Die Angst backt mit. Das Brot- und Butter-Handwerk fürchtet um seine Existenz. Der Preis für Mehl hat sich verdreifacht, Butter und Milch sind teurer geworden. Natürlich drücken die Energiekosten auf eine ohnehin kriselnde Branche. Und dann ist da noch der Mindestlohn, der ab 1. Oktober auf zwölf Euro steigt. Die Multikrise wird Opfer fordern. Standesvertreter fordern deshalb staatliche Hilfen – sonst wanderten die Kunden und Kundinnen zur Discounter-Konkurrenz ab.
So nachvollziehbar die Sorgen der alteingesessenen Handwerksbetriebe sind, so behutsam sollte die Politik jetzt auf die Forderungen der Verbände nach neuen Subventionen reagieren. Traditionsbrötchen sind nicht per se schützenswert. Und Discounterbrote sind nicht per se schlecht. Was zählt, ist die richtige Strategie auch für Krisenzeiten. Es gibt zahlreiche Bäckereien, die sich mit klugen Geschäftsmodellen einen Wettbewerbsvorteil erkämpft haben. Etwa weil sie bessere Roggenschrippen, Sauerteiglaibe oder Kardamomzöpfe backen und deshalb höhere Preise verlangen können. Oder weil sie rechtzeitig auf energieeffizientere Öfen umgestellt haben und so für die Energiekrise gewappnet sind.
Was für Bäckereien gilt, gilt auch für andere Branchen. Eine aktuelle Studie der Beratung Kearney hat sich dem Phänomen der Zombie-Firmen gewidmet. Das sind Unternehmen, die mindestens zehn Jahre am Markt aktiv sind und drei Jahre in Folge nicht in der Lage waren, ihre Zinslast aus dem operativen Geschäft zu decken. Jedes zwanzigste Unternehmen dürfte in diese Kategorie fallen, schätzen die Berater. Das Problem gebe es vor allem im Mittelstand. Ein Teil dieser Unternehmen wird die aktuelle Mehrfach-Krise nicht überstehen – es sei denn, der Staat schüttet ziellos Unterstützungsgelder aus.
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Eine Pleite ist für jeden einzelnen Unternehmer eine Tragödie. Volkswirtschaftlich gehört sie aber zum Kern der Marktwirtschaft. Die Politik muss die Hilfsmaßnahmen auch in der aktuellen Krise so steuern, dass sie kranke Betriebe nicht künstlich am Leben hält.
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