Rohstoffe: Platin aus dem Weltraum
In zwei Jahren soll der Bergbau im Weltall starten
Die Idee klingt verrückt, aber Unterstützer wie die Google-Größen Larry Page und Eric Schmidt oder Hollywood-Legende James Cameron glauben daran: die Ausbeutung von rohstoffreichen Asteroiden mittels Robotern. Binnen zehn Jahren will die US-Firma Planetary Resources so weit sein, die Schätze im Weltall zu heben. „Das Universum ist voll von Rohstoffen, und wir machen sie für die Menschheit nutzbar“, sagte Firmenmitgründer Peter Diamandis am Dienstag bei der Vorstellung der waghalsigen Pläne in Seattle. Das Ganze sei „eine der größten kommerziellen Gelegenheiten“ überhaupt.
In den vergangenen Tagen waren bereits erste Details durchgesickert. Diamandis hat das Unternehmen schon vor drei Jahren im Stillen mit seinem Partner Eric Anderson gegründet. Beide sind Altbekannte in der privaten Raumfahrt, wo sich Gutbetuchte eine Reise ins All gönnen können. Unterstützung bekommt das Gespann unter anderem vom Nasa-Astronauten Thomas Jones - und eben Geldgebern wie den Google-Milliardären. „Wir sind schon dabei, das erste Gerät zu bauen“, sagte Anderson.
In zwei Jahren soll's los gehen
Binnen zwei Jahren will die Firma soweit sein, dass eine Vorhut an Raumfahrzeugen ins All starten kann. Allerdings wird es sich dabei nur um Teleskope handeln, die auskundschaften sollen, welche Asteroiden in Erdnähe zur Ausbeutung lohnen. Erst später sollen Roboter aufsteigen, um die Bodenschätze zu heben und an Ort und Stelle aus dem Gestein zu lösen. Auf einen genauen Zeitplan wollte sich das Gründerduo aber nicht festlegen. Planetary Resources hat es vor allem auf seltene Metalle wie Platin abgesehen. Ein Asteroid könne mehr Platin beinhalten als jemals auf der Erde gefördert worden sei, sagte Diamandis. Er und sein Kompagnon sprechen von einem Multimilliarden-Dollar-Geschäft.
Europäische und amerikanische Unternehmer erhoffen sich von der Raumfahrt das große Geschäft, allen voran Virgin-Gründer Richard Branson, Amazon-Chef Jeff Bezos, PayPal-Gründer Elon Musk und US-Hotelmilliardär Robert Bigelow. Mit ihren Unternehmen Virgin Galactic, Blue Origin, Space X und Bigelow Aerospace wollen die Ersten schon 2012 Touristen ins All fliegen. Am 17. Oktober wird im US-Bundesstaat New Mexico der Weltraumhafen „Spaceport America“ eröffnet. Texte: Ilka Kopplin Foto: PR
95.000 Dollar kostet der Flug beim holländischen Anbieter SXC und dessen US-Partner XCOR. Sie fliegen von 2014 an Passagiere in 100 Kilometer Höhe, der Grenze zwischen Erdatmosphäre und Weltraum. Foto: PR
430 Touristen, darunter elf Deutsche, haben sich schon ein Ticket von Virgin Galactic gesichert – der Raumfahrtfirma von Abenteurer Richard Branson. Der dreieinhalbstündige Flug kostet 200 000 Dollar. Start: 2012. Foto: PR
16 Sonnenaufgänge sollen Gäste des russischen Weltraumhotels von Orbital Technologies beobachten – täglich. Ab 2016 können in vier Zimmern sieben Personen wohnen, in 350 Kilometer Höhe. Der fünftägige Trip kostet eine Million Dollar. Foto: PR
30 Kilometer Flughöhe soll die wiederverwend- bare Rakete des US-Unternehmens Armadillo Aerospace bei den nächsten Tests schaffen. Anders als Konkurrenten wie XCOR startet und landet sie senkrecht. Ein Flug soll 102.000 Dollar kosten. Foto: PR
7 Personen passen in Boeings Raumkapsel CST-100. Von 2015 an können auch Touristen mitfliegen. Sie soll etwa als Taxi für das aufblasbare Allhotel von Bigelow Aerospace dienen. Hotelier Robert Bigelow kooperiert hierzu mit Boeing. Foto: PR
