US-Start-up Blue Apron Ab in die Küche!

Im Land der Hamburger und Mikrowellen will Matt Salzberg die Amerikaner wieder zum Kochen bringen. Sein Start-up Blue Apron wächst im hart umkämpften Markt rasant. Nun holt er sich frisches Geld an der Börse.

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Auch Kochanfänger können dank Rezept und bereits abgemessener frischer Zutaten ein stattliches Abendessen zaubern. Quelle: Blue Apron

New York Matt Salzberg hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Der 34-Jährige will die Amerikaner wieder zurück in die Küche und zum Kochen bringen. Kein leichtes Unterfangen in dem Land, in dem Lieferdienste, Fastfood und Mikrowellengerichte meist das heimische Mahl ersetzen. Mit dem Start-up Blue Apron können auch Kochanfänger dank Rezept und bereits abgemessener frischer Zutaten ein stattliches Abendessen zaubern. Alles wird bis an die Haustür geliefert.

Eine Million Menschen nutzen den Lieferdienst bereits. Jetzt will der Vorstandsvorsitzende und Gründer Salzberg auch die Aktionäre davon überzeugen: Blue Apron, dessen Name für die blauen Kochschürzen für Anfänger-Köche steht, hat bei der Börsenaufsicht SEC offiziell den Börsengang beantragt. Damit will Salzberg vor den Konkurrenten an den öffentlichen Kapitalmarkt gehen.

Blue Apron ist eine Erfolgsgeschichte. Seit Salzberg das Unternehmen vor fünf Jahren mit seinen Partnern Ilia Papas und Matthew Wadiak gegründet hat, ist der Lieferdienst rasant gewachsen: Im vergangenen Jahr setzten die New Yorker knapp 800 Millionen Dollar um. Der Wert des Unternehmens wird auf bis zu zwei Milliarden Euro geschätzt. Damit ist Blue Apron ein „Unicorn“ – ein Einhorn, wie Start-ups mit einem Wert von mehr als einer Milliarde Dollar in der Szene heißen.

Aber Salzberg weiß auch, dass er in einem hart umkämpften Markt unterwegs ist. Zu seinen Konkurrenten gehört die deutsche Rocket-Internet-Beteiligung Hello Fresh, die auch in den USA die Kunden mit ständig neuen Rezeptideen und den dazu gehörigen Zutaten beliefert. Salzberg konnte zwar den Umsatz rasant steigen. Aber die hohen Ausgaben für das Marketing ließen den Verlust im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf 55 Millionen Dollar steigen.

Tatsächlich sind Zahlen und nicht Rezepte die wahre Leib- und Magen-Speise des Vorstandsvorsitzenden. Das Kulinarische überlässt er lieber seinem Mitgründer Matthew Wadiak, einem gelernten Koch. Nach seinem Harvard-Studium mit Schwerpunkt Wirtschaft und vier Jahren als Private-Equity-Analyst für die Investmentgesellschaft Blackstone setzte Salzberg noch einen MBA an der gleichen Elite-Universität drauf. Auch zuhause dürfte er Wirtschaft mit aufgesogen haben – sein Vater ist Barry Salzberg, ehemaliger Global CEO des Wirtschaftsprüfers Deloitte.

Noch während seines Studiums gewann Salzberg seinen ersten Management-Preis: Weil er das Reinigungsgeschäft und den Bettwäscheverleih der Universität für die Studenten komplett umkrempelte und profitabel machte, wurde er zum „Manager des Jahres gekürt“.

Bei Blackstone hat er Erfahrung mit Investitionen in Unternehmen gesammelt. Später ging er zum Wagniskapitalgeber Beesemer, bis er verschiedene Start-ups gründete. „Ich glaube, ein Start-up ist mehr eine Mentalitätssache“ hat Salzberg einmal gesagt. Für ihn gehe es um eine Kultur der starken Energie, „die glaubt, dass alles möglich ist. Und es steht für den Underdog, den Kampf David gegen Goliath.“ Nun muss er beweisen, dass David es mit der größten Börse der Welt aufnehmen kann.

Die Kontrolle will Salzberg wie so viele Internet-Gründer auch nach dem IPO behalten. Blue Apron gibt verschiedene Aktien aus, die der Gründer haben die meisten Stimmrechte.

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