute Netflix - spätestens seit der Marktwert 100 Milliarden Dollar überschritten hat. Alcoa wird am Mittwoch seine Zahlen vorlegen und sein Börsenwert entspricht gerade mal ein Zehntel des Werts von dem Online-Videostreamingdienst, der früher einmal als DVD-Versender gestartet war. Netflix ist das erste Unternehmen aus der Gruppe der sogenannten FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google [heute Alphabet]), das seine Ergebnisse vorgelegt hat. Vor allem die Vorhersagen für das laufende Quartal werden als Barometer für die kommenden Zahlen gewertet.

Wenn das noch stimmt, steht die Branche, deren Kurse eine kräftige Korrektur hinter sich haben, vor guten Zeiten. Nachbörslich stieg der Netflix-Aktienkurs um bis zu sieben Prozent oder zuletzt 323 Dollar an. Das Allzeithoch von 333 Dollar ist nach zuvor starker Abwärtskorrektur wieder in Sichtweite. In den ersten drei Monaten des Kalenderjahres wuchs der Kundenbestand um 7,4 Millionen auf nun mehr als 125 Millionen, fast eine Million mehr als von Analysten erwartet. Der Umsatz stieg um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 3,7 Milliarden Dollar. Das ist der stärkste Zuwachs im Quartalsvergleich, merkt das Unternehmen an.

Das ist bemerkenswert, weil üblicherweise mit zunehmender Größe eines Unternehmens die relativen Wachstumsraten eher zurückgehen. Dass dem nicht so ist, verdeutlichen zwei Umstände: zum einen die Beliebtheit des Dienstes bei den Kunden. Offenbar bleiben nach den freien Schnuppermonaten immer mehr Interessenten hängen und werden zahlende Mitglieder. Zum anderen eine gewisse Treue. Trotz Preisanhebungen in 2017 sind Konkurrenten wie Hulu für die Fans offenbar keine Alternative.

Die Verteilung der Neuzugänge überraschte ebenfalls. 1,96 Millionen davon kamen aus den als „gesättigt“ geltenden USA. Fast eine halbe Million mehr als erwartet. Immer mehr US-Internet-Kunden kündigen ihre TV-Kabelverträge und sehen sich Filme und Serien nur noch per Internet-Streaming an. Kabelriese Comcast bietet mittlerweile sogar Neukunden Bündelverträge aus Internetanschluss und Netflix statt Kabel-TV an. Der starke Umsatzanstieg lässt auch Bedenken schwinden, Netflix könnte in seinem schnellen Lauf das Geld ausgehen. Zwischen 7,5 und acht Milliarden Dollar werden laut Unternehmen in neue Produktionen und Inhalte-Einkäufe fließen. Die Gewinnmarge wird mit rund zehn Prozent angegeben.

Doch die stellt sich erst mit einer zeitlichen Verzögerung ein. Gezahlt werden muss direkt beim Einkauf, was einen negativen Cash Flow nach sich zieht. Hält der Umsatzanstieg aber in dem Tempo an, wird das Problem immer kleiner. Im ersten Quartal war der freie Cash Flow aber trotzdem noch mit 287 Millionen Dollar negativ.

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