Helden Contra Corona – Erfahrungsbericht #13 „Es gibt 106 McLaren Speedtail – die sind alle schon verkauft“

Bernd Kussmaul Quelle: PR

Inwiefern ist die Produktion von Luxuskarossen wie Bugatti, Rolls-Royce und McLaren von der Coronakrise betroffen? Antworten von Mittelstandsheld Bernd Kussmaul, dem Edel-Autozulieferer aus Baden-Württemberg.

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Die Bernd Kussmaul GmbH aus Weinstadt in der Nähe von Stuttgart produziert handgefertigte Einzel- und komplett montierte Serienteile für edle Karossen und Sportwagen. So liefert Kussmaul etwa das Zierteil für die Armaturentafel des Rolls-Royce Phantom 8, gefertigt aus hochglanzpoliertem Aluminium und feingebürstetem Edelstahl. Weitere Kunden sind etwa McLaren, Bugatti oder der kalifornische Autodesigner Singer Vehicles. Das inhabergeführte Unternehmen beschäftigt 45 Mitarbeiter und erzielte 2019 einen Jahresumsatz von 7,5 Millionen Euro.

Herr Kussmaul, wo erreiche ich Sie gerade – im Betrieb oder im Home Office?
Kussmaul: Ich arbeite von zu Hause aus. Meine Frau ist positiv auf Corona getestet worden; unsere Tochter und ich mussten uns daher gleich mit in Quarantäne begeben. Es geht uns gesundheitlich aber gut.

Fällt es Ihnen schwer, nicht im Betrieb zu sein?
Ja. Ein Kollege hat heute sein zwanzigjähriges Betriebsjubiläum gefeiert. Das ist dann schon komisch, nur über das Telefon zu gratulieren zu können. Wir haben 45 Mitarbeiter, sind über die Jahre zusammengewachsen, ein sehr familiäres Unternehmen. Und natürlich würde ich jetzt auch gerne mit den Kollegen über die Corona-Pandemie diskutieren, ihnen Sicherheit und ein wenig Normalität vermitteln. Der persönliche Umgang mit Menschen fehlt mir sehr, trotz allen modernen Kommunikationsmöglichkeiten, die ich natürlich auch zu schätzen gelernt habe.

Müssen sich Ihre Mitarbeiter denn Sorgen machen?
Aktuell nein. Wir haben eine gute, stabile Auftragslage. Wir fertigen ja komplexe Einzel- und Serienteile für teure, exklusive Sportwagen wie den McLaren Speedtail oder den Bugatti Chiron…

Aber auch dort liegt die Produktion still.
Die Fahrzeuge sind limitiert. Vom McLaren Speedtail gibt es nur 106, vom Bugatti Chiron nur etwa 500 Exemplare. Beide kosten über drei Millionen Euro pro Stück. Die sind alle schon verkauft. Der Umsatz kommt also rein, nur etwas später. Das ist anders als in der klassischen Massen-Serienproduktion, wo Sie nicht wissen, wieviel Kunden sich einmal für das Auto entscheiden.

Wie lange kann ihr Unternehmen das durchhalten?
Uns geht gerade die Arbeit noch nicht aus. Wir haben uns gut vorbereitet und rechtzeitig die nötigen Rohteile beschafft; zudem sind unsere Beschichtungspartner ebenfalls noch bei der Arbeit, sodass wir aktuell noch fertige Bauteile ausliefern können. Aber klar ist: Wenn nicht bis spätestens Ende Juni bei unseren Kunden die Produktion wieder anläuft, kriegen wir hier ein Problem. Dann müssen wir Maßnahmen ergreifen.

Sie meinen Kurzarbeit – oder Entlassungen?
Wir arbeiten bei uns im Betrieb mit flexiblen Zeitmodellen. Derzeit ist jeder Mitarbeiter gehalten, sein Guthabenkonto zu reduzieren und alten Urlaub zu nehmen. Kurzarbeit wäre für mich das allerletzte Mittel, schon aus meiner Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern heraus. Kurzarbeit würde finanzielle Einbußen für die Mitarbeiter bedeuten. Ich kenne die private Situation bei vielen meiner Mitarbeiter – und weiß, dass bei einigen mittlerweile das zweite Gehalt fehlt, weil bei der Partnerin oder beim Partner der Job oder der Nebenjob weggefallen ist.

Mehr zum Thema: In der Rubrik Helden des Mittelstands porträtiert die WirtschaftsWoche regelmäßig einen Mittelständler, der eine Herausforderung kreativ, mutig und klug gemeistert hat. Doch was tun diese Helden gegen die Coronakrise? Wir haben nachgefragt. Alle Folgen der Serie „Helden Contra Corona“ finden Sie hier.

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