WirtschaftsWoche: Herr Sixt, welche Leitplanken, Verhaltensregeln nach innen und nach außen, setzen Sie als Familieneigner?
Erich Sixt: Die formalen Leitplanken ergeben sich bei Sixt als Börsengesellschaft aus den einschlägigen Gesetzen und Corporate-Governance-Regeln. Was eine Eigentümerfamilie vorgeben und vor allem vorleben kann, ist die Firmenkultur. Bei Sixt bedeutet das: Unternehmerisches Denken auf allen Ebenen, Kampf gegen Bürokratie und Selbstzufriedenheit, ständiges Infragestellen scheinbar etablierter Lösungen, Leidenschaft für die Ziele, die man sich setzt.
Was war und ist Ihr Hauptantrieb für das Unternehmertum?
Besessenheit, unternehmerische Freiheit und das Erreichen von immer höheren Zielen.
Zur Person
Erich Sixt, 71, ist Vorstandsvorsitzender von Sixt und dessen größter Einzelaktionär. Sein Vertrag für den Vorstandsvorsitz wurde bis 2020 verlängert.
Welche Maßstäbe werden den Mitarbeitern gesetzt oder Verhaltensmuster vorgelebt?
Bei Sixt gibt es keine starren Handlungsanweisungen und Handbücher. Das Leitmotiv heißt: Der Kunde ist der Boss. Ihn müssen wir begeistern, damit er uns treu bleibt und weiterempfiehlt. Dafür brauchen die Mitarbeiter Handlungsspielräume.
Inwieweit gibt es auch quantitative Ziele bezogen auf die Bilanz zum Beispiel, bestimmte Grenzen, etwa was das Eigenkapital oder Schulden betrifft, nicht zu unter- oder zu überschreiten?
Finanzielle Solidität ist wichtig. Sixt verfügt zum Beispiel über mehr als eine Milliarde Euro Eigenkapital und hat eine Eigenkapitalquote, die mit 29 Prozent dramatisch über dem Durchschnittswert der Autovermieterbranche liegt. Das bringt Spielräume und sichert unsere Unabhängigkeit.
Zweite wichtige Regel: Keine finanziellen Abenteuer, die die Existenz des Unternehmens gefährden könnten. Deshalb hat Sixt bisher von Großakquisitionen Abstand genommen und ist aus eigener Kraft gewachsen.
Wie haben Sie dafür gesorgt, dass Ihre Söhne in Ihre Fußstapfen treten?
Meine Söhne haben selbst entschieden, dass sie bei Sixt arbeiten wollen. Dass meine Frau und ich darüber froh sind, versteht sich.
Sollen Ihre Söhne lange etablierte Maßstäbe im Sinne der Familientradition einfach fortführen oder selbst auch neue Maßstäbe setzen?
Dass meine Söhne die Werte, die den Erfolg von Sixt ausmachen, verinnerlicht haben und leben, steht außer Frage. Aber jeder Unternehmer muss seine eigenen Akzente setzen und seinen eigenen Stil entwickeln. Wer einfach nur Traditionen fortführt, wird nicht lange überleben.
Mit Papieren von Sixt, Henkel, Fielmann oder dem Herdbauer Rational konnten Aktionäre ihren Einsatz über Jahre vervielfachen. Ihr wichtigster Erfolgsgrund: Sie sind familiengeführt. Welche Dynastien Anlegern noch üppige Renditen versprechen, erfahren Sie in der Titelgeschichte der WirtschaftsWoche: