Ranking Das sind die beliebtesten Dienstleister des Mittelstands 2024

Quelle: Getty Images

48 Unternehmen werden vom Mittelstand für ihre Dienste besonders geschätzt, wie das exklusive Ranking der WirtschaftsWoche zeigt. Wer in diesem Jahr ganz oben landet, wer abstürzt.

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Werden gute Ideen nie alt? Lukas Schneider beschreibt es so. Als das Unternehmen Union Tank Eckstein (UTA), für das Schneider arbeitet, 1963 gegründet wurde, stand im Mittelpunkt des Geschäftsmodells ein Papierblock. Dieses „Tankscheckheft“ gaben die Kunden von UTA ihren Lkw-Fahrern mit auf die Touren. Die Trucker mussten so nicht mehr große Mengen Bargeld fürs Tanken mit sich führen. Stattdessen bekamen die Kundenunternehmen am Monatsende von UTA eine Sammelrechnung, mit der alle angefallenen Tankungen auf einmal bezahlt werden konnten. Mit den Tankstellenbetreibern rechnete UTA als Großhändler ab.

So läuft das im Prinzip noch heute. Statt Scheckheft haben die Kunden Chipkarten oder Apps dabei, erfasst werden auch Maut, Wagenwäsche und Reparaturen sowie Kilowattstunden für das E-Auto. Klar ändere sich die Welt, aber am Bedarf für die Dienstleistungen von UTA ändere das nichts, sagt Schneider: „Transformation ist unsere Alltagsaufgabe“, so der Manager, der bei UTA Edenred, wie das Unternehmen seit der Übernahme durch einen französischen Konzern vor vier Jahren heißt, Partnernetzwerk und Marketing verantwortet.

100.000 Unternehmen in Europa nutzen den UTA-Edenred-Service für Flotten von fünf bis 11.000 Fahrzeugen – Transaktionen mit einem Geschäftsvolumen in Höhe von rund sieben Milliarden Euro wurden europaweit 2023 abgewickelt. UTA Edenred hat rund 16 Prozent Anteil am deutschen Tankkartengeschäft und ist hinter dem Marktführer DKV die Nummer zwei der unabhängigen Tankkartenanbieter in Deutschland und die Nummer vier in Europa.

Der Mittelstand sieht das Unternehmen sogar ganz vorne. Das ist eines der Ergebnisse der Umfrage „Beste Mittelstandsdienstleister“, die das Marktforschungsinstitut ServiceValue seit 2015 erstellt – und die in diesem Jahr UTA wieder als „beliebtesten Tankkartenanbieter“ listet. Im Dezember und Januar wurden für das Ranking 18.143 Führungskräfte, Einkäufer und Nutzer zu 593 Dienstleistern aus 48 Business-to-Business-Branchen online befragt.

Die Analyse zeigt ein vielfältiges Bild. In manchen Branchen gibt es Seriensieger. Mindestens zum fünften Mal in Folge gewonnen haben neun Branchenführer, darunter die Deutschlandtochter des dänischen Konzerns ISS bei Gebäudedienstleistungen, ehotel aus Berlin bei den Hotelportalen und EWE Tel aus Oldenburg bei den Anbietern von Komplettlösungen für Telekommunikation. Auch UTA kann sich der Gunst seiner Kunden recht sicher sein, das Unternehmen liegt bereits zum vierten Mal hintereinander vorn.

In anderen Feldern wechselt die Sympathie der Geschäftskunden mitunter abrupt. Bei den Büromöbelanbietern verlor Inwerk aus dem rheinischen Meerbusch seine Top-Position, wurde durchgereicht auf Platz neun. Bei den Callcentern führt nun der Berliner Spezialist ebuero, der seine Dienstleistung Telefonsekretariat nennt. Frühere Sieger wie Webhelp und Sitel (heute: Foundever) sind nicht mehr auf den besten Plätzen zu finden.

ServiceValue-Chef Claus Dethloff beobachtet eine Erweiterung und Professionalisierung der Palette von Dienstleistungen: „Die Unternehmen brauchen heute beispielsweise mehr systematische Unterstützung, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Außerdem richten manche Anbieter von Dienstleistungen, die bisher auf Endkunden ausgerichtet waren, ihre Angebote nun zusätzlich auf Firmenkunden aus und entwickeln sich zum B2B-Anbieter.“

Zu den sechs neuen Dienstleistungen, um die ServiceValue das Ranking erweitert hat, gehört die externe Mitarbeiterberatung. Hier hat Instahelp gewonnen. Das österreichische Unternehmen bietet psychologische Beratung online an und setzt einen Fokus auf Prävention. Sieger unter den ebenfalls erstmals erfassten Anbietern für Mitarbeiter-Benefit-Programme wurde das zur französischen Groupe Up gehörende Münchner Fintech givve. Auf Platz vier in dieser Branche findet sich noch einmal der Name Edenred. Der UTA-Mutterkonzern ist auch in diesem Geschäft einer der großen Akteure.

Mit Tankkarten und Mobilitätsdienstleistungen sind in der alten UTA-Zentrale bei Aschaffenburg mehr als 400 Mitarbeiter beschäftigt, und es werden mehr. Ob das trotz des Übergangs vom fossilen ins elektrische Zeitalter so weitergehen kann? Es sei „nicht ganz einfach, aus der alten Welt der Verbrenner-Lkw- und -Pkw in die Ära der Elektromobilität zu kommen“, räumt Manager Schneider ein.

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So erfolgen nur 20 Prozent der Ladevorgänge bei E-Fahrzeugen über öffentliche Ladepunkte. Vier von fünf Ladevorgängen erledigen die Mitarbeiter der UTA-Kunden an der Wallbox zu Hause oder beim Arbeitgeber. Diese Ladevorgänge ins Erfassungs- und Abrechnungssystem einzupflegen, bedeutet riesigen Aufwand für ein Minimum des UTA-Geschäfts. Denn heute liegt der Anteil der Stromabrechnungen noch „unter einem Prozent“ des Umsatzes, sagt Schneider. Er wächst aber stark: „Um rund 15 Prozent pro Monat.“



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