Sennheiser Was das Familienunternehmen besser macht

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Kein Zwang zum Einstieg

Die Söhne ziehen wie von ihren Eltern gewünscht in die Welt. Auch wenn der Vater keinen Druck macht: Seinen großen Wunsch, auch die Gründerenkel in die Firma zu holen, verspüren sie. Dem einen, Andreas, Ebenbild seines Vaters, macht das nichts. Er weiß früh, dass er genau das will. Er promoviert an der ETH Zürich in Elektrotechnik, geht zunächst zum Familienunternehmen Hilti nach Österreich.

Sein Bruder Daniel hat ganz andere Pläne. Seiner Mutter auch äußerlich ähnlich, studierte er Industriedesign, wird Werber und geht ins Marketing, unter anderem bei Procter & Gamble, gründet selbst eine Firma. Erst gereift und mit nachgewiesenen Qualitäten versehen, fällt er den Entschluss doch bei Sennheiser Verantwortung zu übernehmen. Ihre Schwester Alannah entscheidet sich ganz anders. In das Tagesgeschäft des Familienunternehmens zieht es sie weder damals noch heute.

von Katharina Matheis, Jürgen Salz, Thomas Glöckner

Der Aussteiger

1996 zieht sich Jörg Sennheiser aus dem Tagesgeschäft zurück und wechselt in den Aufsichtsrat. Firmenfremde Manager führen zehn Jahre die Geschäfte. Sennheiser führt die Manager.

Wenn die Söhne, die wie ihre Schwester schon Teilhaber sind, ins Unternehmen einsteigen wollen, ist es nun an der Zeit. Aber Sennheiser ahnt: Geschichte wiederholt sich. Wenn sich seine Kinder auf ihren ersten Stellen im Unternehmen bewähren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie erst ans Zepter und sich anschließend vom Vater nicht mehr belehren lassen wollen. Und selbst wenn sie ihn noch viele Jahre um Rat bäten: Ab wann geschieht das nur noch aus Nettigkeit statt aus Notwendigkeit? Sennheiser wird in einigen Jahren loslassen müssen.

Aber zuvor schwört er die Sippe auf eine gemeinsame Charta ein: Wie wollen sie in Zukunft zusammenarbeiten? Wer übernimmt wie viel Firmenanteile? An wen dürfen die verkauft werden?

Die Familie legt auch fest: Bei wichtigen Entscheidungen müssen drei der fünf Mitglieder – alle auch Gesellschafter – zustimmen. Das soll Einzelgänge vermeiden und das Unternehmen schützen. Die Mehrheit der Gesellschafteranteile haben die Kinder, der Vater hält heute nur noch zehn Prozent. Doch eine Familiencharta allein ist eine Abrede ohne rechtlich bindende Wirkung.

Die 15 innovativsten deutschen Mittelständler
Platz 15: BenderStandort: Grünberg Unternehmensfokus: Elektrotechnik Umsatz 2014: 100 Mio. Euro Innovationsscore: 163Um Deutschlands innovativste Mittelständler zu ermitteln, wertete die Unternehmensberatung Munich Strategy Group (MSG) zunächst die Daten von 3300 deutschen Unternehmen aus, die zwischen zehn Millionen und einer Milliarde Euro umsetzen. Die Berater analysierten Jahresabschlüsse und Präsentationen, sprachen mit Kunden und Branchenexperten sowie Geschäftsführern, Inhabern und Beiräten der Unternehmen.Nach den Experteninterviews und Erfolgsanalysen nahm MSG 400 Unternehmen in die engere Wahl. Für jedes errechnete die Beratung einen eigenen Innovations-Score. Dabei achteten die Berater darauf, dass sich das Unternehmen durch ständige Neuheiten auszeichnet, von Wettbewerbern als innovativ angesehen wird und eine ideenfördernde Kultur etabliert hat. Zudem flossen zu einem Drittel auch wirtschaftliche Indikatoren wie Umsatz- und Gewinnwachstum in die Bewertung ein. „Ein innovatives Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass es mehr als 25 Prozent seines Umsatzes mit Produkten macht, die erst in den vergangenen vier Jahren entstanden sind“, sagt MSG-Gründer und Studienleiter Sebastian Theopold. Das erste Ranking dieser Art hatte MSG im vergangenen Jahr für die WirtschaftsWoche erstellt (Heft 15/2014). Anders als im Vorjahr haben es diesmal auch viele Hersteller von Konsumprodukten unter die Top 50 geschafft, so etwa Ravensburger (Spiele), Rügenwalder (Wurst) oder Soldan (Bonbons).Der Großteil der Innovations-Champions entstammt allerdings nach wie vor der traditionellen Paradedisziplin des deutschen Mittelstands: dem Maschinenbau. Quelle: PR
Platz 14: BiotestStandort: Dreieich Unternehmensfokus: Bioheilmittel Umsatz 2014: 582 Mio. Euro Innovationsscore: 164 Quelle: PR
Rapunzel Quelle: PR
Platz 12: MetaboStandort: Nürtingen Unternehmensfokus: Elektrowerkzeuge Umsatz 2014: 374 Mio. Euro Innovationsscore: 167 Quelle: PR
Platz 11: BrücknerStandort: Siegsdorf Unternehmensfokus: Folienmaschinen Umsatz 2013: 754 Mio. Euro Innovationsscore: 171 Quelle: PR
Platz 10: SennheiserStandort: Wedemark Unternehmensfokus: Mikrofone Umsatz 2014: 635 Mio. Euro Innovationsscore: 172 Quelle: dpa
Platz 9: Rügenwalder MühleStandort: Bad Zwischenahn Unternehmensfokus: Wurst Umsatz 2014: 175 Mio. Euro Innovationsscore: 173 Quelle: PR

Der Weg für den Ruhestand ist geebnet

2008 und 2010 ist die dritte Generation tatsächlich ins Wedemarker Unternehmen eingezogen, jeder der Söhne findet für einige Jahre seinen Platz auf einer Leitungsfunktion. 2013 inthronisiert Jörg Sennheiser die Söhne als Geschäftsführer. Eingedenk seiner eigenen Erfahrung war ihm eines an diesem Tag besonders wichtig: eine klare Ansage vor der versammelten Mannschaft. „Der Patriarch muss selber und von ihm verkündet abtreten, damit die Mitarbeiter wissen, wo es langgeht.“ Eine klare Ansage erhalten auch die Söhne: „Wollen sie mich überholen, dürfen sie nicht in meinen Fußstapfen laufen. Jede Generation muss sich ihr Feld suchen.“

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