14 Kilometer Flughöhe hat die Raumkapsel von Blue Origin, dem Unternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos, bei ihrem Testflug im August erreicht. Dann kam es zu „Unregelmäßigkeiten im Flug“ und das für den Frachttransport entwickelte Raumschiff musste von der Bodenstation aus zerstört werden. Eine Kapsel für bemannte Raumflüge lässt Bezos derzeit separat entwickeln. Foto: PR
1,6 Milliarden Dollar – über diese Summe haben das US-Raumfahrtunternehmen von PayPal-Mitbegründer Elon Musk, Space Exploration Technologies (Space X), und die NASA einen Vertrag abgeschlossen. Ab kommendem Jahr soll Space X für die NASA Güter zur Raumstation fliegen. Foto: PR
150 Millionen Dollar soll ein Ticket zum Mond beim US-Anbieter Space Adventures kosten. Zwei soll er bereits verkauft haben. Neben Suboribitalflügen und Flügen zur Internationalen Raumstation (ISS) will das Unternehmen spätestens 2017 Touristen in neun Tagen einmal um den Mond fliegen. Der russische Partner Energija stellt dafür umgebaute Sojus-Raumkapseln bereit. Foto: PR
4 bis 6 Tage sollen Weltraumtouristen im Galactic Suite Spaceresort der spanischen Galactic Suite Group verbringen. Das Unternehmen plant bereits, Ende kommenden Jahres sein Hotel in Betrieb zu nehmen. Foto: PR
Der Gedanke, die Bodenschätze der Asteroiden zu nutzen, nicht neu. Der Astronom und Asteroiden-Experte, Guy Consolmagno, ist von der außerirdischen Gewinnung von Erzen und Gold fest überzeugt. Bereits vor vier Jahren verwies er auf Vor- und Nachteile von Weltraumbergwerken. Einerseits verschwände die Industrie - und damit all ihre Schadstoffe - im wahrsten Sinne des Wortes von der Erdoberfläche. Andererseits sei Arbeitslosigkeit innerhalb des Bergbausektors die Folge. Auch andere Experten sind sich sicher, dass die Rohstoffzukunft im Weltall liegt. Auf unserem Planeten sind viele Bodenschätze nur noch schwer erreichbar, während sie im All nur von der Oberfläche der Asteroiden gekratzt werden müssen. Das beweisen unter anderem die Funde der japanischen Sonde Hayabusa, die im Jahr 2005 Proben vom Asteroiden Itokawa mit zur Erde brachte - dort fand sich Seltene Erden und verschiedene Erze direkt auf der Oberfläche.
Planetary Resources ist außerdem auf Wasser aus - um daraus Wasserstoff und Sauerstoff zu gewinnen als Treibstoff und Atemluft für lange Reisen tief ins All. „Ein Asteroid kann unglaublich wertvoll sein, wenn man den richtigen findet“, sagte Anderson. Was sich nach Science Fiction anhört, ist nach Angaben der Firma durchaus machbar. „Wir müssen die Kosten drastisch senken“, sagte Ex-Nasa-Mann Chris Lewicki, der das Projekt technisch leitet. Laut Studien der NASA könnten Asteroiden mit Roboter-Raumschiffen aus der Umlaufbahn der Sonne in die deutlich näher gelegene und deutlich kühlere Mond-Umlaufbahn befördert werden. Der interstellare Abschleppdienst kostet laut deren Berechnungen 2,6 Milliarden Dollar - also rund 2,2 Milliarden Euro. Lewicki war früher an einer Mars-Mission der NASA beteiligt und leitet nun bei Planetary Resources ein Team von zwei Dutzend Ingenieuren. Weitere sollen hinzukommen.
Während die staatlichen Weltraum-Programme in den USA und Russland mit Sparmaßnahmen klarkommen müssen, hatten in den vergangenen Jahren wohlhabende Unternehmer private Projekte vorangetrieben. Google-Verwaltungsratschef und Geldgeber Schmidt verglich nun Planetary Resources mit der Eroberung des Wilden Westens - und hob in einer Erklärung hervor, wie wichtig es sei, neue Rohstoffquellen zum Nutzen der Menschheit zu erschließen. „Es gibt eine gute Möglichkeit, dass wir scheitern“, warnte jedoch Mitgründer Anderson. „Klar hoffen wir darauf, Geld zu verdienen. Wenn das erfolgreich ist, verdienen wir viel Geld.“