Start-ups auf der Hannover Messe Diese fünf Start-ups machen es besser als die Großen

Seite 2/6

Adaptive – ein Speicher für Erneuerbare Energienetze

Der Ausbau der deutschen Stromnetze stockt, die Reserve-Kraftwerksleistung schmilzt dahin, kritisiert der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer warnt vor einem Stau bei der Realisierung wichtiger Kraftwerksprojekte in Deutschland. Vor allem bei den Gas- und Pumpspeicherkraftwerken sei die Umsetzung wegen der Marktlage fraglich. Diese Kraftwerke sind aber wichtig, um die Stromversorgung auch dann zu sichern, wenn kein Wind weht oder keine Sonne scheint.

Erneuerbare Energien destabilisieren die Energienetze, weil ihr Strom nicht so gleichmäßig fließt wie der aus einem Kohle- oder Gaskraftwerk. Anstatt weiter auf konventionelle Kraftwerke als Ausgleich für die Schwankungen zu setzen, hatten einige Studenten an der TU Darmstadt eine andere Idee: Sie entwickelten einen Zwischenspeicher, der den überschüssigen Strom aufnimmt und bei Flaute wieder in das Netz einspeist.

Vom Robo-Tentakel bis zur Mini-Kanzlerin
Eröffnung mit Amtskollegin aus PolenMit dem traditionellen Rundgang von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Montag die Hannover Messe für Besucher begonnen. Die CDU-Politikerin hatte die als weltgrößte Industrieschau geltende Messe am Vorabend zusammen mit Polens Ministerpräsidentin Beata Szydlo aus dem diesjährigen Partnerland offiziell eröffnet. Quelle: dpa
Mit Blick auf Polen sagte die Kanzlerin: „Unsere beiden Länder verbindet heute ja weit mehr als nur eine gemeinsame Grenze.“ Polen hätte letztlich auch dazu beigetragen, dass die deutsche Trennung der Geschichte angehöre. „Das werden wir nicht vergessen“, erklärte sie. Die bilateralen Beziehungen seien ein Beispiel für den Offenheitsgrad der deutschen Wirtschaft. Quelle: dpa
Am Siemens-StandKonzernchef Joe Kaeser zeigt den beiden Regierungschefinnen einen 3D-Drucker. Die fünftägige Hannover Messe ist im 70. Jahr ihres Bestehens erneut dem Leitthema der vernetzten Industrie gewidmet Quelle: REUTERS
Mini-KanzlerinDer Siemens-Chef schenkte Merkel eine Miniaturversion der Kanzlerin aus dem 3D-Drucker. Bei der Eröffnungsfeier am Sonntag hatte die Bundeskanzlerin eindringlich für offene Märkte plädiert. Abschottung und Protektionismus führten auf Dauer immer wieder zu Verlusten, warnte sie. Quelle: dpa
Roboter-Tentakel am Stand von FestoRoboter sind das Trendthema der Messe. Vor allem die Industriehelfer ermöglichen, in immer neue Dimensionen vorzustoßen. Ob in der Fertigung, der Logistik oder im privaten Haushalt: die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter wird ausgefeilter. Quelle: Reuters
Leichtbauroboter „Bionic Cobot“Der Hersteller Festo präsentiert einen pneumatischen Leichtroboter, der dem menschlichen Arm nachempfunden ist und feinfühlige Bewegungen ausführt. Quelle: dpa
Vorteile der DigitalisierungDigital vernetzte Industrieanlagen, wie sie etwa der Roboterhersteller Kuka zeigt, verkürzen nicht nur die Produktionszeit, sondern ermöglichen auch größtmögliche Flexibilität beim Herstellungsverfahren. Messebesucher etwa können sich vom Smartphone innerhalb von 15 Minuten ein komplettes Puzzle fertigen lassen. In der Praxis ermöglicht das etwa die schnelle Integration von Sondermodellen im laufenden Fertigungsprozess. Quelle: dpa

Wer dabei an eine überdimensionale Batterie denkt, liegt falsch. Den vier Tüftlern waren die Verluste, die beim Laden einer Batterie entstehen, zu groß. Stattdessen haben sie einen Schwungmassenspeicher entwickelt. Der speichert die elektrische Energie nicht in Form chemischer Energie wie eine Batterie, sondern als Bewegungsenergie.

Das Prinzip: Ist zu viel Energie im Netz, treibt ein Elektromotor ein Schwungrad an. Da dieses Schwungrad so reibungs- und widerstandsfrei wie möglich gelagert ist, verliert es kaum an Geschwindigkeit – also an Bewegungsenergie. Ist dann zu wenig Energie im Netz, wird der Elektromotor umgepolt und das rotierende Rad treibt den Generator an, der aus der kinetischen wieder elektrische Energie macht. Audi hatte über Jahre ein ähnliches Schwungradsystem in seinen Le-Mans-Rennwagen eingebaut, um den Strom für den Hybrid-Antrieb zu speichern.

Was die Besucher auf der Industrie-Messe erwartet
Hannover Messe 2017 Quelle: PR
Hannover Messe 2017 Quelle: PR
Hannover Messe 2017 Quelle: PR
Hannover Messe 2017 Quelle: PR
Hannover Messe 2017 Quelle: PR
Hannover Messe 2017 Quelle: PR
Hannover Messe 2017 Quelle: PR

Um größere Speichermengen zu erreichen, werden mehrere Schwungräder übereinander in einer Art Tonne gestapelt und mit einem Elektromotor versehen. „Das ist nachhaltiger als Batteriegroßspeicher, weil unser System nicht gekühlt werden muss und auch das Recycling deutlich einfacher ist als bei einer Lithium-Ion-Batterie“, verspricht Co-Gründer Sebastian Golisch. „Und er ist günstiger.“ Das Unternehmen „Adaptive Balancing Power“, das 2016 von Golisch und seinen Partnern aus der Darmstädter Hochschule ausgegründet wurde, spricht von 65.000 Euro pro Megawatt im Jahr. Ein entsprechender Batteriespeicher koste hingegen mindestens 90.000 Euro. Das Prinzip hat Adaptive mit mehreren Prototypen erprobt, die Leistung haben die Tüftler schon mehr als verdreifacht.

Das Interesse der Industrie ist groß: Nach seinem Vortrag vor dem Start-up-Forum in Halle 3 hatte er noch nicht einmal das Mikrofon abgelegt, da standen die Interessenten Schlange – aus deutschen Industriekonzernen, aber auch Vertreter indischer Unternehmen sind neugierig geworden. „Wir sind auf der Suche nach Investoren“, sagt Golisch danach. „2019 wollen wir unser erstes Serienprodukt auf dem Markt haben.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%