
Die Luft ist feucht, typisch für Hongkong. Fischerboote steuern langsam auf einen langen Steg zu, der seit zehn Jahren Salzwasser und Sonne ausgesetzt ist. „Die schlimmsten Bedingungen eigentlich“, sagt Bernd Duna, Chef des Gartenmöbelherstellers Münchener Boulevard Möbel (MBM). Doch der Steg, gefertigt aus einem neuen Holzersatzstoff aus Reishülsen, ist weder aufgequollen noch verbogen. „Da wusste ich, dass ich das Richtige gefunden hatte“, sagt Duna: nämlich eine Alternative zum Tropenholz.
Die Kunden seines Unternehmens aus Taufkirchen bei München wollen keine Gartenstühle aus Teakholz mehr auf ihrer Terrasse, für die Regenwald gerodet wird. Und Duna, ein Weltenbummler mit schulterlangem Haar, hat genug von halbseidenen Ökozertifizierungen. „Der Umsatz ging zurück, die Kosten für Holz aus zertifiziertem Anbau explodierten“, sagt er. Duna nimmt sein Geld – mittlerweile ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag – und steckt es in die Weiterentwicklung des Materials aus Hongkong. Er nennt es Resysta.
Wasserfest und splitterfrei
Das war 1996. Bis zur Marktreife dauert es fast zehn Jahre: Duna und der Hongkonger Chemiker und Resysta-Entdecker Antonio Siu verfeinern Verfahren und Optik. Das Material, ein Gemisch aus Reishülsen und Kunststoff, sieht bald wie Holz aus und lässt sich auch so verarbeiten. 2007 verkauft MBM den ersten Stuhl aus Resysta, 2009 die erste Bodendiele. Mittlerweile vertrauen einige McDonald’s-Restaurants bei ihren Außenmöbeln auf Resysta. Tchibo hat in Deutschland 600 Filialen damit ausgestattet. Und bald wird das Disney Resort in Orlando im US-Staat Florida 1000 wasserfeste und lichtbeständige Gartenstühle aus Resysta aufstellen.
Das Geschäft mit Gartenmöbeln
50 Prozent der Privathaushalte haben einen Garten.
32 Prozent kaufen hochwertige Gartenausstattung.
18 Milliarden Euro Umsatz brachte 2013 der Gartenmarkt.
Der Markt ist riesig: Fast 2,5 Millionen Tonnen biobasierte Kunststoffe wurden 2012 weltweit produziert – auch für die Autoindustrie. 2020 könnten es zwölf Millionen Tonnen sein, prognostiziert eine Studie des privaten Forschungsinstituts Nova aus Hürth bei Köln.