Frauenquote bei Weltmarktführern Nur wenige Frauen lenken Unternehmen

Eine von wenigen an der Spitze: Carla Kriwet ist Chefin des Fresenius-Unternehmens FMC. Quelle: dpa Picture-Alliance

Frauen an der Spitze von Weltmarktführern sind nach wie vor eine Seltenheit. Das gilt vor allem für börsennotierte Konzerne. Aber es tut sich was. Und inhabergeführte Firmen in der Rechtsform einer GmbH sind schon weiter.

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Gisela Kwasny ist eine beeindruckende Frau. In gut einem Monat wird sie 87 Jahre alt, doch von einem Leben als Rentnerin will sie nichts wissen. Nahezu täglich schaut sie routinemäßig bei dem Hersteller von Farbsprühflaschen nach dem Rechten – als kaufmännische Geschäftsführerin der Peter Kwasny GmbH mit Sitz in Gundelsheim bei Heilbronn. Sie ist eine von sechs Mitgliedern des Führungsgremiums.

Gisela Kwasny ist damit in mehrfacher Hinsicht besonders. Sie ist die älteste Geschäftsführerin eines Weltmarktführers in Deutschland – und eine der wenigen Chefinnen überhaupt. Die Frauenquote bei der deutschen Exportelite, die als GmbH meist inhabergeführt ist, liegt bei unter zehn Prozent, wie eine exklusive WirtschaftsWoche-Auswertung der rund 500 Weltmarktführer ergibt. Blickt man auf börsennotierte Konzerne, ist die Frauenquote an der Spitze noch geringer.

Drei Dax-Unternehmen haben das Vorstandsgremium ausgewogen besetzt

Immerhin: Es tut sich was. „Immer mehr Unternehmen machen Ernst mit Vielfalt in der Führung“, heißt es in einer aktuellen Studie der Allbright-Stiftung. Die deutsch-schwedische Stiftung setzt sich für mehr Diversität in der Wirtschaft ein. Sie hat sich die Zusammensetzung der Vorstände in den Aktienindizes Dax, MDax und SDax angeschaut. Im September 2022 hätten „erstmals drei große DAX-Unternehmen ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Vorstand“, heißt es in dem Bericht, namentlich Continental, Fresenius Medical Care (FMC) und Siemens. Drei weitere Dax-Konzerne seien bei einem Frauenanteil von 40 Prozent nur wenig entfernt von der Parität.

von Jannik Deters, Anna-Maria Knaup, Kristin Rau

Doch das sind Ausnahmen. Mehr als die Hälfte der an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen (81) hat laut Allbright noch immer keine einzige Frau auf der obersten Management-Ebene, fast alle sind kleine und mittlere Unternehmen in SDax und MDax. Die Frauenquote in den Vorständen liegt laut Studie im Schnitt bei 14 Prozent. Die 40 Dax-Unternehmen kämen im Durchschnitt auf 20 Prozent, die SDax-Firmen auf lediglich zehn Prozent.

Auf der CEO-Ebene sind Frauen noch viel seltener anzutreffen. Bei der Fresenius-Tochter FMC hat vor wenigen Tagen mit Carla Kriwet die zweite Frau die Führung eines Dax-Konzerns übernommen. Der Dialysespezialist steckt tief in der Krise. Belén Garijo führt den Pharmakonzern Merck seit Mai 2021 als CEO an. Durch die beiden Chefinnen liegt die Frauenquote bei den CEO im Dax bei niedrigen fünf Prozent.
Etwas höher ist sie bei den inhabergeführten Weltmarktführern, die die WirtschaftsWoche jedes Jahr exklusiv kürt. Das nächste Ranking wird im November publiziert. Eine Vorab-Auswertung von Databyte, einem Lübecker Anbieter von Wirtschaftsinformationen, hat gezeigt, dass neun Prozent der Firmen in der Rechtsform einer GmbH Frauen an der Spitze haben. Dazu zählen alle Frauen, die Mitglied der Geschäftsführung, geschäftsführende Gesellschafterin oder Inhaberin sind.

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Die Peter Kwasny GmbH wurde 1963 von Peter Kwasny gegründet. Die Philosophie des Farbspezialisten ist es, komplexe Technologien in nutzerfreundliche Produkte zu integrieren, die die „einfache, saubere und erfolgreiche Nutzung von Sprühfarbe ermöglichen“. Damit gehört das Unternehmen seit 2019 zu den technologischen Spitzenreitern in Deutschland – und allein das würde ausreichen, um Gisela Kwasny zu einer besonderen Persönlichkeit der deutschen Wirtschaft zu machen.

Lesen Sie auch: Deutschen Weltmarktführern mangelt es an Chefinnen, zeigt eine exklusive Analyse. Drei Frauen erzählen, was es braucht, damit sich das schnell ändert.


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