Josh Fox hat für seinen spektakulären Film viel Kritik erfahren. Sensationsheischend nahm er Effekte und Ungenauigkeiten in Kauf. Sowohl Exxon Mobil als auch der US-Bundesstaat Colorado bezeichnen die Sache mit dem brennenden Wasserhahn als so einen spektakulären, falschen Effekt. So schätzt es auch die Bundesanstalt für Geowissenschaftlichen und Rohstoffe die Bilder ein. Methan sei in einigen Regionen im Nordwesten der USA in großen Mengen im Boden vorhanden und auch schon vor dem Fracking in das Wasser gelangt.
Dennoch veränderte der Film die Wahrnehmung von Probebohrungen und Fracking auch in Deutschland erheblich. Die Kritik nahm massiv zu und rückte das Thema in den Fokus. Zum Ärger der fördernden Unternehmen. Aus eigenem Interesse gab Exxon Mobil beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung eine Studie in Auftrag und bat ein unabhängiges Expertenteam die Risiken beim Fracking zu eruieren. Für die Studie wurden keine Daten erhoben, sondern vorhandenes Material in einem Expertenkreis neu ausgewertet. Betreut hat das Projekt Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum. Er ist der Leiter der Abteilung Aquatische Ökosystemanalyse.
Das Ergebnis ist eindeutig: Exxon muss zwar nachbessern, aber das Verfahren ist in Deutschland eine Option. Allerdings müsse sich an bestimmte Kriterien gehalten werden. Denn ganz ohne ist die Methode nicht, und in Deutschland fehlen Erfahrungswerte. Also empfehlen die Experten eine Herangehensweise in vorsichtigen Schritten.
„Bezüglich der Sorgen um das Trinkwasser haben wir eine klare Richtlinie“, sagt Dietrich Borchardt. Und die lautet: Trinkwasser- und Gewässerschutz geht vor Energiegewinnung. Schließlich ist Trinkwasser keine erneuerbare Ressource. Entsprechend empfehlen die Experten den Einsatz von Fracking nicht in Gebieten in denen tektonisch kritische Spannungen vorkommen. Ebenfalls Trinkwasserschutzgebiete und Heilquellengebiete sollten ausgenommen werden. Entsprechende politische Beschlüsse gibt es bereits.
Gerade wegen der häufigen Bohrungen gelte es, die tektonische Struktur besonders gründlich zu untersuchen. „Wenn der Untergrund nicht über ausreichende Barrieren verfügt, raten wir dringend von Fracking ab“, so Borchardt.
Um eine möglichst hohe Sicherheit zu Garantieren gibt es seitens der deutschen Politik klare Richtlinien. Wer fracken will muss einen Antrag auf eine Bergbauberechtigung stellen, damit für jeden Standort geprüft werden kann, ob ein sogenanntes Frack-Verfahren überhaupt möglich ist.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sieht eher Gefahren im Umgang mit den Chemikalien an der Oberfläche. „Die Erfahrungen aus 300 Fracks in Deutschland im Bereich Tight Gas haben gezeigt,dass es unter Tage eigentlich nie zu Unfällen kommt“, sagt Stefan Lagade vom BGR. Beim Anliefern oder Abtransport der Stoffe habe es eher Komplikationen gegeben. Entsprechend sind die Unternehmen aufgefordert, weniger giftige Stoffe zu entwickeln, mit denen das Fracking dennoch möglich ist.